Vergangene Woche begann die öffentliche Restaurierung von Rembrandts Meisterwerk „Nachtwache“ (1642) am Amsterdamer Rijksmuseum. Zunächst wird das Gemälde aus seinem Holzrahmen gelöst, anschließend soll es auf einen Spezialrahmen aus Aluminium gespannt werden. Genutzt werden hier Erfahrungen von anderen Restaurierungsmaßnahmen an großformatigen Gemälden wie die „Schlacht bei Waterloo“ von Jan Willem Pieneman (1824) , erläutert Petria Noble, Leiterin des Gemälderestaurierungsateliers im Rijksmuseum. Die zweite Phase der „Operation Nachtwache“ soll zwei bis drei Monate dauern
Die zweite Phase der „Operation Nachtwache“ gestartet
Rembrandts „Nachtwache“, 1642 gemalt, hat stattlichen Maße: 380 mal 453 Zentimeter. Der Keilrahmen muss also ein beträchtliches Gewicht tragen. Vergangene Woche, am 19. Januar 2022, hat im Amsterdamer Rijksmuseum die öffentliche Restaurierung von Rembrandts berühmtem Meisterwerk begonnen. Zunächst wird das Gemälde aus seinem Holzrahmen gelöst, anschließend soll es auf einen Spezialrahmen aus Aluminium gespannt werden. Diese Maßnahme ist dringend notwendig, denn die Spannung der Leinwand muss unbedingt gleichmäßiger verteilt werden. Die Leinwand weist nämlich unter anderem in der oberen linken Ecke Verformungen auf, ein Zeichen dafür, dass die Spannung bisher nicht gleichmäßig verteilt ist. Das Entfernen der Verformungen und das Nachspannen sind notwendig, um das Bild für zukünftige Generationen zu erhalten.
Diese Maßnahme soll zwei bis drei Monate dauern und ist die zweite Phase der sogenannten „Operation Nachtwache“. Diese bisher größte Untersuchung des Meisterwerkes hatte im Sommer 2019 begonnen und wird im Ausstellungssaal selbst, der „Ehrengalerie“, vor den Augen des Publikums ausgeführt. Unklar ist noch, wie lange die Restaurierung dauern wird und was alles geschehen muss. „Wir nutzen nun alle Erkenntnisse, die wir in den letzten zweieinhalb Jahren bei der Erforschung der ,Nachtwache’ gewonnen haben, um das Gemälde in den allerbesten Zustand zu versetzen, damit die Menschen noch lange Freude an dem Meisterwerk haben“, bemerkte Taco Dibbits, der Direktor des Rijksmuseums.
Ein neuer Aluminium-Keilrahmen für die „Nachtwache“
Die Leinwand wird also vom aktuellen Keilrahmen gelöst. Danach werden die Verformungen behandelt und die Leinwand auf den neuen Aluminium-Keilrahmen gespannt. Bei der neuen Spannmethode wird das Tuch mittels Schraubenfedern gespannt. Die Schraubenfedern sorgen dafür, dass die Spannung im Stoff gleichmäßig verteilt wird. Diese Schraubenfedern sind mit Sensoren verbunden. Dadurch kann die Spannung überwacht und gegebenenfalls angepasst werden. „Wir haben sehr gute Erfahrungen mit dieser Art des Einspannens von großen Gemälden gemacht. Die ,Schlacht bei Waterloo’ von Jan Willem Pieneman von 1824 haben wir 2012 auf diese Weise behandelt, ein Gemälde, das viel größer ist als die ,Nachtwache’, erläutert Petria Noble, Leiterin des Gemälderestaurierungsateliers.
Ende der Forschungsphase
In den letzten zweieinhalb Jahren wurde die „Nachtwache“ mit modernsten Bildgebungsverfahren in Kombination mit bahnbrechender Computertechnologie akribisch kartiert. Dies hat zu einem viel besseren Verständnis des Herstellungsprozesses und natürlich auch zu einem besseren Verständnis des Zustands geführt. Diese Forschungsphase wurde Ende letzten Jahres abgeschlossen.
Für die nächsten Generationen erhalten
Ziel ist es nun, das Gemälde für kommende Genrationen optimal zu erhalten. Das Team steht in ständigem Austausch mit Experten der Cultural Heritage Agency (RCE), der Technischen Universität Delft, der Universität Amsterdam, den Amsterdam University Medical Centers, der University of Antwerpen, der Technischen Universität Eindhoven und der National Gallery of Art in Washington DC. Das Publikum kann die Arbeiten an der „Nachtwache“ in einem eigens dafür gestalteten Glasraum einsehen.
Hier sehen Sie ein Video zum ersten Teil der „Operation Nachtwache“:
Lesetipp: Anfang Januar 2022 veröffentlichte das Amsterdamer Rijksmuseum auf seiner Website das bisher detaillierteste Foto von Rembrandts „Nachtwache“, dem berühmtesten Gemälde der Sammlung. Dem Forschungsteam des größten bisher laufenden Restaurierungsprojekts „Operation Nachtwache“ gelang es, mit einer extra entwickelten Technik und Software ingesamt 8439 einzelne Fotos von Rembrandts monumentalem Leinwandgemälde zu erstellen. Das 717-Gigapixel-Bild ist das bisher größte digitale Bild eines Kunstwerks überhaupt. Lesen Sie mehr hier.