19.10.2016

Beruf

NRW-Förderprogramm: Kunst in guten Händen

 

Ein Nachbericht über die Tagung „Kunst in guten Händen”, die im Rahmen des NRW-Förderprogramms „Substanzerhalt von Kulturgütern – Restaurierungsprogramm Bildende Kunst des Landes Nordrhein-Westfalen” am 6. Oktober 2016 in Köln stattfand. 

Seit 2008 fördert die Regierung von Nordrhein-Westfalen den Erhalt von Kulturgut in den Museen des Landes. Dieses Restaurierungsprogramm in Deutschland auf Landesebene unterstützt den Substanzerhalt in der bildenden Kunst und gibt auch kleineren Häusern die Möglichkeit, dringend notwendige Restaurierungsmaßnahmen durchzuführen. Für etwa 150 Projekte wurden bisher rund drei Millionen Euro eingesetzt. Zu einem Erfahrungsaustausch trafen sich Anfang Oktober nun über 80 Museumsleute und Restauratoren im Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud in Köln. Ingrid Stoppa-Sehlbach, die Leiterin des Kulturreferates im NRW-Familienministerium, war ebenfalls nach Köln gekommen, um über die gute Zusammenarbeit insbesondere auch mit der Koordinationsstelle des Programms, die beim VDR in Bonn angesiedelt ist, zu berichten.

Iris Schaefer, die leitende Restauratorin am Wallraf-Richartz-Museum, erläutert die Maßnahmen, die ein externes Restaurierungsatelier in Bonn an der „Anbetung der Hirten“ (1622) vorgenommen hat. Foto: Gudrun von Schoenebeck
Ingrid Stoppa-Sehlbach, Leiterin des Kulturreferates im NRW-Familienministerium, berichtet von ihren Erfahrungen mit dem seit 2008 erfolgreichen NRW-Restaurierungsprogramm. Foto: Grudrun von Schoenebeck
Im Vortrag von Restauratorin Isabel Gebhardt ging es um die komplexe Restaurierung der Installation „Horse Blinders“ (1968-69) von James Rosenquist im Museum Ludwig. Foto: Grudrun von Schoenebeck
In der ersten Reihe: (von links) Norbert Madiwe und Ingrid Stoppa-Sehlbach vom NRW-Familienministerium, Marcus Dekiert, der Direktor des Wallraf-Richartz-Museums, Katharina Trifterer, Geschäftsführerin und Jan Raue, Präsident vom Verband der Restauratoren. Foto: Gudrun von Schoenebeck

Geförderte Restaurierungen

Dass beim Restaurierungsprogramm tatsächlich die „Kunst in guten Händen“ ist, davon konnten sich die Tagungsteilnehmer anhand einiger exemplarischer Förderbeispiele, die von ihren jeweiligen Restauratoren vorgestellt wurden, überzeugen. Die Bandbreite der Objekte ist dabei enorm, so auch im Fall der Kunstmuseen Krefeld. Hier wurde der Wandmalereizyklus von Jan Thorn Prikker „Die Lebensalter“, 1923 freigelegt, restauriert und „als neues Highlight“ des Hauses wieder öffentlich zugänglich gemacht. Auch die Außenskulptur „Epoca eroica“ (Berto Ladera, 1956) ist nun in ihrer ursprünglichen schwarzen Fassung und am originalen Aufstellungsort im Garten von Haus Esther zu sehen. Vom benachbarten Museum Ludwig berichteten die Restauratoren von einem langfristigen Restaurierungsprojekt, der 23-teiligen Rauminstallation „Horse Blinders“ (James Rosenquist, 1968-69). Ältere Transportschäden und hartnäckige Fingerabdrücke auf einer spiegelnden Aluminium-Oberfläche gehörten hier zum Schadenskatalog.

Große Werke, große Taten

Von ganz anderen Problemen erzählte dagegen Bärbel Lohmann. Die ehrenamtliche Mitarbeiterin im Museum Katharinenhof in Kranenburg am Niederrhein versucht mit ihren Mitstreitern die Bestände des Museums, darunter religiöse Volkskunst, zu erhalten. Bereits vor einigen Jahren konnten mit Mitteln des NRW-Restaurierungsprogramms Skulpturen und Gemälde restauriert werden. Neben der Reinigung von weiteren 25 Gemälden wurden nun ebenfalls UV-Schutzvorhänge für die sehr hellen Fensterfronten und Klima-Datenlogger für die Räume genehmigt. Wie sehr aber auch die großen Häuser mit eigenen Restaurierungsabteilungen vom NRW-Restaurierungsprogramm profitieren können, war an einem bedeutenden Werk aus dem Wallraf-Richartz-Museum selbst zu sehen. Die Leinwand der „Anbetung der Hirten“ von 1622, eines der Schlüsselwerke von Gerrit van Honthorst, war nach der letzten großen Restaurierung von 1940 irgendwann in den beiden Jahrzehnten danach an der oberen Kante um 12,5 Zentimeter umgeschlagen worden, um sie für einen Rahmen passend zu machen. Mit Mitteln des Förderprogramms konnte ein Bonner Restaurierungsatelier mit der Rückführung des Bildes in das originale Format beauftragt werden. Die stimmungsvolle „Anbetung“ hat nun wieder ihre ursprüngliche Größe von 164,5 x 191,5 Zentimetern, wurde vorsichtig gekittet und retuschiert und hat einen neuen Firnis bekommen. Schließlich konnten sich die Tagungsteilnehmer die „Anbetung der Hirten“ und die Rauminstallation „Horse Blinders vor Ort“ anschauen und fachlichen Fragen stellen.

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