22.09.2023

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Auszeichnung: „Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst“ für das Zeltdach des Olympiastadions

Das unter Denkmalschutz stehende Zeltdach des Münchner Olympiastadions wird heute als Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland ausgezeichnet. Foto: www.bayika.de
Das unter Denkmalschutz stehende Zeltdach des Münchner Olympiastadions wird heute als Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland ausgezeichnet. Foto: www.bayika.de

Vergangenen Freitagnachmittag, den 22. September 2023, wurde das unter Denkmalschutz stehende Zeltdach des Münchner Olympiastadions (Frei Otto) als Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst ausgezeichnet. Mit diesem Titel ehrt die Bundesingenieurkammer gemeinsam mit der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau historisch bedeutende Ingenieurbauwerke


Das Zeltdach des Olympiastadions: eine ingenieurtechnische Meisterleistung

Vergangenen Freitagnachmittag, den 22. September 2023, wurde das unter Denkmalschutz stehende Zeltdach des Münchner Olympiastadions (Frei Otto) als Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst ausgezeichnet. Mit diesem Titel ehrt die Bundesingenieurkammer gemeinsam mit der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau historisch bedeutende Ingenieurbauwerke

Am 22. September 2023, wurde das Zeltdach des Olympiastadions München mit dem Titel „Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst“ ausgezeichnet. Gemeinsam mit der Bundesingenieurkammer lud die Bayerische Ingenieurekammer-Bau zur feierlichen Verleihung mit Enthüllung der Ehrentafel für diese ingenieurtechnische Meisterleistung ein.


Der Titel „Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland“ wird seit 2007 verliehen

Seit 2007 ehrt die Bundesingenieurkammer historisch bedeutende Ingenieurbauwerke in der gesamten Bundesrepublik mit dem Titel „Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland“. Dieser wird unterstützt vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB), den Ingenieurkammern der Länder und dem gemeinnützigen Förderverein „Historische Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland“. 2023 wird diese Ehre dem Stadiondach des Olympiastadions in München zuteil. Mit der Auszeichnung ist die feierliche Enthüllung einer Ehrentafel am Bauwerk verbunden.


Auslobung des Bayerischen Denkmalpflegepreises 2024

Bayerns Bauminister Christian Bernreiter, die Münchner Stadtbaurätin Prof. Dr. (Univ. Florenz) Elisabeth Merk sowie der Präsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau, Prof. Dr. Norbert Gebbeken, und der Präsident der Bundesingenieurkammer, Dr. Heinrich Bökamp, enthüllten die Ehrentafel gemeinsam. Dipl.-Ing. (FH) Günter Mayr, einer der federführend verantwortlichen Ingenieure, berichtete aus der Planungsphase Ende der 1960er / Anfang der 1970er Jahre. Zudem wurde der Bayerische Denkmalpflegepreis 2024 ausgelobt. Der Festakt begann um 13 Uhr im Coubertin im Olympiapark. Die feierliche Enthüllung der Ehrentafel fand um 14 Uhr zwischen der Olympiahalle und Olympiaschwimmhalle statt.


Enge Verzahnung von Architektur und Ingenieurbaukunst

„Ich freue mich, dass mit dieser Auszeichnung die herausragenden Ingenieurleistungen, die dieses einzigartige Zeltdach erst möglich gemacht haben, für jedermann sichtbar gemacht werden“, freute sich Prof. Dr. Norbert Gebbeken, Präsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau über die Ehrung. Dr. Heinrich Bökamp, der Präsident der Bundesingenieurkammer, lobte die enge Verzahnung von Architektur und Ingenieurbaukunst: „Dieses Bauwerk hat auch heute noch Vorbildcharakter. Das Zusammenspiel von Gestaltung und Technik sowie die Zusammen-arbeit mit dem Handwerk machen das Zeltdach zum dauerhaften Symbol deutscher Ingenieurbaukunst.“


Symbol der Demokratie: Das transparente Zeltdach des Olympiageländes

Bauminister Bernreiter hat durch seinen ursprünglichen Beruf eine besondere Verbindung zur Zeltdachkonstruktion: „Als Stahlbau- und Schweißfachingenieur bewundere ich das Zeltdach des Olympiastadions sehr. Zusammen mit dem Olympiapark gibt es der Stadt München ein einzigartiges Gesicht und hat einen großen Wert für die Bürgerinnen und Bürger. Jedes Jahr kommen Touristen aus aller Welt, um diesen charakteristischen Ort mit seiner einzigartigen Wirkung zu besichtigen. Dass die einzigartige Ingenieurbaukunst nun besonders geehrt wird, ist absolut verdient.“ Die Münchner Stadtbaurätin Prof. Dr. (Univ. Florenz) Elisabeth Merk meinte: „Das transparente Zeltdach des Olympiageländes steht für Durchlässigkeit und Leichtigkeit. Es wurde als Symbol der Demokratie geschaffen. Ein Wahrzeichen, dessen geniale Architektur und Ingenieurbaukunst die gebaute Philosophie der Baukultur verkörpert.“


Die aus dem Bau des Zeltdachs gewonnenen Erkenntnisse weiter erforscht

Zu den Olympischen Spielen in München 1972 fertiggestellt, ist das Zeltdach des Olympiastadions noch heute prägend für den Ingenieurbau. Bei seinem Bau kamen modernste, weitgehend eigens für dieses Bauvorhaben entwickelte Techniken zum Einsatz. Die zahlreichen Entwicklungen aus dieser Zeit waren später noch für die Konstruktion von Dächern und Brücken richtungsweisend. Hierzu zählen beispielsweise die Erd-Anker, das dehnbare, hochpräzise, vorgefertigte Seilnetz sowie der erste große CAD-Einsatz. Die aus dem Bau des Zeltdachs gewonnenen Erkenntnisse wurden aufgearbeitet und weiter erforscht. So wurde in Zusammenarbeit mit den beteiligten Ingenieurbüros ein eigener Forschungsbereich an der Universität Stuttgart gegründet, der seitdem weltweite Anerkennung genießt. Der Innovationsgeist und Mut von damals dienen heute noch vielen Ingenieurinnen und Ingenieuren als Vorbild.


Der Olympiapark soll als Gesamtensemble UNESCO-Welterbe werden

Das Olympiastadion mit seiner Zeltdachkonstruktion ist in den Olympiapark eingebettet, der als Gesamtensemble nun UNESCO-Welterbe werden soll. Vor allem der Kernbereich des Olympiaparks mit seinen Sportstätten gehören zu den wichtigsten Dokumenten der europäischen Baukultur des 20. Jahrhunderts. Das Olympiastadion von Behnisch & Partner mit der Zeltdachkonstruktion Frei Ottos, die Teile des Stadions, die Olympia-Schwimmhalle und die Olympiahalle überspannt, ist eines der seltenen Avantgarde-Projekte in der Architektur-Geschichte der München. Errichtet wurde der Olympiapark wurde für die Olympischen Spiele 1972 auf einem Trümmerberg des Zweiten Weltkrieges. Ergänzung fand die bauliche Gestaltung mit dem Olympia-Grafikdesign von Otl Aicher, einem der Gründer der renommierten Hochschule für Gestaltung Ulm. Die Farbgestaltung und damit das moderne Corporate Design standen 1972 symbolisch für die Grundwerte von Demokratie und olympischem Geist. Die Leitidee der Landschaftsarchitektur des Olympiaparks stammt von Günther Grzimek, der 1972 am Olympiapark seine Vision des Benutzerparks umsetzte. Die Nutzer:innen des Parks sollten sich von Anfang an den Park, den Rasen, die Flächen aneignen – erneut ein Ausdruck demokratischen Designs, das die Besucher.innen bis heute mit Leben füllen, denn der Volkspark ist ein Park für alle Münchnerinnen und Münchner und deren Besucher:innen.


Seit 1998 in der Denkmalliste

Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege nahm am 19. März 1998 den Olympiapark als Ensemble sowie das Olympiastadion, die Olympiahalle, die Olympia-Schwimmhalle, den Fernsehturm sowie das Ökumenische Kirchenzentrum des Olympischen Dorfes als Einzelbaudenkmäler in die Denkmalliste auf.
 Dass sich der Olympiapark mit seinen Bauten für die Aufnahme in die UNESCO-Welterbeliste bewerben soll, wird schon lange öffentlich diskutiert. Münchens Alt-Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel (1926–2020) war davon ein großer Befürworter. Er hatte damals die Olympischen Spiele nach München gebracht und später die Schirmherrschaft des Vereins „Aktion Welterbe Olympiapark e.V.“ übernommen. 2017 diskutierten Experten aus Stadtplanung, Politik und einschlägigen Organisationen, was der UNESCO-Welterbetitel für München bedeuten würde.

Der Stadtrat befürwortete die Beantragung der Aufnahme des Olympiaparks als UNESCO-Welterbe und beauftragte das Referat für Stadtplanung und Bauordnung mit der Vorbereitung des Bewerbungsverfahrens. Die Vorbewerbung des Olympiaparks als UNESCO-Welterbe (samt sogenannter Tentativliste) wurde im August 2020 eingereicht. Bis zur Verleihung des Titels ist es allerdings ein langer Weg: Das Bewerbungsverfahren geht von der Kommunal- über die Landes- bis hin zur Bundesebene. Erst im Jahr 2024 öffnet sich die UNESCO-Vorschlagsliste wieder, da vorher andere Bewerbungen aus aller Welt abzuarbeiten sind.

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