21.08.2018

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Älter ist besser als alt

Das Diözesanmuseum Paderborn entlockt zwei Bischofsfiguren des Paderborner Doms mittels Computertomographie verborgene Geheimnisse

Auch wenn sich die Namen der zwei Heiligen, „Liborius“ und „Kilian“, antiquiert anhören mögen, über das genaue Alter der monumentalen Holzfiguren verraten sie kaum etwas. Bisher traf man sie am Paradiesportal des Paderborner Doms. Weil aber das Diözesanmuseum zum Start seiner großen Ausstellung „GOTIK – Der Paderborner Dom und die Baukultur des 13. Jahrhunderts in Europa“ im September alle Lücken gestopft haben wollte, bekamen die Bischöfe im Vorfeld ihres Auftritts einen Besuch beim Radiologen verschrieben. Nicht, dass das Alter eine Krankheit wäre. Schließlich sollen die Patienten aber in der Schau eine gute Figur machen. Und eine hochgradig präzise Entstehungshistorie macht sich nun mal gut auf den Werkbeschriftungen.

Das örtliche St.Vincenz-Krankenhaus erklärte sich bereit, das Duo im CT mit niedrig dosierten Röntgenstrahlen gründlich zu durchleuchten. Nicht nur die Altersbestimmung stand im Focus. Auch Überbleibsel der einstigen Bemalung lassen sich so aufspüren oder die zeitliche Verwandschaft der Heiligen mit den anderen das Portal bewachenden Kollegen. In welchen Schritten wurden sie hergestellt? Und wie viel Information über das Fälldatum des Eichenbaumstammes steckt in den für das Auge nicht sichtbaren Jahresringen an den ausgehöhlten Rückseiten?

Diesen Fragen ging neben den Restauratoren der Firma ars colendi auch Thomas Eißing, Leiter des Labors für Dendrochronologie und Gefügekunde der Universität Bamberg nach. Dritter im Bunde der Wissensdurstigen war Christoph Stiegemann. „Es ist wohl erkennbar, dass beide Figuren aus dem gleichen Baumstamm geschnitzt wurden“, erklärt der Leiter des Diözesanmuseums, der bei den Untersuchungen dabei war. „Der Baum muss nach bisherigen Erkenntnissen zwischen 1212 und 1224 gefällt worden sein“. Mit der finalen Auswertung der Schnittbilder ist zur Ausstellungseröffnung zu rechnen. Die beschäftigt sich passenderweise mit den technologischen Neuerungen, die ab dem 12. Jahrhundert Einzug in Europa hielten und das Geschehen in Kunst und Architektur revolutionierten.

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