Dr. Harald Müller, Begründer und wissenschaftlicher Leiter des IMS Wiesbaden, prüft, ob Kulturgüter echt sind. Foto: © Frank Rumpenhorst /www. frankrumpenhorst.com
Dr. Harald Müller, Begründer und wissenschaftlicher Leiter des IMS Wiesbaden, prüft, ob Kulturgüter echt sind. Foto: © Frank Rumpenhorst /www. frankrumpenhorst.com

Für Museen, Sammler und den Kunsthandel sind Echtheit, Alter und Herkunft eines Kunstobjektes von zentraler Bedeutung. Dr. Harald Müller, Begründer und wissenschaftlicher Leiter des IMS Wiesbaden, prüft in Wiesbaden mit Mikroskop und Röntgenstrahlen, ob Kulturgüter echt sind. Allerdings ist er weder Kunsthistoriker noch Restaurator, sondern als Physiker auf Materialanalytik und Materialwissenschaften spezialisiert.

Wer Dr. Harald Müller fragt, was ihn an der Beschäftigung mit Materialien von Kunstwerken und historischen Artefakten so fasziniert, dem antwortet der Wiesbadener Wissenschaftler gern mit einem Zitat von Adolf Martens (1850–1914), dem Begründer der Materialographie: „In Struktur, Zusammensetzung und Eigenschaften von Materialien sind ihre Herstellung und Geschichte aufgezeichnet“, schrieb Martens. Müller selbst setzt, auf seinen spezifischen Fachbereich bezogen, hinzu: „Die Beschäftigung mit Material- und Herstellungstechnik eines Kunstgegenstandes birgt eine wichtige Voraussetzung für das Verständnis des Kunstwerks und seiner Entstehungsgeschichte.“ Allerdings ist Dr. Harald Müller weder Kunsthistoriker noch Restaurator, sondern als Physiker auf Materialanalytik und Materialwissenschaften spezialisiert. Bei der Hoechst AG leitete er eine Abteilung für physikalische Analytik, die sich mit entsprechenden Fragen beschäftigte. Später übernahm er dort das Arbeitsgebiet der Untersuchung von Kunst, Kulturgut und Antiquitäten – in den 1990er Jahren war die Hoechster Analytik eines der führenden Laboratorien auf diesem Gebiet –, führte dieses Arbeitsgebiet bei der Degussa AG weiter und gründete schließlich 2009 sein eigenes Institut, das IMS Institute for Materials Science and Authenticity Testing. Mit diesem naturwissenschaftlichen Blickwinkel kann Müller vieles aus Objekten herauslesen: Wo, wie und wann sie entstanden sein müssen, aus welchen Quellen die Materialien stammen, aus denen die Objekte gefertigt wurden, auf welchen Handelswegen diese Kulturgüter einst verbreitet wurden… Und doch kreisen 70 bis 80 Prozent seiner Untersuchungen nur um eine einzige Frage: Echt oder falsch?

„Zu mir kommt, wer im Hinblick auf Herkunft und Echtheit eines Werkes Fragen hat“, sagt Müller, „Kunsthändler, Sammler, Käufer und Verkäufer, Auktionshäuser und natürlich Museen.“ Das archäologische Museum in Frankfurt zählt zu seinen Kunden, das Städel Museum ebenso; meist gibt es bereits seitens eines Altertumsforschers, Kunsthistorikers oder erfahrenen Sammlers einen „Anfangsverdacht“; manchmal möchte der Käufer eines Werkes auch sichergehen, dass die Zuschreibung wirklich stimmt, für die er gerade viel Geld bezahlt hat.

Lesen Sie weiter in der Ausgabe 3/2019: Titelthema Technologie & Kunstschätze.

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