27.10.2023

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Erneuter Appell: Bessere Bezahlung für Restaurator:innen!

Studiengangsleiterin für Konservierung und Restaurierung an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, Professorin Dr. Andrea Funck forderte in einem öffentlichen Brief vom 9. Oktober 2023 Ministerien und Behörden dazu auf, tariflich beschäftigte Restaurator:innen besser zu bezahlen. Foto: privat
Studiengangsleiterin für Konservierung und Restaurierung an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, Professorin Dr. Andrea Funck forderte in einem öffentlichen Brief vom 9. Oktober 2023 Ministerien und Behörden dazu auf, tariflich beschäftigte Restaurator:innen besser zu bezahlen. Foto: privat

Andrea Funck, Professorin und Studiengangsleiterin für Konservierung und Restaurierung an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, forderte in einem öffentlichen Brief Anfang Oktober 2023 Ministerien und Behörden dazu auf, tariflich beschäftigte Restaurator:innen besser zu bezahlen. Denn: Die niedrige Bezahlung dieser Berufsgruppe führt dazu dass das Interesse junger Menschen in Deutschland an einem Studium in der Restaurierungswissenschaft immer weiter abnimmt

Die Studiengangsleiterin für Konservierung und Restaurierung an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, Professorin Dr. Andrea Funck forderte in einem öffentlichen Brief vom 9. Oktober 2023 Ministerien und Behörden dazu auf, tariflich beschäftigte Restaurator:innen besser zu bezahlen. Die niedrigen Eingruppierungen im öffentlichen Dienst und die völlig veralteten Entgeltordnungen aus dem BAT von 1968 in den Ländern machen das Studium der Konservierung/Restaurierung für junge Menschen immer weniger attraktiv. Und das hat letztlich negative Konsequenzen für den Schutz des Kulturerbes.


Abnehmende Zahl an Ausbildungsstätten für Restaurator:innen

Andrea Funck ist in Stuttgart Prorektorin für Nachwuchsförderung und Forschung. Ihren „Appell zur Besserbezahlung: Zukunftsfähigkeit des Kulturguterhalts und des beruflichen Nachwuchses an Restaurator:innen“ unterzeichneten 19 Professor:innen aller deutschen Hochschulen, die Restaurierung und Konservierung lehren. Der Appell ist ein weiterer wichtiger Baustein beim Aushandeln angemessener Gehälter und Honorare für Restaurator:innen. Aus der Sicht der Unterzeichnenden ist die Zukunftsfähigkeit der Restaurierung und damit des Kulturguterhalts vor allem an staatlichen Einrichtungen in Deutschland aus zwei Gründen gefährdet: Erstens: Die aktuelle Eingruppierungspolitik der Bundesländer gemäß TV-L und zweitens: Die abnehmende Zahl an Ausbildungsstätten und -möglichkeiten für angehende Restaurator:innen. Allein in den letzten Jahren schlossen drei Hochschulstandorte in Deutschland komplett sowie eine Fachrichtung an der FH Potsdam (Metallrestaurierung).


Rückgang an qualifizierten Fachkräften

Beide Entwicklungen, die sich gegenseitig verstärken, führen bereits heute zu einem spürbaren Rückgang an qualifizierten Fachkräften und unbesetzten Stellen insbesondere in Landesreinrichtungen in Deutschland. Dem Schreiben vom 9. Oktober ging ein Brief mit ähnlichem Wortlaut voraus, der von der damaligen Direktorin des Landesmuseum Württemberg, Prof. Dr. Astrid Pellengahr, und Prof. Dr. Andrea Funck, Leitung des Studiengangs Konservierung und Restaurierung von archäologischen, ethnologischen und kunsthandwerklichen Objekten sowie Prorektorin Forschung und Nachwuchsförderung, am 21.06.2022 an die damalige Staatssekretärin im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, Petra Olschowski, seit Ende September 2022 Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, geschickt wurde.


Tarifliche Eingruppierung ist der akademischen Qualifikation von Restaurator:innen heute nicht mehr angemessenen

Restaurator:innen in Deutschland sind überwiegend in Museen, Denkmalämtern und Archiven angestellt, die in der Mehrzahl von den Ländern getragen werden. Für diese Berufsgruppe gilt jedoch in den Ländern gegenwärtig noch immer die völlig veraltete Entgeltordnung aus dem BAT von 1968. Seit Jahrzehnten erfolgt deshalb in der Regel eine Eingruppierung von Restaurator:innen unabhängig ihrer seit den 1970er Jahren vorhandenen Diplom- oder Masterabschlüsse im gehobenen Dienst (EG 8, 9 oder 10), obwohl sich der Beruf in den letzten 50 Jahren grundlegend von einer überwiegend handwerklichen Tätigkeit, hin zu einer wissenschaftlich fundierten Aufgabe weiterentwickelt hat. Eine solche Eingruppierung ist deshalb der tatsächlichen Qualifikation von Restaurator:innen heute nicht mehr angemessenen und wirkt sich zudem nachteilig auf ihre hierarchische Stellung in den Institutionen aus. Dieses Missverhältnis wurde in den letzten Jahren für Restaurator:innen, die in Institutionen beim Bund und den Kommunen angestellt sind, erkannt und tarifrechtlich angepasst, nicht jedoch für jene bei den Ländern.


Unterzeichnende des Apells

Zu den Unterzeichnenden des aktuellen Appells zählen u.a. Prof. Dr. Tilly Laaser, Professorin für Konservierung und Restaurierung von Gemälden im Studiengang Konservierung und Restaurierung von Kunst und Kulturgut, CICS – Cologne Institute of Conservation Sciences der TH Köln, Prof. Dr. Steffen Laue, Studiengang Konservierung und Restaurierung, Naturwissenschaften, Fachhochschule Potsdam, Prof. Roland Lenz, Studiengangsleitung Konservierung und Restaurierung von Wandmalerei, Architekturoberfläche und Steinpolychromie, Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, Prof. Dr. Wibke Neugebauer, Studiengangsleitung Konservierung und Restaurierung von Gemälden und gefassten Skulpturen, Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart und Prof. Dr. Jeannine Meinhardt, Studiengang Konservierung und Restaurierung Fachrichtung Stein, FH Potsdam.

Den öffentlichen Brief können Sie sich hier downloaden.

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