19.04.2023

Kulturerbe Nachhaltigkeit Welterbe

Wie die Wiener Schönbrunn Group ihre Einnahmen in die Erhaltung der kaiserlichen Schlösser reinvestiert

Blick auf Schloss Schönbrunn. Rund 2,7 Millionen Menschen pro Jahr besuchen das barocke Ensemble. Foto: © Schönbrunn Group Alexander Eugen Koller
Blick auf Schloss Schönbrunn. Rund 2,7 Millionen Menschen pro Jahr besuchen das barocke Ensemble. Foto: © Schönbrunn Group Alexander Eugen Koller

Dass Erlebnis- und Kulturtourismus für das Welterbe von ganz elementarer Bedeutung sind, zeigt die Wiener Schönbrunn Group. Sie reinvestiert ihre Einnahmen in die Erhaltung der kaiserlichen Schlösser

Es ist die Sehenswürdigkeit Nummer eins in Wien und eines der meistbesuchten Kulturgüter Österreichs: Schloss Schönbrunn. Schloss und Park zählen zu den eindrucksvollsten und am besten erhaltenen barocken Ensembles in ganz Europa, der prachtvolle Anblick lässt einen sogar Versailles vergessen. Aus einem architektonisch anspruchsvollem Jagdschloss zum Sommersitz und später zur Hauptresidenz des Kaiserhauses aufgestiegen, repräsentiert sich Schönbrunn neben der Hofburg als eines der bedeutendsten kaiserlichen Schlösser.

Schloss Schönbrunn – UNESCO-Welterbe

 

Nach den triumphalen Siegen über das Osmanische Reich schuf Stararchitekt Johann Bernhard Fischer von Erlach das hochbarocke Anwesen. Kaiserin Maria Theresia ließ den Prachtbau später vollständig umbauen und mit feinsten Rokoko-Interieurs ausstatten. So erhielt Schönbrunn sein heutiges, weltberühmtes Aussehen. Das Gemäuer atmet europäische Geschichte: Im Spiegelsaal musizierte Mozart als sechsjähriges Wunderkind, Napoleon konferierte einst im Vieux-Laque-Zimmer und 1918 unterzeichnete Kaiser Karl I. im Blauen Chinesischen Salon seinen Verzicht auf die Regierung (Ende der Monarchie).

Heute gehört das Schloss – es liegt seit 1892 im 13. Wiener Gemeindebezirk Hietzing – aufgrund seiner historischen Bedeutung, seiner einmaligen Anlage und der prachtvollen Ausstattung seit über zwanzig Jahren zum UNESCO-Welterbe. „Diese große Auszeichnung bringt eine noch größere Verantwortung mit sich“, weiß Mag. Klaus Panholzer. Als Geschäftsführer der Schönbrunn Group verantwortet er das Herrschaftshaus.

„Rund 2,7 Millionen Menschen besuchen jedes Jahr die über 40 Räume der Repräsentations- und Privatappartements aus Habsburger-Zeiten, an Spitzentagen sind es teilweise sogar bis zu 10 000 Besucher pro Tag. Um die Belastungsgrenzen zu erforschen, haben wir sehr früh angefangen, uns mit innovativen Konzepten zum Besucherstrom-Management in Zusammenarbeit mit dem Austrian Institute of Technology (AIT), Österreichs größter außeruniversitären Forschungseinrichtung zu Fragen im Mobilitätsbereich, auseinanderzusetzen. Die Besucherströme müssen so gelenkt werden, dass einerseits die Achtsamkeit gegeben ist und andererseits das Besucher­erlebnis sehr hoch ist. Ein intelligentes Besucherstrom-Management ermöglicht uns, die Tourenplanungen künftig noch zielgerichteter zu gestalten.“

Schloss Schönbrunn. Foto: Schönbrunn Group / Severin Wurnig
Foto: Schönbrunn Group / Severin Wurnig
Schloss Schönbrunn. Gloriette. Foto: Schönbrunn Gruop / Alexander Eugen Koller
Schloss Schönbrunn. Grosses Parterre. Foto: Schönbrunn Gruop / Alexander Eugen Koller
Schloss Schöbrunn. Grosse Galerie. Foto: Schönbrunn Group / Alexander Eugen Koller
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Schloss Schoenbrunn. Chinesisches Ovalkabinett. Foto: Schönbrunn Group / Alexander Eugen Koller

„Schönbrunn Digital Experience“

 

Die neue Digital-Strategie „Schönbrunn Digital Experience“ unterstützt diese Maßnahmen. Durch einen „One-Stop-Shop“ im Internet wird es künftig auch einen Schlosszugang ohne Wartezeiten geben. Darüber hinaus fließt weiterer Content in die Digitalplattform ein: Die Schauräume des Schlosses in einem Google-Arts-Projekt sind als virtueller Rundgang erlebbar, sämtliche Inhalte der Audioguide-Touren stehen in verschiedenen Sprachvarianten als Audio- oder Textdateien zum Download bereit, und alle Statuen und Denkmäler im Schlosspark Schönbrunn wurden zur Dokumentation für zukünftige Restaurierungsarbeiten als 3D-Modelle festgehalten.

Leitlinie aller Aktivitäten der Schönbrunn Group ist die größtmögliche Schonung der historischen Substanz. Das Management achtet bei der Erschließung für Kultur-, Tourismus- und Freizeitangebote auf sensible Integration. Auch das aktuell im Bau befindliche Arrival Center Schönbrunn soll den Zugang zum Schloss Areal auf allen Wegen erleichtern, via öffentlicher Verkehrsmittel, Bus- und PKW, per Rad sowie zu Fuß. Ausgestattet mit einem Parkplatz inklusive Photovoltaik-Anlage und Elektro-Tankstellen sowie Ankunftsgebäude soll es das Ankommen der Gäste optimal lenken sowie komfortabler gestalten.

Dafür reihen demnächst auch ca. 300 Bäume das Vorfeld zum Schlosseingang. „Die große Beliebtheit von Schloss Schönbrunn ist gleichzeitig auch die wirtschaftliche Basis für die erforderlichen Erhaltungsmaßnahmen“, unterstreicht Klaus Panholzer. „Schloss Schönbrunn steht im Eigentum der Republik und kommt seit der Ausgliederung aus der Bundesverwaltung im Jahr 1992 komplett ohne staatliche Subventionierungen aus.“ Die gesamte Betriebsgesellschaft, die außerdem die Kaiserappartements, das Sisi-Museum und die Silberkammer in der Wiener Hofburg, das Hofmobiliendepot • Möbel Museum Wien und die Marchfeldschlösser Hof und Niederweiden betreibt, erzielte im Jahr 2017 (es stand ganz im Zeichen des 300. Geburtstages von Maria Theresia) eine Rekordbilanz.

Restaurierungs- und ­Erhaltungsarbeiten

 

„Die Einnahmen werden überwiegend in die Erhaltung und Restaurierung der Gebäude investiert, um dieses wertvolle Erbe langfristig und nachhaltig zu sichern“, macht Klaus Panholzer deutlich. 2017 ­investierte die Schönbrunn Group rund 9,5 Millionen Euro in Restaurierungs- und ­Erhaltungsarbeiten. Im Zentrum standen dabei die Rekonstruktion der großen Kaskade in Schloss Hof und die Restaurierung der beiden Chinesischen Kabinette in Schloss Schönbrunn, jene Räumlichkeiten, die Kaiserin Maria Theresia als Spielzimmer und für geheime Besprechungen nutzte. „Seit 1993 waren diese aus konservatorischen Gründen nicht mehr betretbar“, erinnert sich Dr. Elfriede Iby, die die Abteilung Forschung und Dokumentation der Schönbrunn Group leitet und aufgebaut hat. „2012 begannen die ersten Vorbereitungen für die Restaurierung mit einem umfangreichen Forschungsprojekt im Vorfeld zur Herkunft, ­Material und Geschichte der Objekte. Die Ostasia-Expertin Dr. Jorinde Ebert unterstützte uns hier. Über 250 Porzellangefäße chinesischer, ­japanischer und europäischer Herkunft wurden gründlich untersucht. Die anschließenden wissenschaftlichen Vorarbeiten unter der Leitung von Frau Professor Gabriele Krist (Institut für Konservierung und Restaurierung der Universität für angewandte Kunst) bildeten dann die Entscheidungsgrundlagen, um die bedeutenden Zimmer konservatorisch einwandfrei und gleichzeitig ökonomisch vertretbar zu restaurieren.“

„Zeit für Forschung muss sein“

 

Seit 1994 ist die Kunsthistorikerin Elfriede Iby für die Schönbrunn Group tätig und hat in dieser Zeit schon viele umfangreiche Restaurierungsprojekte begleitet. „Eine große logistische Herausforderung – auch mit jahrelanger Vorbereitung – war die Große Galerie, das Herzstück im Zentrum des Schlosses, zu restaurieren, ohne den Besuchsbetrieb schließen zu müssen“, erzählt die Expertin. „Denn dort treffen alle Touren aufeinander. Hier haben wir eine hervorragende Lösung gefunden und die Große Galerie in Teilen eingehaust. Die Gerüste wurden verplattet und mit Fotomontagen bezogen, sodass der Besucher immer den kompletten Eindruck der Großen Galerie hatte.“ Große und sehr aufwendige Restaurierungen waren auch jene der chinesischen Tapeten im Blauen Salon des Schlosses Schönbrunn – das Wiener Institut für Papierrestaurierung führte sie durch – oder die des Prunkbettes von Maria Theresia. „Diesen renommierten Restaurierungsprojekten haben wir jeweils eine Publikation unserer wissenschaftlichen Reihe gewidmet“, sagt Elfriede Iby stolz: „Zeit für Forschung muss sein.“

Entdecken Sie im Video die Schönbrunn Group:

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