Seit 2011 führen die Universität Bern und die Hochschule der Künste Bern (HKB) gemeinsam ein interdisziplinäres Doktorandenprogramm durch. Kunst und Wissenschaft stehen hier nicht im Widerspruch zueinander, sondern gehen Hand in Hand. Die Institutionen haben damit übrigens das erste Schweizerische Doktoratsprogramm für Künstler*innen und Gestalter*innen gegründet: Studies in the Arts (SINTA)
Das Programm Studies in the Arts
In der Vergangenheit gab es für kunstinteressierte Studierende im deutschsprachigen Raum nur ein Entweder-Oder. Auf der einen Seite die Universitäten und Kunsthochschulen, die die Grundlagen der Kunst erforschen, zum anderen die Fachhochschulen, die Kunst als angewandte Forschung untersuchen. Doch 2011 gründeten die Philosophisch-Historischen Fakultät der Universität Bern gemeinsam mit der HKB die Graduate School of the Arts (GSA). Studieninhalt: Die Kunst als Forschung. Erstmals erhielten Künstler*innen und Gestalter*innen, sowie Absolvent*innen von Kunst-, Musik- und Theaterhochschulen in der Schweiz die Möglichkeit zu einer Promotion.
Das 2019 in Studies in the Arts (SINTA) umbenannte künstlerisch/gestalterisch-wissenschaftliche Programm, das auf fünf Jahre ausgerichtet ist, hat sich inzwischen etabliert. Die SINTA greifen Theorie und Praxis sowie Grundlagenforschung und praxisorientierte Forschung eng ineinander. Das Berner Model zeichnet aus, dass es sowohl in der Universität als auch der Hochschule der Künste verankert ist: Die Studierenden werden konsequent aus unterschiedlichen Perspektiven doppelbetreut.
Wissenschaftliche Weiterqualifikation
Student*innen der Kunsthochschulen etwa kommen mit präzisen Fragen und Themen, um sich wissenschaftlich weiter zu qualifizieren, Absolvent*innen der Universitäten hingegen suchen die praktische Nähe zu den Künsten. Nach der Promotion steht den Absolvent*innen sowohl der universitär-akademische als auch der künstlerisch-gestalterische Werdegang offen. Aktuell nehmen 39 Promovierende aus den Fächern Musik-, Theater- und Tanzwissenschaft, Kunstgeschichte und Grafikdesign, Archäologie, Sozialanthropologie, Germanistik und Romanistik am SINTA-Programm teil.
Dissertation für Restaurator*innen besteht
Jährlich werden an der HKB in Bern rund 25 Studierende in fünf Jahrgängen und vier unterschiedlichen Spezialisierungen der Konservierung-Restaurierung (Major-Programme in „Architektur und Ausstattung“, „Gemälde und Skulptur“, „Graphik, Schriftgut und Photographie“ sowie „Moderne Materialien und Medien“) bis auf Masterniveau ausgebildet. Die Möglichkeit zur anschliessenden Dissertation besteht durch das Doktoratsprogramm Studies in the Arts (SINTA) der philosophisch-historischen Fakultät der Universität Bern.
„Forschung in den Künsten“
Dieses setzt sich transdisziplinär mit diversen Theorien und Methoden auseinander. Themen sind etwa die ethnografische Stadterforschung oder das Prototyping, eine agile Entwicklungsmethode, bei der Prozesse oder Produkte anhand Nutzer Rückmeldung flexibel verbessert werden. Viele der Themen wären ohne die Kombination praxisorientierter Forschung und künstlerische Kompetenz gar nicht umsetzbar. Das Modul „Forschung in den Künsten“ wiederum behandelt Geschichte, Diskurse, Theorien, Konzepte, Methoden, Begriffe, Paradigmen und die Positionierung künstlerischer Forschung und schärft im interdisziplinären Austausch den Blick auf das Eigene.
Website des Programms: www.sinta.unibe.ch. Im September 2022 präsentierten fünf SINTA-Doktorierende ganztägig ihre Forschungsergebnisse (7. SINTA Tag). https://www.sinta.unibe.ch/unibe/portal/center_gradschools/micro_gsa/content/e70621/e207086/e1157192/Merkblatt_Bewerbung_SINTA_ger.pdf