22.08.2018

Porträts

Metall strahlt (zu oft) im neuen Glanz

München. Credit: privat

Häufig werden metallische Kulturgüter zur ästhetischen Präsentation auf Hochglanz poliert – Materialschäden und -abtrag sind die Folge. Welche objektschonendere, aber ebenso anschauliche Methoden es gibt, weiß Dipl.-Rest. Joachim Kreutner vom Bayerischen Nationalmuseum in München

Vor über hundert Jahren forderte Georg Dehio: Konservieren statt restaurieren! Heute folgt die museale Restaurierungspraxis fast aller Materialgattungen diesem Postulat. Es stellt die dauerhafte Erhaltung und Authentizität des Museumsobjektes vor seine ästhetisierende und so immer von ihrer Entstehungszeit geprägte Präsentation. Im Dialog zwischen Ausstellungskuratoren und Restauratoren entstehen Lösungen, mit denen auch Objekte in unvollständig überliefertem Zustand oder mit vermeintlich unschön gealterter Oberfläche überzeugend vermittelt werden. Dies ist bei Gegenständen aus Metall leider noch nicht immer der Fall. So werden besonders Edelmetalle durch regelmäßige „Reinigungen“ – naturgemäß nichts anderes als Materialabtrag – ständig auf Hochglanz gehalten. Es wird selten versucht, eine beeinträchtigte Lesbarkeit mit Hilfe von reversiblen Retuschen oder geschickter Präsentation zu verbessern. Stattdessen werden Fehlstellen und Schäden, häufig unter Inkaufnahme drastischer Eingriffe in die originale Substanz, in der handwerklichen Technik der Entstehungszeit behoben. Gleichzeitig zeigen jedoch viele Beispiele, dass der Besucher mit Hilfe geeigneter Dokumentation versteht, warum die „Reparatur“ eines Schadens nicht angezeigt war. Dabei ändern sich allmählich jene Sehgewohnheiten, die nur das perfekte Glanzstück zu würdigen wissen. Neben naturwissenschaftlicher Expertise, beispielsweise bei der Minimierung von Korrosionsprozessen durch Verwendung inerter Vitrinenmaterialien, können wir Restauratoren so vor allem durch Kommunikation zur Erhaltung unserer Objekte beitragen.

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