28.09.2023

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Porträt Dr. Anke Scharrahs

Diplom-Restauratorin Dr. Anke Scharrahs. Foto: privat
Diplom-Restauratorin Dr. Anke Scharrahs. Foto: privat

Was bewegt Diplom-Restauratorin Dr. Anke Scharrahs? Ein Porträt

Seit drei Jahren sind Anke Scharrahs und ihr Arbeitsplatz Teil des prächtigen „Aleppo- Zimmers“. Die Besucher:innen sehen ihr bei der Arbeit zu, denn sie restauriert diese 1600/1603 entstandene älteste bekannte und vollständig erhaltene Wandvertäfelung aus dem Haus des christlichen Kaufmanns Isa ibn Butrus direkt im Museum für Islamische Kunst in Berlin. Es ist nicht das erste Zimmer, das sie erforscht und restauriert. Anke Scharrahs hat 200 solcher Zimmer in den Altstadthäusern von Damaskus besucht und kennt auch die etwa 40 in Museen und Privatsammlungen weltweit.


Schon als Kind malte Anke Scharrahs viele Ornamente

Woher ihre Liebe zum Orient kommt, weiß sie nicht so genau. „Meine Eltern sind Natur- wissenschaftler und ich komme aus Schwedt an der Oder. Da gibt es nichts Altes“, sagt Anke Scharrahs. Doch sie erinnert sich, dass sie schon als Kind viele Ornamente malte. Mit zwölf Jahren begann sie ungarisch zu lernen, weil ihr die Sprache gefiel. Heute kann sie sich auch auf persisch und arabisch verständigen. Sie studierte Restaurierung in Dresden und kam dort im Museum für Völkerkunde in Kontakt mit dem „Bretterhaufen“, der ihr weiteres Berufsleben bestimmen sollte.


Ihr Interesse für die Zimmerausstattungen führte sie als Restauratorin viermal in das Privatanwesen Shangri La der amerikanischen Sammlerin Doris Duke auf Hawai

Die Bretter, 113 nummerierte und im Museumsdepot gelagerte Teile, sind das so genannte Damaskuszimmer, eine 1810/11 entstandene, reich bemalte Zimmervertäfelung, deren Restaurierung Anke Scharrahs über zwanzig Jahre begleitete. Es war ihr auch deshalb so wichtig, weil sie wusste, dass es nur noch wenige im Original erhaltene Zimmerausstattungen gibt. Viele sind überarbeitet, verändert, abgeschliffen – je nach Mode und Geschmack der Besitzer.

Ihr Interesse für die Zimmerausstattungen führte sie als Restauratorin viermal in das Privatanwesen Shangri La der amerikanischen Sammlerin Doris Duke auf Hawai, das heute Museum und Vermittlungsstätte für islamische Kunst ist. Die erste Einladung, dort einen Vortrag über syrische Zimmer zu halten, kam 2004 und enthielt den Hinweis, neben dem Vortrag nur einen Badeanzug mitzubringen.

Dankbarkeit ist ein von Anke Scharrahs häufig benutztes Wort. Sie betont, dass sie in Häusern mit prächtigen Zimmerausstattungen wohnen „durfte“. Als sie vor mehr als zwanzig Jahren in Syrien arbeitete, hat sie gemeinsam mit einem befreundeten syrischen Architekten an die Türen dieser alten Häuser geklopft und erklärt, dass sie sich für die Zimmervertäfelungen interessiere. Sie wurde ein- gelassen und eingeladen, auch wenn manche Hausbesitzer sich der Bedeutung der Zimmerausstattungen damals nicht bewusst waren. Doch offenbar gefiel ihnen die neugierige, offene, interessierte Restauratorin. „Wenn ich vor dem Krieg in Syrien war, habe ich auf meinem syrischen Handy immer wieder eine Nachricht mit der Frage bekommen, ob ich noch ein Zimmer sehen wolle.“ Sie wollte. Immer.

 


Über Privilegien – und dem Geschenk helfen zu dürfen

Anke Scharrahs spricht von einem „Privileg und dem Geschenk helfen zu dürfen, diese Zimmerausstattungen zu erhalten“. Sie gilt weltweit als DIE Spezialistin. Seit dem Krieg sind sehr viele Zimmerausstattungen in Aleppo beschädigt, vernichtet oder geraubt worden. Anke Scharrahs hat ihre Recherchen und Forschungen in einem Buch zusammengefasst – sie beendete das Manuskript in dem Moment als der Krieg in Syrien begann.

Es rührt sie zu Tränen, wenn sie von der einstigen Schönheit und den heutigen Zerstörungen spricht. Um so mehr weiß sie das Privileg zu schätzen, das älteste erhaltene Zimmer, das Aleppo-Zimmer in Berlin, jetzt in enger Abstimmung mit dem Museum restaurieren zu dürfen.

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