Ganz gleich, ob ein Gemälde, ein seltenes Buch, Fotografien, Textilien, Möbel oder ein ethnographisches Artefakt, dank spezialisierter Restauratoren bewahren solche Schätze ihre Strahlkraft und ihren Wert. Doch woran erkenne ich, welchen Expert:innen ich mein Kleinod anvertrauen kann?
Prof. Dr. Jan Raue, Präsident des Verbandes der Restauratoren (VDR), rät zur Wahl eines Restaurators mit Hochschulausbildung. Es befähige ihn, das ihm anvertraute Kulturgut in seiner ganzen historischen und ästhetischen Dimension zu erfassen. „Die Zeit der genialen Einzelkämpfer und begnadeten Dilettanten ohne wissenschaftliches Rüstzeug ist schon lange vorbei“, konstatiert der Professor für Restaurierung von Wandmalerei an der FH Potsdam. Seit 50 Jahren etwa gebe es den Studiengang Restaurierung in Deutschland.
Raue gibt jedoch zu bedenken, dass in den meisten Bundesländern die Bezeichnung „Restaurator“ gesetzlich nicht geschützt ist. Demnach dürfe sich jeder hierzulande Restaurator nennen und entsprechende Dienste anbieten und bewerben.
Auch wenn das Kulturgutschutzgesetz des Bundes seit 2017 eine „fachgerechte Konservierung und Restaurierung … (und) Forschung nach anerkannten wissenschaftlichen Standards“ einfordere, habe sich diese Selbstverständlichkeit noch nicht durchgesetzt, beklagt Raue. „Andere europäische Staaten wie etwa Italien haben längst erkannt, dass der Schutz des nationalen kulturellen Erbes ein viel zu zentrales Anliegen ist, als dass man es komplett dem freien Spiel des Marktes überlassen kann“.
Wie finde ich „den Richtigen?“ – Restauratorensuche auf VDR-Website
Raue empfiehlt, im Berufsregister des VDR nach einem passenden Restaurator zu suchen. Das Aufnahmeverfahren sei streng und die Mitglieder verpflichteten sich hohen professionellen und ethischen Standards. Auf der VDR-Website sind die Experten nach Fachgebieten und Regionen sortiert. Zudem bietet die Seite Informationen zur Ausbildung, Fachrichtung, besonderen Interessensgebieten und Referenzen.
Ist ein Restaurator gefunden, rät Raue zu einem persönlichen Gespräch. Der Eigentümer formuliert seine Erwartungen und Wünsche und erfährt, welche Leistung im Rahmen seines Budgets realistisch ist. Oft ergäben sich im Zwiegespräch zudem interessante Aspekte zu Alter, Wert und den Möglichkeiten der Restaurierung.
Das American Institute for Conservation of Historic and Artistic Works empfiehlt, sich für das Gespräch eine Checklist mit folgenden Fragen zurechtzulegen:
• Welchen Hintergrund haben Sie?
• Welche Ausbildung haben Sie absolviert?
• Wie lange praktizieren Sie?
• Was ist der Kern Ihrer Tätigkeit? Ist Konservierung Ihr beruflicher Schwerpunkt?
• Welche Arbeitserfahrung haben Sie in Bezug zu meiner Art von Kunst?
• Sind Sie Verbänden oder Netzwerken angeschlossen?
• Wie steht es um Ihre Verfügbarkeit?
• Welche Referenzen von früheren Kunden haben Sie?
Ist eine gute Restaurierung teuer?
In der Regel seien Restaurierungsleistungen, verglichen mit vielen anderen Leistungen der freien Berufe, keinesfalls überteuert, klärt Raue auf. Eine gute Restaurierung habe zwar sicher ihren Preis, werde dabei aber den Anforderungen des betreffenden Kunstwerks gerecht. Manchmal könne der konsultierte Experte sogar einen preisgünstigeren Weg zur Wiederherstellung aufzeigen, auf den der Kunde ansonsten gar nicht käme.
„Ein ‚wie neues‘ Ergebnis steht im Widerspruch zu dem Anspruch an historische und ästhetische Authentizität“, ist Raue überzeugt. In diesem Kontext kritisiert er auch die Aussage Emmanuel Macrons, der jüngst versprach, das Erscheinungsbild von Notre Dame solle nach der Restaurierung „schöner als je zuvor” sein. Raue hingen definiert eine Restaurierung dann als erfolgreich „wenn ich den Gegenstand – ob Miniatur oder Großbauwerk – mit all seinen Schönheiten und geschichtlichen Narben nach der Ausführung wiedererkenne und spüre, dass auch die künstlerische Aussage wieder lesbar geworden ist“. Um dieses Ziel zu erreichen brauche es jedoch wirkliche Fachleute.
Was kann ich von einer guten Restaurierung erwarten?
Von einem guten Restaurator dürfen Sie folgende Qualitätsstandards erwarten:
• Der Experte untersucht das Objekt, bevor er eine Behandlung vorschlägt. Der Untersuchung folgt ein schriftlicher vorläufiger Untersuchungsbericht mit einer Beschreibung der vorgeschlagenen Behandlung, den erwarteten Ergebnissen und den geschätzten Kosten. Wenn eine ernsthafte Abweichung von dem vereinbarten Vorschlag erforderlich ist, sollte der Restaurator Sie während der Behandlung konsultieren.
• Der Restaurator sollte seinen Kostenvoranschlag erläutern. Stellen Sie fest, ob er separate Sätze für die vorläufige Prüfung und Bewertung berechnet und ob Sie diese Gebühren von einem nachfolgenden Vertrag abziehen können. Stellen Sie Fragen zu Versicherung, Zahlungsbedingungen, Versand und zusätzlichen Kosten.
• Nach Abschluss der Behandlung erhalten Sie einen Behandlungsbericht, in dem die verwendeten Materialien und Verfahren aufgelistet sind. Der Abschlussbericht enthält gegebenenfalls fotografische Aufzeichnungen, die den Zustand vor und nach der Behandlung dokumentieren. Bisweilen spricht der Experte auch Tipps für die weitere Pflege und Wartung aus. Bewahren Sie die Aufzeichnungen auf: Es dient Ihnen als Referenz, falls das Objekt in Zukunft behandelt werden muss.
Die besten Aus- und Weiterbildungsadressen für Restauratoren finden Sie in unserem RESTAURATOREN HANDBUCH (herausgegeben von Dr. Ute Strimmer), das wir alle zwei Jahre herausbringen, www.restauro.de/shop. Das unverzichtbare Nachschlagewerk eignet sich für Restauratoren, Konservatoren und Denkmalpfleger. Es beinhaltet die wichtigsten Branchenadressen: Verbände, Denkmalämter, Institute, Ausbildungsstätten, Fachverlage, Stiftungen, Labore und Museumsorganisationen.