27.02.2018

Beruf

Farbe an der Wand


Ein DFG-Projekt zu mittelalterlichen Raumfassungen

Die farbigen Ausmalungen städtischer Häuser vor 1350 ist Thema einer Tagung in Erfurt, die am 5. und 6. Juli 2018 stattfindet. Neben der Besichtigung profaner Raumfassungen aus der thüringischen Hauptstadt, präsentieren Referenten Beispiele aus Deutschland, Österreich, England, Frankreich und der Schweiz. Der Fokus liegt insbesondere auf der Ausführungs- und Maltechnik der Fassungen.

 

Schon dem ausgehenden 19. Jahrhundert war bewusst, dass in den mittelalterlichen Profanbauten unter zahlreichen Tünchen farbige Ausmalungen in gleichem Maße wie in den Kirchen schlummern. Untersucht und dokumentiert wurden allerdings in der Regel nur die Raumfassungen des Adels in Pfalzen, Burgen und Stadthöfen. Die Farbfassungen mittelalterlicher Bürgerhäuser hingegen sind erst in den letzten Jahrzehnten stärker in das Interesse der Hausforschung, Denkmalpflege und Kunstgeschichte gerückt: Tagungen in Lübeck (2000: „Geschichte in Schichten“) und in Bad Windsheim (2008: „Farbe und Dekor am historischen Haus“) präsentierten die Vielfalt farbiger Gestaltungen in und an profaner Architektur vom Mittelalter bis in die Neuzeit.

Seitdem ist nicht nur die Anzahl der erhobenen Befunde gestiegen, auch die wissenschaftliche Untersuchung der Raumfassungen ist vorangeschritten. So konnte im Rahmen des von der DFG geförderten Forschungsprojektes „Ein hochmittelalterlicher jüdischer Wohn- und Handelskomplex in Erfurt und seine Raumfassung“ der TU Berlin (Dr.-Ing. habil. Barbara Perlich) und FH Erfurt (Prof. Dr. Christoph Merzenich) die älteste erhaltene mittelalterliche Deckenfassung in einem bürgerlichen Wohnhaus im deutschsprachigen Raum untersucht werden.

Nach wie vor fehlt ein Überblick über die Vielfalt profaner Raumfassungen, zumal die Bandbreite der Gestaltungsarten auch einfachste Lasuren und Anstriche umfasst und von Dekorationsmalerei bis hin zu figürlichen Darstellungen reicht. Insbesondere die Epoche des Hochmittelalters ist dahingehend noch wenig erforscht. Darüber hinaus sind umfassende technologische Untersuchungen bislang meist nur für die monumentalen, sakralen Wandmalereien üblich gewesen. Die zahlreichen Fassungsbefunde, die Restauratoren im Rahmen der Voruntersuchung an historischen Gebäuden in den letzten Jahrzehnten freilegten, sind demgegenüber bislang noch nicht wissenschaftlich aufgearbeitet und kaum publiziert.

Hinzu kommt, dass weiterführende Fragen zur Technik, wie die Vorbereitung der Untergründe, der Schichtaufbau und die Übertragungstechniken, nicht konsequent beantwortet wurden, wenn nicht sogar ungestellt blieben. Detaillierte Untersuchungen eher durchschnittlicher Befunde profaner Raumfassung und ihre maltechnische Umsetzung blieben in der Regel außen vor. Dabei wäre eine abweichende maltechnische Tradition am Profanbau wahrscheinlich, wie schriftliche Quellen für das Spätmittelalter nahelegen: Nicht nur Maler, sondern auch Tüncher und andere Gewerke haben das Anstreichen der Räume und einfache Dekorationen am Bau ausgeführt.

Was einen auf der Tagung erwartet

Die Tagung „Mittelalterliche Raumfassungen im städtischen Haus. Bestand, Ausführungstechniken und Materialien“ findet am 5. und 6. Juli 2018 im Collegium Maius, dem Hauptgebäude der alten Universität Erfurt und heutigen Landeskirchenamt statt. Der Fokus soll auf die profanen, städtischen Befunde vor 1350 aus dem mitteleuropäischen Raum gelegt werden und insbesondere die Ausführungstechnik und die Maltechnik der Fassungen beleuchten. Wie gingen die Handwerker oder Künstler vor, angefangen von der Vorbereitung der hölzernen Träger und Mauern, über das Abstecken und Entwerfen des Dekors im Raum bis hin zum Setzen der letzten farbigen Akzente? Und welche Materialien verwendeten sie?

Im Rahmen der Tagung werden profane Raumfassungen aus Erfurt besichtigt, wobei sich hier hauptsächlich Malereien auf hölzernen Architekturteilen erhalten haben. Geladene Referenten stellen im Weiteren den mittelalterlichen Bestand profaner Raumfassungen verschiedener Regionen aus Deutschland, Österreich, England, Frankreich und der Schweiz vor. Das endgültige Programm wird im Mai 2018 bekannt gegeben.

Die Teilnahme ist kostenfrei. Um Anmeldung wird bis zum 31. Mai 2018 gebeten unter: julia.hurlbeck@fh-erfurt.de

FH Erfurt, Fakultät Bauingenieurwesen und Konservierung / Restaurierung, Fachbereich Konservierung/ Restaurierung, Julia Hurlbeck M.A., Altonaer Str. 25, 99085 Erfurt

Bei Rückfragen (Julia Hurlbeck): +49 176 23895818

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