Nach dem Sensationsfund in Kairo haben Untersuchungen von Restauratoren und Archäologen ergeben, dass es sich allem Anschein nach doch nicht um eine Statue des früheren ägyptischen Herrschers Ramses den Großen handelt.
Das deutsch-ägyptische Archäologenteam in Kairo war sich sicher, hier ein gigantisches Denkmal der Herrschaftszeit von Ramses II., der in der 19. Dynastie von 1279 bis 1213 vor Christus regierte, entdeckt zu haben. Auf einer Pressekonferenz im Ägyptischen Museum verkündete der ägyptische Antikenminister Khaled El-Enany nun, dass die Statue nicht Ramses II, sondern Psammetich I. darstelle, der als Pharao von 664 bis 610 vor Christus regierte und die 26. Dynastie begründete.
Zu der Erkenntnis führten mehrere Untersuchungen, die Archäologen und Restauratoren im Anschluss an den Fund im Ägyptischen Museum durchführten. Gänzlich sicher, dass es sich tatsächlich um Ramses II. handelte, konnten die Forscher zum Zeitpunkt der Entdeckung nicht sein. Vieles sprach jedoch dafür: So wurde die kolossale Statue aus Quarzit auf dem Areal des ersten von Ramses II. errichteten Tempel der „Sonnenstadt“ Heliopolis gefunden, dem religiösen Zentrum des alten Ägypten. Doch wie Archäologe Dietrich Raue von der Universität Leipzig, der das deutsche Forschungsteam in Kairo leitete, nun mitteilte, hätten Untersuchungen auf der Rückseite der Statue vier Zeichen identifiziert. „Sie bedeuten ‚Herr des Armes’“, wie Raue in einer Pressemitteilung der Uni Leipzig erklärt. „Das ist der Inbegriff von Tatkraft und der Name, der ausschließlich für Psammetich I. verwendet wurde.“
Antikenminister El-Enany äußerte sich laut Tagesspiegel vorsichtiger. Weitere Untersuchungen seien notwendig, um die Identität des Werks zweifelsfrei zu bestimmen, sagte er laut dem Nachrichtenportal Al Arabiya bei der Pressekonferenz. Es sei denkbar, dass Psammetich I. eine frühere Statue recyclet habe.
Ob Ramses II. oder Psammetich I. – ein Sensationsfund ist die Statue nichtsdestotrotz. Seine monumentale Größe und die laut Raue herausragend künstlerische und handwerkliche Umsetzung sind einmalig. „Es handelt sich um die größte bisher gefundene Statue des Pharao Psammetich I., von dem es bisher nur lebensgroße Plastiken gibt“, erklärt Raue. Auch Psammetich I. gilt unter Ägyptologen als historisch bedeuteund. Er war der Pharao, der Ägypten von den Assyrern befreite.