Der Münchner Olympiapark wurde für die Olympischen Spiele 1972 auf einem Trümmerberg des Zweiten Weltkrieges errichtet. Das architektonische Gesamtensemble –seit 1998 denkmalgeschützt – soll UNESCO-Welterbe werden. Gestern ist München in dieser Angelegenheit einen kleinen Schritt weiter gekommen: Der Antrag, den Olympiapark in die bayerische Vorschlagsliste aufzunehmen, wurde vom Expertenrat des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst positiv beurteilt

Der Antrag der Stadt München auf Eintragung des Olympiaparks in die UNESCO-Welterbeliste nimmt immer konkretere Formen an. Anlässlich des Beginns der Olympischen Sommerspiele am 23. Juli in Tokio informierten gestern, am 19. Juli 2021, Stadtbaurätin Prof. Dr. (Univ. Florenz) Elisabeth Merk, Prof. Dr. Jörg Haspel, Präsident von ICOMOS Deutschland, Prof. Dr. Sigrid Brandt, Vizepräsidentin von ICOMOS Deutschland, Marion Schöne, Geschäftsführerin der Olympiapark München GmbH und Wiepke van Aaken, Leiterin des Welterbeantrags im Referat für Stadtplanung und Bauordnung, zum Welterbeantrag des Olympiaparks.
Insbesondere der Kernbereich des Olympiaparks mit seinen Sportstätten gehören zu den wichtigsten Dokumenten der europäischen Baukultur des 20. Jahrhunderts. Ergänzung fand die bauliche Gestaltung mit dem Grafikdesign von Otl Aicher, dessen Farbgestaltung symbolisch für die Grundwerte von Demokratie und olympischem Geist stehen. Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege nahm am 19. März 1998 den Olympiapark als Ensemble sowie das Olympiastadion, die Olympiahalle, die Olympia-Schwimmhalle, den Fernsehturm sowie das Ökumenische Kirchenzentrum des Olympischen Dorfes als Einzelbaudenkmäler in die Denkmalliste auf.
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Hans-Jochen Vogel war ein großer Befürworter
Dass sich der Olympiapark mit seinen Bauten für die Aufnahme in die UNESCO-Welterbeliste bewerben soll, wird schon lange öffentlich diskutiert. Münchens Alt-Oberbürgermeister Dr. Hans-Jochen Vogel war ein großer Befürworter. Er brachte damals die Olympischen Spiele nach München und hat die Schirmherrschaft des Vereins „Aktion Welterbe Olympiapark e.V.“ übernommen. Im November 2017 diskutierten Experten aus Stadtplanung, Politik und einschlägigen Organisationen, was der UNESCO-Welterbetitel für München bedeuten würde. Welche Verpflichtungen sind damit verbunden und wie kann die Landeshauptstadt davon profitieren? Was bedeutet der Welterbetitel für München und welche Konsequenzen entstehen daraus für die Weiterentwicklung des Olympiaparks? Die internationale ICOMOS-Tagung am 7. und 8. November 2019 in München widmete sich ebenfalls dem Erbe der Olympischen Spiele der Neuzeit: Historische Sportstätten zwischen Konservierung und Konversion. Die Dokumentation dieser Tagung ist fertiggestellt und liegt nun als Publikation vor.
Der Stadtrat befürwortete die Beantragung der Aufnahme des Olympiaparks als UNESCO-Welterbe und beauftragte das Referat für Stadtplanung und Bauordnung mit der Vorbereitung des Bewerbungsverfahrens. Die Vorbewerbung des Olympiaparks als UNESCO-Welterbe (samt sogenannter Tentativliste) wurde im Oktober 2019 beim beim Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst eingereicht. Bis zur Verleihung des Titels ist es allerdings ein langer Weg. Das Bewerbungsverfahren geht von der Kommunal- über die Landes- bis hin zur Bundesebene. Erst im Jahr 2024 öffnet sich die UNESCO-Vorschlagsliste wieder, da vorher andere Bewerbungen aus aller Welt abzuarbeiten sind. Frühestens im Sommer 2026 entscheidet das UNESCO-Welterbekomittee über die Eintragung des Olympiaparks in die Welterbeliste.
In dem laufenden dreistufigen Verfahren ist jetzt ein erster Zwischenerfolg erzielt worden: Der Antrag, den Olympiapark in die bayerische Vorschlagsliste aufzunehmen, wurde vom Expertenrat des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst positiv beurteilt.
Lesen Sie mehr dazu in der kommenden RESTAURO 6/2021.
Tipp: Pünktlich zum Beginn der Olympischen Sommerspiele in Tokio am 23. Juli erscheint der ICOMOS- Tagungsband zum architektonischen Erbe der Olympischen Spiele der Moderne. Er dokumentiert die Ergebnisse einer internationalen Tagung, die im November 2019 im Münchner Olympiapark statt- fand. Erstmals verschafften sich Denkmalpfleger, Sporthistoriker und Welterbe-Experten einen globalen Überblick über die architektonischen Zeugnisse, die diese sportlichen Großveranstaltungen im 20. Jahrhundert hinterlassen haben. Neben Beiträgen zu Berlin (1936) und München (1972) finden sich in dem dreisprachigen Tagungsband über 25 Beiträge zu den wichtigsten erhaltenen Stätten der Olympischen Sommerspiele der Neuzeit, die erstmals 1896 in Athen und seitdem mehr als 30 Mal weltweit stattfanden. Stockholm, Amsterdam, Helsinki, Rom oder Moskau waren weitere wichtige Stationen in Europa; Los Angeles, Montreal, Mexiko oder Tokio stehen für die weltumspannende Faszination, die von dem Olympischen Geist im Sinne von Baron Pierre de Coubertin ausging. Der Band bietet eine erste Bestandsaufnahme der überlieferten Sportstätten.
Das moderne Erbe der Olympischen Spiele. Historische Sportstätten zwischen Konservierung und Konversion │ The Modern Heritage of the Olympic Games. Historic Sports Sites between Conservation and Conversion Herausgeber: Sigrid, Brandt, Jörg Haspel, Ralph Paschke und John Ziesemer. ICOMOS – Hefte des Deutschen Nationalkomitees LXXVI, 236 Seiten mit zahlreichen, vorwiegend farb. Abb., Hendrik Bäßler Verlag Berlin 2021