Im Juli 2019 wurde das weltweit einzigartige Wassermanagement-System von Augsburg zum UNESCO-Welterbe ernannt. Am heutigen UNESCO-Welterbetag kann das Natur- und Kulturerbe Deutschlands erstmals digital erkundet werden


Der Herkulesbrunnen in Augsburg ist neben dem Augustusbrunnen und Merkurbrunnen einer der drei Prachtbrunnen in Augsburg. Als Teil des historischen Augsburger Wassermanagement-Systems gehört er zum UNESCO-Welterbe. Foto: Planinghaus Architekten
Der Herkulesbrunnen in Augsburg ist neben dem Augustusbrunnen und Merkurbrunnen einer der drei Prachtbrunnen in Augsburg. Als Teil des historischen Augsburger Wassermanagement-Systems gehört er zum UNESCO-Welterbe. Foto: Planinghaus Architekten

Die Stadt Augsburg entwickelte sich über acht Jahrhunderte zu einem Innovationszentrum des Wasserbaus und der Wasserkraft. Zahlreiche Architektur- und Technikdenkmäler liegen zwischen den Flüssen Lech und Wertach. Seit Juli 2019 ist das Augsburger Wassermanagement-System als 46. UNESCO-Welterbestätte in Deutschland anerkannt.

Wasser spielt in Augsburg eine besondere Rolle. Bereits im Mittelalter begannen die Bürgerinnen und Bürger von Augsburg das Wasser aus den Flüssen Lech und Werlach sowie aus Quellen gezielt in die Stadt zu leiten. Im Laufe der Jahrhunderte entstand ein durchdachtes, 200 Kilometer langes Kanalsystem sowie Bauwerke und neue Techniken, um die gesamte Stadt mit Trink- und Brauchwasser zu versorgen. Die Bereitstellung von hochreinem Trinkwasser und die Nutzung der Wasserkraft verhalf Augsburg zu Wohlstand, stetigem Wachstum und Hygiene-Standards.

Das bekannte Wassersystem wird in den Stadtbüchern erstmals 1276 erwähnt. 70 Jahre später entstand die erste Stauanlage der Stadt – das Stauwehr am Hochablass. Das Wasserwerk am Roten Tor ist das älteste bestehende Wasserwerk in Deutschland und vermutlich in ganz Mitteleuropa. Ab 1416 versorgte es die Menschen in der Stadt mit Trinkwasser aus den Bächen des Stadtwaldes. Als wahrscheinlich erste Stadt überhaupt trennte Augsburg seit 1545 Trinkwasser von Brauchwasser.

Insgesamt 22 Objekte der Technik, Industriearchäologie, Architektur und bildenden Kunst aus über 700 Jahren Stadtgeschichte zählen zu der neuen Welterbestätte. Dazu gehören mittelalterliche Kanäle und Wasserwerke aus der frühen Neuzeit ebenso wie drei Renaissance-Brunnen und der sogenannte Eiskanal – die erste künstliche Wildwasserstrecke Deutschlands. Der Eiskanal wurde für die Olympischen Spiele 1972 errichtet und dient seither Kanuten als Trainingsstätte. Mit 530 Brücken, die über Bäche und Kanäle führen, zählt die Stadt Augsburg mehr Brücken als Venedig.

„Ich freue mich sehr über die Entscheidung des Welterbekomitees der UNESCO“, erklärt Michelle Müntefering, Staatsministerin für internationale Kulturpolitik im Auswärtigen Amt. „Mit diesem Eintrag in die UNESCO-Liste des Kultur- und Naturerbes der Welt werden nicht nur die Wasserbau- und Brunnenkunst als ingenieurtechnische beziehungsweise künstlerische Leistung gewürdigt, sondern auch der nachhaltige Umgang mit unserer wertvollsten Ressource seit über 700 Jahren“, so die Staatsministerin. „Das zeigt einmal mehr den engen Zusammenhang von Kultur und Nachhaltigkeit als Teil unseres Lebensraumes.“

Am diesjährigen UNESCO-Welterbetag können Sie das Kultur- und Naturerbe Deutschlands erstmals digital erkunden. Auf der neuen Website www.unesco-welterbetag.dewird Ihnen ein Blick hinter die Kulissen gewährt. Mehr dazu lesen Sie in unserem RESTAURO Artikel „UNESCO-Welterbe erstmals digital“.

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