Die Augmented Reality-Ausstellung „Notre-Dame de Paris“ tourt derzeit weltweit. Anlass der virtuellen Schau ist der vierte Jahrestag des verheerenden Brandes, der eine weltweite Spendenaktion auslöste. Während der gesamten Dauer der Restaurierungsarbeiten bis 2024 geht die Ausstellung auf Reisen
Bis zum 15. Juli zeigte das Institut Français in Berlin eine Ausstellung zur Kathedrale Notre-Dame, einem Meisterwerk der Gotik und Symbol für Paris und Frankreich. Anlass der virtuelle Schau ist der vierte Jahrestag des verheerenden Brandes der weltberühmten Kathedrale, der eine weltweite Spendenaktion auslöste. Rund 340.000 Menschen und Institutionen aus 150 Ländern spendeten 840 Millionen Euro für den Wiederaufbau und die Restaurierung. Ein zentraler, bereits abgeschlossener Beitrag Deutschlands war dabei die Restaurierung der vier beim Brand beschädigten Fenster durch die Kölner Dombauhütte.
Internationale Tournee
Die innovative Ausstellung verbindet eine physisch anmutende Inszenierung mit erweiterter Realität. Mittels eines HistoPad, einem Tablet, das man gleich beim Eintritt in die Ausstellung erhält, kann man 16 Stationen besuchen, die einen umfangreichen Einblick in die Geschichte der Kathedrale sowie historischen Ereignisse medial aufbereitet erfahren. Das reicht zum einen von der Grundsteinlegung 1163 bis zu laufenden Restaurierungsarbeiten.
Nachdem die Ausstellung bereits auf der Weltausstellung in Dubai, im Collège des Bernardins in Paris und im National Building Museum in Washington der Öffentlichkeit präsentiert wurde, ist sie nun nach einer Station in Dresden (Palais im Großen Garten) jetzt im Berliner Institut Francais zu sehen. Während der gesamten Dauer der Restaurierungsarbeiten bis 2024 wird die Ausstellung auf Reisen gehen: So sind Stopps in insgesamt 12 Metropolen auf vier Kontinenten geplant. Die Ausstellung versteht sich auch als Reaktion auf die heftigen internationalen Emotionen, die durch den Brand am 15. April 2019 ausgelöst wurden. Sie geht auf Besucher:innen aus aller Welt zu, um es ihnen durch einen universellen Ansatz zu ermöglichen, die bald wiedererlangte Pracht der Kathedrale als Weltkulturerbe der Menschheit zu sehen und nachzuvollziehen. Termine folgen!
Rekonstruktionen des HistoPad wurden in Zusammenarbeit mit einem wissenschaftlichen Beirat erstellt
Besucher:innen erfahren Wissenswertes über die feierliche Prozession, mit der die heiligen Reliquien – die Dornenkrone Christi, ein langes Stück des Kreuzes und ein Nagel aus demselben, erworben 1239 von Ludwig dem Heiligen – in die Kathedrale überführt wurden. Oder auch über die pompöse Kaiserkrönung Napoleons in der prachtvoll ausgeschmückten Kathedrale. Die Ausstellung beginnt mit dem Brand am 15. April 2019, geht dann zurück ins Jahr 1160 und arbeitet sich durch die Jahrhunderte bis zu den aktuellen Restaurierungsarbeiten und den Berufen vor, die für die Wiedergeburt der Kathedrale mobilisiert wurden.
Die Rekonstruktionen des HistoPad wurden in Zusammenarbeit mit einem wissenschaftlichen Beirat erstellt, der sich aus Experten der untersuchten Epochen zusammensetzt und die historische Genauigkeit der durchgeführten Arbeiten garantiert. Nicht weniger als 35 Treffen dieser Experten waren notwendig, um die Inhalte von der Augmented Reality-Ausstellung „Notre-Dame de Paris“ zu produzieren.
3D-Effekte erweitern den Blick in den virtuellen Raum
Durch den 3D-Effekt erweitert sich der Blick in einen virtuellen Raum. Wenn man sich mit dem Tablet in der Hand dreht, kann man rundum die mittelalterliche Umgebung des Vorplatzes betrachten. Faszinierend auch, wenn man über seinem Kopf wie aus dem Nichts das gotische Kirchengewölbe erblickt, von dem Details mittels Technik heranzoomt werden können. Auf spielerische Weise wird hier kulturhistorisches und neues Wissen den Besucher:innen vermittelt. So findet eine Begegnung mit den Baumeister:innen von heute mithilfe von 3D-Modellierungen und immersiven Erlebnissen mitten auf der Baustelle, so dass man die Berufe und das Know-how derjenigen verstehen lernen kann, die an der Restaurierung des Gebäudes arbeiten.
Großflächige farbige Reproduktionen markieren die Stationen der Tablets
Erstellt wurden die zusehenden Bilder mittels Recherchen, historischer Darstellungen oder durch Vergleiche in Zusammenarbeit mit (Kunst)-Historikern. Dennoch bleiben sie Hypothese. Originale sind nicht zu sehen. Großflächige farbige Reproduktionen markieren die Stationen der Tablets. Beeindruckend ist vor dunklem Hintergrund eine große von rückwärts beleuchtete Farbreproduktion der westlichen Fensterrose von Notre-Dame, ein Ort der Besinnung und des Ausklinkens von der Informationsfülle. Es ist die kleinste der drei Fensterrosen der Kathedrale. Das Original besitzt weiterhin noch einen Durchmesser von 9,60 Meter.
Notre-Dame de Paris: die Augmented Reality- Ausstellung
„Notre-Dame de Paris, die Augmented Reality- Ausstellung“ wurde vom französischen Start-up Histovery in Zusammenarbeit mit der Öffentlichen Einrichtung für die Erhaltung und Restaurierung der Kathedrale Notre-Dame de Paris und dank der großzügigen Unterstützung der L’Oréal- Gruppe umgesetzt.
Die Mitglieder des wissenschaftlichen Beirates
David Brouzet, Kunsthistoriker, Professor und Fachbereichsleiter am IESA arts & culture
David Chanteranne, Historiker, Journalist, Attaché de Conservation am Musée Napoléon in Brienne-le-Château
Thierry Crépin-Leblond, Generalkonservator für das Kulturerbe, Direktor des Nationalmuseums der Renaissance
Pater Jean-Philippe Fabre, Kaplan der Kathedrale Notre- Dame de Paris, Doktor der Theologie, Leiter der öffentlichen Kurse des Collège des Bernardins
Jean-Marc Hofman, Attaché de Conservation, stellvertretender Konservator in der Cité de l’architecture et du patrimoine/Musée des Monuments français
Philippe Plagnieux, Professor für mittelalterliche Kunstgeschichte
Brieuc Clerc, Referent, Öffentliche Einrichtung für die Erhaltung und Restaurierung der Kathedrale Notre-Dame de Paris