12.08.2016

Projekte

Museumsdepots im Frankenland


“Museumsdepots sind die zweite Herzkammer”

 

RESTAURO hat exklusiv drei fränkische Museumsdepots besichtigt und erhielt Einblicke in drei individuelle, für die Heimat- und Stadtmuseen adäquate Lagerungslösungen. Die Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern betreute die Projekte in konservatorischer und restauratorischer Hinsicht. 

Ziel ist das Feuerwehrgelände im Industriegebiet der Stadt Schweinfurt. Ein Museum würde man hier nicht vermuten, fernab von touristischem Verkehr und städtischem Leben. Und dennoch steht dort dieses massive, rustikale Metallobjekt mitten auf dem Grundstück eines Neubaus, mit der verdächtig musealen Ausstrahlung eines Kunstwerks im öffentlichen Raum. Die metallene Maschine vor dem Gebäude ist der Verweis auf das, was hinter den Toren des Neubaus schlummert: Ein reiches Depot der Schweinfurter Stadtmuseen, gefüllt mit industriellen, technischen und handwerklichen Gerätschaften aus der Geschichte der Stadt. Es ist eins der drei Museen, die RESTAURO im Rahmen einer Depotbesichtigung besucht hat.

Depots sind für Restauratoren schon immer ein wichtiger Arbeitsbereich gewesen, denn abhängig vom Material verlangen Exponate geeignete konservatorische Bedingungen, gerade dann, wenn sie auf unbestimmte Zeit gelagert werden. Astrid Pellengahl, Leiterin der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen, spricht gern von der “zweiten Herzkammer des Museums”, wenn es um Depots geht. “Die Ausstellung ist die erste Herzkammer, das Depot die zweite”, sagt sie. Raumklima und Lichtverhältnisse müssen stimmen und präventive Maßnahmen festgelegt und eingeleitet werden, um optimale Lagerungsumstände zu schaffen und jene Objekte zu schützen, die keinen Platz in der Ausstellung finden, die in ihrer Einheit jedoch die Grundlage dafür schaffen, Ausstellungen überhaupt erst zu konzipieren.

Blick in das Textildepot im Bauernmuseum Bamberger Land in Frensdorf. Foto: Restauro
Eine wertvoll bestückte Brautkrone aus dem 19. Jahrhundert. Foto: Restauro
Die Textilien sind in säurefreies Seidenpapier eingepackt. Foto: Restauro
Jedes Stück wurde inventarisiert und mit einer entsprechenden Nummer ausgestattet. Foto: Restauro
Im Heimatmuseum Baunach steht eine Sanierung und Umstrukturierung an, was eine notwendige Auslagerung der Exponate zur Folge hat. Foto: Restauro
Im Rathaus von Baunach werden aktuell Räume im Untergeschoss zum Lagerungsort für das Heimatmuseum umdisponiert. Foto: Restauro
Franz Götz, Ehrenamtlicher im Heimatmuseum, zeigt Restaurator Alexander Wießmann (li.) und Astrid Pellengahl, Leiterin der Landesstelle für nichtstaatliche Museen, die reiche Sammlung des Malers Max Schnös im Heimatmuseum Baunach. Bürgermeister Ekkehard Hojer fördert und unterstützt das Museum und seine Sanierungspläne. Foto: Restauro
Massive Exponate müssen aus dem Museum in das gegenüberliegende Rathaus transportiert werden. Foto: Restauro
Auch im Baunacher Heimatmuseum sorgt Seidenpapier für eine geschützte Lagerung der Textilien. Foto: Restauro
Vor dem ausgelagerten Depot der Schweinfurter Museen steht eins der Exponate. Die Tragfähigkeit der Stahlbetonbodenplatte im Depot hielt der Last des Exponats nicht Stand. Foto: Restauro
Blick in den 135 Quadratmeter großen Vorbereitungsraum, der als Schleuse vor der eigentlichen Lagerhalle dient. Foto: Restauro
Das Gebäude wird mittels einer Temperierungsanlage nach den Empfehlungen der Landesstelle für nicht-staatliche Museen in Bayern erwärmt. Foto: Restauro
Holzgeräte und -maschinen, medizinische sowie technische Geräte machen hier den Hauptbestand des Depots aus. Foto: Restauro
Ziel erreicht: Eine möglichst gerade Linie bestätigt eine konstante Temperatur- und Klimabedingung im Lager. Foto: Restauro

Lagerung, Forschung, Erhalt

Die Energie, die Museumsmitarbeiter in die Depots investieren, den Aufwand, den sie bei der Pflege, Inventarisierung und Dokumentation betreiben, ist gerade bei kleinen Museen bemerkenswert, die mit wenigen Mitarbeitern, darunter oft Ehrenamtliche, die intensive Tätigkeit bei gleichzeitig geforderter Akribie bewältigen. In solchen Fällen unterstützt in Bayern die Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen, immer dann, wenn Umstrukturierungen anstehen oder eine Sanierung geplant ist und der Museumsbestand zwischen- und umgelagert werden muss, wie jüngst beim Baunacher Heimatmuseum geschehen. Hier stand Restaurator Alexander Wießmann vor allem für die Klimastabilisierung im neu errichteten Depot als Berater zur Seite. Für den ehrenamtlichen Mitarbeiter Franz Götz ist jedoch klar, dass es sich um eine langfristige Lösung handelt und das Depot dazu dient, die Exponate nicht nur zwischenzulagern, sondern dauerhaft darin zu bewahren, bevor die neuen Räume im Museum bezogen werden können.

Dass im Depot nicht nur Ausstellungsexponate lagern, sondern der reichhaltige Bestand eines Museums zugleich die Grundlage sowie Ursache vieler Forschungsunternehmungen sein kann, zeigt das Beispiel des Bauernmuseums Bamberger Land in Frensdorf. Das Textildepot des Museums im Dachgeschoss des Bauernhofs, dessen Erscheinungsbild vom frühen 19. Jahrhundert geprägt ist, dient als Basis für eine Dissertation zum Regionaltypischen Kleidungsverhalten seit dem 19. Jahrhundert.

Die verborgenen Objekte im Depot erfordern einen ebenso verantwortungsvollen und gewissenhaften Umgang wie die Objekte in den Ausstellungen, die dem täglichen Besucherstrom ausgesetzt sind. Gleichwohl sie vielmehr die Mitarbeiter hinter den Kulissen als das öffentliche Publikum betreffen, ist ihre Pflege und die Auseinandersetzung damit ein unverzichtbarer Bestandteil für die Arbeit von und in Museen.

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