06.03.2015

Museum

Rezension: Kunststoffe in der Restaurierung

Cover des Buches: Kunststoffe als Konservierungs- bzw. Restaurierungsmaterial? Potsdamer Beiträge zur Konservierung und Restaurierung

Cover des Buches: Kunststoffe als Konservierungs- bzw. Restaurierungsmaterial? Potsdamer Beiträge zur Konservierung und Restaurierung

 

 

Kunststoffe als Konservierungs- bzw. Restaurierungsmaterial? Potsdamer Beiträge zur Konservierung und Restaurierung, Band 3, Hrsg. Steffen Laue, Potsdam 2013, ISBN 3-934329-63-2, 123 Seiten, zahlreiche Farbabbildungen und Grafiken, Preis: 25,- €, zzgl. Versandkosten

Cover des Buches: Kunststoffe als Konservierungs- bzw. Restaurierungsmaterial? Potsdamer Beiträge zur Konservierung und Restaurierung

 

Vorliegender Band enthält Beiträge einer im Februar 2012 am Studiengang Konservierung und Restaurierung an der FH Potsdam durchgeführten Tagung, die gleichwohl die Zusammenfassung eines 30monatigen Forschungsprojektes darstellt: „Synthetische Bindemittel in der Konservierung und Restaurierung von Kunst- und Kulturgut“.

Der etwas sperrige Titel des vorliegenden Bandes, unterlegt mit einer leider fahl-grauen Einbandgestaltung, lässt bereits vermuten, dass das Thema nicht zu den ganz leicht verdaulichen gehört. Und tatsächlich handelt es sich um eine komplexe Betrachtung der Polymerchemie mit außergewöhnlichen Fallbeispielen aus dem Bereich der Wandmalerei- und Steinrestaurierung. Dass Restauratoren dabei schon früh die für industrielle Zwecke entwickelten synthetischen Bindemittel erprobten und zwar nicht immer zum nachhaltigen Vorteil für das Objekt, thematisieren Daniela Arnold und Torsten Arnold in ihrem Beitrag über den Einsatz von Kunststoffen als Restaurierungsmaterial in der DDR: Mit der Aufarbeitung der Forschungen im Institut für Denkmalpflege Halle gelingt ihnen ein verständnisvoller Blick auf die frühen Restaurierungen. Am Beispiel von Polyvinylacetaten (PVAc, hier zum Beispiel Buna D50M) diskutieren sie die Anwendung und deren Langzeitwirkung aus heutiger Sicht. Mit ebenso viel Fachwissen und praktischer Erfahrung schildert Martin Lehmann typische, durch Kunststoffeintrag verursachte Schadensbilder und Möglichkeiten zur Entfernung heute als schädigend erkannter synthetischer Festigungsmittel. Die von ihm vorgestellte, praxiserprobte Niederdruckmethode ermöglicht durch partielle berührungsarme Lösemittelpenetration eine substanzschonende Reduzierung bis in tiefere Schichten.

Der kritische Einsatz von synthetischen Polymeren in der Restaurierung erfordert ein hohes Maß an Fachwissen über die Struktur und die Eigenschaften der Kunststoffe. Mit seinem interessanten Überblick verweist der Herausgeber Steffen Laue, Leiter des Studiengangs Konservierung und Restaurierung an der FH Potsdam, unter Zuhilfenahme zahlreicher Quellen und Beispielanwendungen auf Wege und Irrwege in der Verwendung früher halb- und vollsynthetischer Stoffe in der Restaurierung. Mit ihren vielschichtigen Beiträgen zur Alterung und zur Analytik von synthetischen polymeren Konservierungsmitteln macht Christine Fuchs die Schwierigkeiten der Materialwahl aus chemischer Sicht deutlich: So sind industriell entwickelte Qualitätstests nur bedingt für restauratorische Zwecke anwendbar, die detailliert dargestellten Methoden der Identifikation erfordern zudem ein hohes Maß an Erfahrung und Kommunikation zwischen Auftraggeber und Analytiker. Katja Schmeikal gibt einen Überblick über Möglichkeiten und Grenzen künstlicher Alterungstests als Kriterium zur Auswahl eines nicht primär für die Konservierung und Restaurierung hergestellten Kunststoffes für restauratorische Zwecke.

Mit POLYKON, einer Recherchedatenbank für die in der Restaurierung verwendeten synthetischen Materialien, haben die Projektverantwortlichen eine öffentlich zugängliche Suchmaschine geschaffen, die eine Recherche verwendeter Restaurierungsmaterialien nach Eigenschaften und Anwendungsgebieten erlaubt. Ein absolut lobenswertes Projekt, das von Rolf Däßler und Sandra Schorbach hinsichtlich des Aufbaus und der Recherchemöglichkeiten beschrieben wird. Dass die Datenbank ein weiterhin betreutes Langzeitprojekt ist, bleibt zu hoffen, seit der Veröffentlichung des Bandes (2013) sind nur wenige Datensätze neu dazu gekommen.

Mit einem kurzen Beitrag über die Anforderungen an moderne, restaurierungsgerechte Mörtelzusammensetzungen beschließt Hans-Werner Zier das schmale, aber inhaltsreiche Bändchen, das einen hohen fachlichen Anspruch vertritt und nicht immer leicht zu lesen und zu erfassen ist. Doch als Einstiegsliteratur und zur Zusammenfassung chemischer, technischer und historischer Erkenntnisse ist es für (angehende) Restauratoren unverzichtbar. Ein Manko sind die Abbildungen: Während die mangelnde Kontrastierung und die geringe Größe noch mit drucktechnischen oder gestalterischen Notwendigkeiten zu erklären ist, ist das fast vollständige Fehlen von Maßstäben auf Detailfotos nahezu unverzeihlich. Ein etwas aufmerksameres Lektorat (z.B. bzgl. Abbildungsnummern und Kopfzeilen) hätte einigen Beiträgen gut getan und sicher wäre es interessant gewesen, einen kurzen (berufs-)biografischen Hintergrund zu den Autoren zu erhalten statt nur der Kontaktdaten am Ende des Bandes.

Die Publikation ist beim Herausgeber Prof. Dr. Steffen Laue zu beziehen: st.laue@fh-potsdam.de.

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