Die Bestände der Apostolischen Vatikanischen Bibliothek zählen zu den wertvollsten der Welt. Nach einem Jahrzehnt sind viele ihrer Schätze digital abrufbar
Es riecht nach alten Büchern und Leim. Die Maschinen arbeiten fast unhörbar. Mit äußerster Vorsicht scannen Experten die empfindlichen Seiten. Unter ihren Händen Manuskripte, Inkunablen, Codices, die noch aus der Antike, dem Mittelalter und der Renaissance stammen. Das Wissen aus allen Gebieten der Septem Artes Liberales ist hier vertreten, Schriften von unschätzbarem Wert.
Es war um 1450, als Papst Nikolaus V. beschloss, Rom als akademisches Zentrum zu re-etablieren. Den Grundstock der Sammlung legte er mit 350 Werken griechischer und lateinischer Klassiker aus seinem Besitz und ließ im Lauf der Jahre den Bestand systematisch ausbauen. Nach seinem Tod umfasste die Bibliothek 1500 Werke und war damit eine der größten in Europa. Unter Papst Sixtus IV. erhielt die Vatikanische Bibliothek 1475 ihren ersten Bibliothekar. Eine Heerschar von Schriftgelehrten war damit beschäftigt, Manuskripte aus anderen Beständen zu kopieren und so die Bibliothek immer weiter wachsen zu lassen. Der Zugang zu ihren Hallen blieb jedoch nur wenigen vorbehalten und erfolgte unter strengster Aufsicht und Reglementierung.
Über ein halbes Jahrtausend ist seither vergangen und weit über eine Million Werke haben sich angesammelt. Doch wenige konnten es sich leisten, zu Studienzwecken nach Rom zu reisen und in dem hocherwürdigen Bibliothekssaal „Salone Sistino“ in absoluter Stille die geheimen Schätze zu studieren. Dieses Privileg gehört nun der Vergangenheit an. Dank akribischer Arbeit und modernster Aufnahmeverfahren sind unzählige Werke, vor allem aus dem Mittelalter und Humanismus, online abrufbar. Um genau zu sein: 75.000 Codices, 85.000 Inkunabeln, 1.000.000 Bücher. Und neben den Manuskripten finden sich auch Graphiken und sogar Münzen und Medaillen in der digitalen Schatzkammer der Vatikanischen Bibliothek. Mit wenigen Klicks auf der Plattform DigiVatLib kann recherchiert und heruntergeladen werden. Alle Wege führen also auch heute noch nach Rom. Die Reise zu den Geheimnissen aus 2000 Jahren Kulturgeschichte kann beginnen – jetzt und hier.