Ein ungewöhnliches Hobby pflegt Siegfried Schwinn: Der Franke baut mit viel Fingerspitzengefühl und Geduld historische Gebäude im Kleinformat nach
Aus kleinen Bastelhölzern baut Siegfried Schwinn aus dem unterfränkischen Sylbach Kirchen, Schlösser und Burgen im Maßstab 1:100 nach. Eine besondere Leidenschaft des Rentners sind Gotteshäuser. Schwinn will damit eine sichtbare Verbindung zum christlichen Erbe herstellen. Rund 20 Meisterwerke aus Holz sind bereits entstanden.
Zu Beginn seiner Arbeit misst Siegfried Schwinn zunächst vor Ort den Grundriss des Objekts aus. Unterstützt wird er dabei von seiner Frau Gisela. Sie stellt sich mit einem drei Meter langen Meterstab vor das ausgewählte Bauwerk. Der Künstler schießt ein Foto, mit dessen Hilfe er später die Höhe des Gebäudes abschätzen kann. Als Vorlage für den Nachbau dienen eine in Teile geschnittene Abbildung des Gebäudes sowie eine Skizze. Mehr als 2000 kleine Bastelhölzer benötigt Schwinn durchschnittlich für ein Bauwerk. „Meine Arbeitsstunden habe ich noch nie gezählt“, sagt Schwinn. Klar aber, dass es eine Menge sind. Für das Schloss Unsleben im Landkreis Rhön-Grabfeld zum Beispiel habe er rund drei Monate gebraucht, erklärt er. „Es macht aber natürlich einen Unterschied, ob ich täglich durchgehend arbeite oder größere Pausen einlege.“
Siegfried Schwinn bastelt zum Vergnügen. Er möchte Menschen mit seinem Handwerk Freude bereiten. Die Wertschätzung seiner Arbeit sei nicht nur der größte Lohn seiner Mühen, sondern auch Ansporn für weitere Bauwerke. Auftragsarbeiten bearbeitet er nur selten, da seine Bauten einen hohen ideellen Wert für ihn besitzen und er sich nur schwer von seinen Modellen trennen kann.
Zu seinen wenigen Auftragsarbeiten gehört die Synagoge von Bad Königshofen: Das Gebäude war von 1903 bis 1904 in neugotischen Stil erbaut worden. Die jüdische Gebetsstätte existierte nahezu 50 Jahre lang, bevor das Innere des Gebäudes 1938 von den Nazis zerstört und 1951 vollkommen eingeebnet wurde. Heute erinnert nur noch ein Gedenkstein in der Bamberger Straße daran, wo sie stand. Anders als bei seinen üblichen Vorbereitungen für die Nachbauten, war Siegfried Schwinn bei der Synagoge auf historische Bilder angewiesen. Eine Luftaufnahme bildete die Basis, um Proportionen und Größe für den Nachbau ermitteln zu können. Sechs Monate benötigte Siegfried Schwinn für die Fertigstellung der Synagoge, die nun einen Platz im Museum hat.