18.04.2018

Kunststück

Verbissspuren von Hyänen bis aufs Knochenmark

Es ist eines der Stars der aktuellen Ausstellung „Klimagewalten“ im Landesmuseum für Vorgeschichte (Halle/Saale): Das Mammut von Pfännerhall. Hartmut von Wieckowski restaurierte es aufwendig

Eine normale Restaurierung war das ganz und gar nicht. Restaurator Hartmut von Wieckowski erzählt Schauerliches über den Zustand des Mammutbullen von Pfännerhall, dessen Knochen bei einer früheren Restaurierung mit Kunstharz „völlig überstrapaziert“ behandelt worden waren. Das Tier wurde 1953 beim Braunkohleabbau in Braunsbedra im Geiseltal in Sachsen-Anhalt zusammen mit den Knochen eines jungen Mammuts gefunden. Allerdings wurden Teile der Jungmammutknochen beim Baggern zerstört, das etwa drei Meter große (Schulterhöhe) ausgewachsene Mammut dagegen konnte zu großen Teilen geborgen werden. Die Tiere lebten vor etwa 200.000 Jahren vor heute.

Die Ausstellung der Mammutknochen im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle/Saale wurde sofort zur Sensation und zum Besuchermagneten. Dabei blieb es – bis heute. Jetzt ist das restaurierte Mammut einer der Stars der aktuellen Ausstellung „Klimagewalten“, die sich mit der Klimaentwicklung als „Treibender Kraft der Evolution“ beschäftigt, wie es im Untertitel heißt.

Vor der Erst-Ausstellung wurde an den Mammutknochen viel gegipst und für eine Nachbildung auch abgeformt. Um das Jahr 2000 wurden die originalen Knochen „notdürftig entgipst, mit Kunstharz ergänzt und abgeformt. Ebenso wie die ungereinigten Oberflächen“, sagt Hartmut von Wieckowski, der in den vergangenen zwei Jahren vor allem mit der Abnahme dieser Kunstharze zu tun hatte. „Meine Aufgabe war es, den originalen Fundzustand wiederherzustellen, neben Reinigung und Konservierung.“ Sogar die Stoßzähne aus Mammutbein seien mit Kunstharz unkontrolliert und charmelos zugeschmiert worden. Epoxid- oder Polyesterharze eigneten sich für Verklebungen, seien aber schlecht für die Konservierung und Ergänzung von Knochen. Das Harz schrumpfe, werde spröde und offenporig und hinterlasse Risse. Außerdem sei es sehr gut brennbar, was neben der Gasentwicklung eine Vernichtung von unwiederbringlichem Kulturgut fördere. Von Wieckowski hat die Knochenstrukturen partiell abgesperrt und einen Polymergips der Brandklasse „1“ verwendet, der sich gut verarbeiten und kolorieren lasse. „Partiell habe ich Altergänzungen belassen, um auch restauratorische Fehlentscheidungen zu dokumentieren“, sagt von Wieckowski.

Lesen Sie mehr in der RESTAURO 3/2018, www.restauro.de/shop/.

Hartmut von Wieckowski ist spezialisiert auf historisches Kunst- und Kulturgut, Archäologische Objekte, Metall, Möbel und Holzobjekte. Nahe Halle / Saale führt er sein eigenes Atelier für Restaurierung & Konservierung, www.restaurator-antik.de.

Die Sonderausstellung „Klimagewalten“ im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle/Saale läuft noch bis 21. Mai.
www.lda-lsa.de/de/landesmuseum_fuer_vorgeschichte

 

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