07.11.2019

Branchen-News

Das moderne Erbe der Olympischen Spiele

am 7./8. November tagt in München eine internationale Konferenz zur architektur- und sportgeschichtlichen Bedeutung olympischer Anlagen der Moderne. Auch der Olympiapark soll UNESCO-Welterbe werden. Foto: © IOC/ Bayerisches Hauptstaatsarchiv
am 7./8. November tagt in München eine internationale Konferenz zur architektur- und sportgeschichtlichen Bedeutung olympischer Anlagen der Moderne. Auch der Olympiapark soll UNESCO-Welterbe werden. Foto: © IOC/ Bayerisches Hauptstaatsarchiv

Der Olympiapark soll UNESCO-Welterbe werden

Die internationale ICOMOS-Tagung am 7. und 8. November 2019 in München widmet sich dem Erbe der Olympischen Spiele der Neuzeit: Historische Sportstätten zwischen Konservierung und Konversion

2020 finden die Olympischen Sommerspiele in Tokio statt. Die japanische Hauptstadt war bereits 1964 Austragungsort der Spiele. Wie zuvor in Rom und später in Mexiko und München erlangten olympischen Bauten Weltruf, darunter die Konstruktionen von Kenzo Tange. Mehr als ein halbes Jahrhundert später dienen nun manche historischen Olympiabauten nicht mehr als Austragungsort für die Spiele, sondern stehen zur Disposition für neue Spielstätten oder sind durch ihren Funktionsverlust von Leerstand oder Verfall bedroht.

ICOMOS Deutschland und die Landeshauptstadt München nehmen nun im Vorjahr zu den Olympischen Spielen 2020 in Japan in der Olympiastadt München die aktuelle bayerische Initiative zur Welterbenominierung des Olympiaparks von 1972 zum Anlass für eine internationale Konferenz zur architektur- und sportgeschichtlichen Bedeutung olympischer Anlagen der Moderne. Unter dem Patronat des ehemaligen Oberbürgermeisters von München, Dr. Hans-Jochen Vogel, stellen Experten aus aller Welt Erhaltungsperspektiven für Olympiabauten des 20. Jahrhunderts vor und diskutieren ihr Potential für eine Eintragung in die Welterbeliste der UNESCO.

Die Konferenz steht unter dem Motto des Europäischen Kulturerbejahrs „Sharing Heritage“ und wird von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert. ICOMOS Deutschland und die Landeshauptstadt München richten die Tagung in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, der Landesgruppe Bayern der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung (DASL), dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und dem Verein „Aktion Welterbe Olympiapark“ aus.

Die Tagung knüpft an die Berliner ICOMOS-Tagung von 2001 „Sport – Stätten – Kultur. Historische Sportanlagen und Denkmalpflege / Sports – Sites – Culture. Historic Sports Grounds and Conservation“ an sowie an den Internationalen Denkmaltag (International Day of Monuments and Sites), den ICOMOS 2016 anlässlich der Olympischen Spiele in Brasilien (Rio de Janeiro) unter das Thema „Das Erbe des Sports“ („The Heritage of Sport“) gestellt hatte.

Der Münchner Olympiapark wurde für die Olympischen Spiele 1972 auf einem Trümmerberg des Zweiten Weltkrieges errichtet. Das architektonische Gesamtensemble –seit 1998 denkmalgeschützt – soll UNESCO-Welterbe werden.

Insbesondere der Kernbereich des Olympiaparks mit seinen Sportstätten gehören zu den wichtigsten Dokumenten der europäischen Baukultur des 20. Jahrhunderts. Ergänzung fand die bauliche Gestaltung mit dem Grafikdesign von Otl Aicher, dessen Farbgestaltung symbolisch für die Grundwerte von Demokratie und olympischem Geist stehen. Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege nahm am 19. März 1998 den Olympiapark als Ensemble sowie das Olympiastadion, die Olympiahalle, die Olympia-Schwimmhalle, den Fernsehturm sowie das Ökumenische Kirchenzentrum des Olympischen Dorfes als Einzelbaudenkmäler in die Denkmalliste auf.

Dass sich der Olympiapark mit seinen Bauten für die Aufnahme in die UNESCO-Welterbeliste bewerben soll, wird schon lange öffentlich diskutiert. Münchens Alt-Oberbürgermeister Dr. Hans-Jochen Vogel ist ein großer Befürworter. Er brachte damals die Olympischen Spiele nach München und hat die Schirmherrschaft des Vereins „Aktion Welterbe Olympiapark e.V.“ übernommen. Im November 2017 diskutierten Experten aus Stadtplanung, Politik und einschlägigen Organisationen, was der UNESCO-Welterbetitel für München bedeuten würde. Welche Verpflichtungen sind damit verbunden und wie kann die Landeshauptstadt davon profitieren? Was bedeutet der Welterbetitel für München und welche Konsequenzen entstehen daraus für die Weiterentwicklung des Olympiaparks?

Der Stadtrat befürwortete die Beantragung der Aufnahme des Olympiaparks als UNESCO-Welterbe und beauftragte das Referat für Stadtplanung und Bauordnung mit der Vorbereitung des Bewerbungsverfahrens. Die Vorbewerbung des Olympiaparks als UNESCO-Welterbe (samt sogenannter Tentativliste) wurde im Oktober 2019 beim beim Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst eingereicht. Bis zur Verleihung des Titels ist es allerdings ein langer Weg. Das Bewerbungsverfahren geht von der Kommunal- über die Landes- bis hin zur Bundesebene. Erst im Jahr 2024 öffnet sich die UNESCO-Vorschlagsliste wieder, da vorher andere Bewerbungen aus aller Welt abzuarbeiten sind.

Die Tagung findet im Gästebereich des Olympiastadions statt (Spiridon-Louis-Ring, 80809 München). Tagungssprache ist Deutsch und Englisch.

ICOMOS (International Council on Monuments and Sites) wurde 1965 in Warschau gegründet. Der internationale Rat für Denkmalpflege setzt sich als nichtstaatliche Organisation weltweit für den Schutz und die Pflege von Denkmälern ein. In Deutschland nimmt der Verein Aufgaben als Berater-Organisation der UNESCO wahr und macht sich somit auf überregionaler und internationaler Ebene für die Erhaltung der Denkmäler, Ensembles und Kulturlandschaften stark.

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