Der Status Quo
Während der letzten Umbauphase in einem Bürgerhaus der Salzburger Altstadt erkannten die Baubeteiligten in den Balken-Bohlendeckenanlagen spätmittelalterliche Konstruktionen. Eine erste Untersuchung der Decken brachte polychrom gefasste Rankenmalereien und „eingedrückte Streifen“ zum Vorschein. Nach zwei Jahren Diskussion begannen die Restaurierungsarbeiten.
In einer schmalen, nicht befahrbaren Gasse der Salzburger Altstadt liegt das Gebäude, dessen Decken – wie sich später herausstellen sollte – eine Überraschung verbargen. Das typische Salzburger Bürgerhaus sollte in einer im Jahr 2013 begonnenen Umbauphase Eigentumswohnungen erhalten. Als die beteiligte Baufirma mit den Entkernungsarbeiten startete, zeigte sich im Haus der Goldgasse 12 eine fragmentarisch vorhandene, spätmittelalterliche Balken-Bohlendeckenanlage. Diese war jedoch so stark verfremdet, dass sie zuerst keine besondere Beachtung erhielt. Nach ersten Untersuchungen der Decke zeigten sich polychrom gefasste Rankenmalereien auf den Balken. Auch auf der hölzernen Trennwand konnten unter Überputzungen Malereien gefunden werden.
Die Deckenanlage überspannte zwei Räume, die lediglich durch eine hölzerne Trennwand unterteilt war. Zu dieser Zeit bemerkte man im vorderen Hauptraum Malereien auf den stark verrußten Balkenoberflächen. So kam es zu ersten Untersuchungen im März 2013. Im Ganzen zeigte sich ein inhomogenes Gesamtbild des vorderen Raums. Auf der Trennwand befand sich auf der südlichen Seite unter ihrem beidseitigen Verputz ebenfalls eine Rankenmalerei, wogegen auf der nördlichen Seite lediglich eine monochrome Ockerfassung zu erkennen war. Der damals beauftragte Restaurator dokumentierte eine sehr dünne, braune Beizung auf der gesamten Holzoberfläche der Balken-Bohlendecke, diese ist auf der nördlichen Seite der Trennwand mehrfach überkalkt worden. Die Rankenmalerei im Hauptraum dürfte in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts zu datieren sein. In diesem Zusammenhang ist es interessant, dass man alle Schwundrisse auf den Balkenuntersichten mit Papier kaschierend verklebt hatte, um eine geschlossene Maloberfläche zu erhalten. Dies alles zeigte bereits, dass hier eine wertvolle historische Denkmalsubstanz vorhanden war – und unbedingt in das spätere Nutzungskonzept eingebunden werden musste.