24.07.2017

Projekte

War Tabriz ein mittelalterliches Wissenszentrum?

Die Außenstelle Teheran hat zusammen mit den iranischen Behörden Tabriz ein umfassendes Programm zur Restaurierung und wissenschaftlichen Erforschung des mittelalterlichen Stadtareals und der Zitadelle von Rab-e Rashidi beschlossen. Auch die touristische Erschließung der Ruinenstätte ist in Planung.

Bereits im November 2016 konnten die beteiligten Parteien, die Tabriz Islamic Art University (TABRIZIAU; Präsident Dr. M. A. Keynejad), die Stadt Tabriz (Bürgermeister Dr. Sadegh Najafi), und die iranische Antikenbehörde der Provinz Ost-Azerbaijan (Dr. Morteza Abdaar) eine entsprechende Vereinbarung zur Restaurierung und Erforschung des mittelalterlichen Stadtareals und der Zitadelle von Rab-e Rashidi unterzeichnen. Foto: DAI Eurasien-Abteilung/Judith Thomalsky
Im Vordergrund sind die Überreste der mittelalterlichen Zitadelle Rab-e Rashidi mit den safavidischen Bauten zu erkennen. Foto: DAI Eurasien-Abteilung/Judith Thomalsky
Unterhalb der Burg legten iranische Archäologen ilkhanidische Baureste frei. Foto: DAI Eurasien-Abteilung/Judith Thomalsky

Welche Maßnahmen stehen nun an?

Im frühen 14. Jahrhundert wurde der Komplex Rab-e Rashidi mit zugehörigem Stadtviertel von Rashid al-Din (1247–1318 n. Chr.) geplant – ein Minister während der Regierungszeit des Ilkhanidischen Herrschers Ghazan Khan (1271–1304 n. Chr.). Das Gründungsdokument – von Rashid al-Din selbst geschrieben und auf August 1307 datiert – gibt ein sehr detailliertes Bild über Gliederung und Funktionen einer akademischen Stiftung, die u. a. eine Universität, ein Observatorium, eine Buchproduktion und Unterkünfte für Wissenschaftler umfasst haben soll. Rashid al-Din setzte ein für diese Zeit einzigartiges und äußerst innovatives Programm ein, um die Eliten des Landes in Tabriz zusammen zu bringen. Ebenso berichten historische Quellen über Verwaltungsstrukturen, wie viele Personen, Wissenschaftler und Studenten aber auch Handwerker und Sklaven im und für das Viertel gewirkt und gearbeitet haben. Nach dem Tod von Rashid al-Din schwand das Engagement für das ilkhanidische Großprojekt. Rund 200 Jahre später wurde auf dem Gelände eine kleine Festung mit Bastionen und Umfassungsmauer errichtet, deren Ruinen heute das Areal dominieren. Ilkhanidische Mauerreste und Material treten lediglich bei verschiedenen modernen Maßnahmen (Baumpflanzung, Kellerbau) auf dem Areal zutage.

Das beschlossene Programm zielt auf akute Restaurierungsmaßnahmen der sichtbaren Bauten (Kanonenturm und nördl. Teil der Stadtmauer, die von Absturz bedroht ist) und auf die touristische Erschließung der Anlage. Wissenschaftler und Studenten aus verschiedenen Fakultäten (Architektur, Restaurierung und Konservierung, Archäologie) der Tabriz Islamic Art University werden darin eingebunden. Für die touristische Erschließung des Areals wird unter anderem ein studentischer Wettbewerb ausgelobt. Das DAI stellt dafür eine Anschubfinanzierung zur Verfügung. Zudem ist ein langfristiges Forschungsprogramm in Kooperation mit dem Institut für Iranistik und islamische Kunst und Archäologie der Universität Bamberg in Vorbereitung.

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