15.09.2016

Projekte

Forschungsprojekt zur Glaserhaltung

 

Bereits seit Ende Juli müssen Besucher des Hallenbads Feuerbach in Stuttgart auf ihr tägliches Badevergnügen verzichtet. Der Grund: In den nächsten 24 Monaten wird das denkmalgeschützte Gebäude saniert und restauriert. Die Herausforderung: Die farbige und gebäudebestimmende Glasfassade.

Nach ausführlicher Analyse erstellt das Fraunhofer-ISC Konzepte zur Reinigung der Gläser. Foto: Fraunhofer ISC/K. Dobberke
Die Glasfassade des Schwimmbads Stuttgart-Feuerbach zeigt massive Korrosionsschäden. Sie wurden durch die undicht gewordenen Verbundstellen der Isolierglasscheiben hervorgerufen. Foto: Regierungspräsidium Stuttgart, Landesdenkmalpflege
Es haben sich kristalline Ablagerungen als weißer Schleier auf die bemalten Glasscheiben gelegt. Foto: Fraunhofer ISC/K. Selsam-Geißler
HAP Grieshaber, eigentlich Helmut Andreas Paul Grieshaber war ein bedeutender Grafiker und Künstler. Er arbeitete vorwiegend mit großformatigen Holzschnitten, sodass die Glasmalereien als Besonderheit gelten dürfen. Das Foto zeigt ihn auf der 29. Frankfurter Buchmesse am 12. Oktober 1977. Foto: Bundesarchiv, B 145 Bild-F051796-0011/Lothar Schaack/CC-BY-SA 3.0

Bedeutung

Das Fraunhofer Institut für Silicatforschung (ISC) forscht derzeit an der Zusammensetzung und dem Erhalt der Glasscheiben. Das Ziel ist die Erstellung eines Konservierungskonzepts, bei der besonders die Reinigung und der Schutz der Oberflächen im Vordergrund stehen. Die Glasscheiben zeigen eine Doppelverglasung und sind stark korrodiert.

Die Scheiben wurden einst von HAP Grieshaber (1909–1981) zwischen 1959 bis 1964 für das Gebäude des Architekten Manfred Lehmbruck (1913–1992) geschaffen. Aufgrund seiner Transparenz, der leichten Schwingung des Daches sowie der Schrägstellung der Glasfronten unterscheidet es sich deutlich von den umliegenden Bauten und wurde daher unter Denkmalschutz gestellt.

Untersuchungen

In den letzten Monaten analysierte das Fraunhofer-ISC anhand von Testscheiben aus dem Archiv des Schwimmbads die Materialzusammensetzung mithilfe von Querschliffen sowie einer Kombination aus Röntgenspektroskopie und Rasterelektronenmikroskopie. Untersucht wurden die Glaszusammensetzung und die Glasoberfläche einer unbemalten sowie die Farbzusammensetzung einer bemalten Glasscheibe.

Schäden

Die Untersuchungsergebnisse zeigen kristalline Ablagerungen aus Calcium- und Natriumsilicatverbindungen, die sich in einer Art weißem Schleier auf der Scheibe niedergeschlagen haben. Dadurch wird sowohl die Sicht behindert als auch die farbigen Zeichnungen überdeckt. „An lokalen Stellen reiche die Korrosion bis zu 20 Mikrometer in die Tiefe des  Flachglases“, so Sabrina Rota, Leiterin des Fraunhofer-ISC. Entstanden seien die Schäden durch einen undicht gewordenen Randverbund der Isolierglasscheiben. Es konnte Feuchtigkeit in den Glaszwischenraum eindringen und zunächst zur Glasauslaugung und später zur Anreicherung von Korrosionsprodukten und schließlich zur Glasauflösung führen.

Glaskorrsion verhindern

Das Konzept sieht vor, die Transparenz der Scheiben sowie ihre Lesbarkeit wieder herzustellen. Um ein Voranschreiten der Korrosion zu verhindern, sollen die Gläser wieder in einem Isolierglasverbund verbaut werden.

Die Glaserhaltung wird immer wieder diskutiert. Wir veranstalteten dazu im Januar 2016 auf der monumento eine Podiumsdiskussion. Das Ergebnis war untera adnerem die unbedingte Anwendung historischer Techniken, wenn es um REkonsturktionen geht. Wer mehr über das Projekt des Fraunhofer-ISC erfahren möchte, kann sich auf der glasstec darüber informieren. Sie findet vom 20. bis 23. September 2016 in Düsseldorf statt.

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