Anforderungen an biozide Schutzschichten
Mikroorganismen verursachen jedes Jahr massive Schäden an schützenswerten Kulturgütern. Gegenwärtig angewendete Methoden zur antimikrobiellen Ausrüstung von Kulturgütern sind in ihrer Effizienz zumeist begrenzt oder verwenden toxische Biozide. Eine Untersuchung gilt neuen Methoden zur Schaffung antimikrobieller Oberflächen und ihrer Anwendbarkeit im Kulturgutschutz.
Gemälde, Bücher, Textilien, metallische Gegenstände, Holzobjekte, Möbelstücke – nahezu alle Arten unseres schützenswerten Kulturerbes sind von mikrobiellem Befall betroffen. Mikroorganismen wie Bakterien, Pilze und Schimmelpilze verursachen massive Schäden an Kunst- und Kulturgütern und greifen selbst Gebäudefassaden oder steinerne Monumente an. Luftverunreinigungen und Oberflächenerosion begünstigen die mikrobielle Kontamination zusätzlich. Durch mikrobiellen Befall von Kulturgütern werden aber nicht nur die betroffenen Objekte in Mitleidenschaft gezogen, sondern es entstehen auch für Besucher und Mitarbeiter von Museen und Depots sowie für Restauratoren beträchtliche gesundheitliche Risiken.
Obwohl zahlreiche biozidwirkende Substanzen zum Schutz von Kulturgütern gegen mikrobiellen Befall seit langem bekannt sind und auch angewendet werden, ist deren Effizienz oft begrenzt. Gegen einige der bisher traditionell verwendeten Biozide bestehen darüber hinaus inzwischen massive toxikologische Bedenken, sodass Ihr Einsatz möglichst unterbleiben sollte.
Unter Beachtung der Spezifik einzelner Kulturgüter lassen sich die Anforderungen an eine biozide Schutzschicht generell wie folgt zusammenfassen:
Ganz ähnliche Anforderungen werden heute an antimikrobielle Schutzschichten gestellt, welche die Oberflächen von Medizinprodukten (zum Beispiel Implantaten, Prothesen und medizinischen Instrumenten) gegen mikrobielle Kontamination schützen sollen. Wie Kulturgüter sind Medizinprodukte, die tagtäglich in Kliniken oder Arztpraxen eingesetzt werden, von Bakterien- oder Pilzbefall bedroht. Solche mit Implantaten assoziierten Infektionen können lebensbedrohliche Komplikationen hervorrufen. Daher sind in den letzten Jahren umfangreiche Forschungsarbeiten, unter anderem auch von den Verfassern selbst durchgeführt worden, um antimikrobielle Oberflächen für Medizinprodukte zu entwickeln.
Aufgrund der Vergleichbarkeit der Anforderungsprofile an antimikrobielle Schutzschichten für Kulturgüter sowie für Medizinprodukte macht es Sinn, neue in der Medizintechnik entwickelte Technologien für antimikrobielle Oberflächen näher zu betrachten und ihre Übertragbarkeit auf den Kulturgutschutz zu prüfen. Daher sollen ausgewählte neue Methoden zur Schaffung antimikrobieller Oberflächen für die Medizintechnik, insbesondere auf der Basis nano- bzw. mikroskaliger Funktionsschichten und ihre Anwendbarkeit im Kulturgutschutz untersucht werden.
Der Text ist ein Auszug aus dem Beitrag „Medizintechnik gibt Inspiration. Neue Methoden zur Herstellung antimikrobieller Oberflächen” von Thorsten Laube, Claudia Rode und Matthias Schnabelrauch aus RESTAURO 7/2016. Den vollständigen Beitrag finden Sie ab 10. Oktober 2016 in der RESTAURO.