Umgeben von Gipsabgüssen berühmter Skulpturen diskutierten im Zentralinstitut für Kunstgeschichte in München am Dienstag drei „Zeitzeugen“ die Entwicklungen in der Museumslandschaft. Eine notwendige Auseinandersetzung, die spätestens seit Walter Grasskamps „Das Kunstmuseum – Eine erfolgreiche Fehlkonstruktion“ in vollem Gange ist.
Carla Schulz-Hoffmann war bis 2011 stellvertretende Generaldirektorin der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen und eine Vorreiterin bezüglich des Ankaufs moderner Kunst in München in den 1980er Jahren. „Erstmalig“, so formulierte sie in der Podiumsdiskussion, „wurde eine Sammlungspolitik betrieben. Und man hat sich konsequent Gedanken darüber gemacht, wie vier unterschiedliche Kunstsammlungen unter ein Dach zu bringen wären.“ Das Ergebnis: Der Neubau der Pinakothek der Moderne.
Die Schwierigkeit in der Zeit sei jedoch – und das gelte bis heute – die Beurteilung der Kunstwerke. Brita Sachs, Kunstjournalistin und Kunstmarktexpertin resümiert: „Zum Teil wurde viel zu früh gekauft, besonders in den Niederlanden. Dies führte schließlich zu einem Ausverkauf von Werken vor etwa 15 Jahren. Viel eher hätte die Ankaufspolitik strukturiert werden müssen.“ Inzwischen seien Ankäufe nur noch über Sponsoring oder Mäzenatentum möglich. „Die Abhängigkeit von Geldgebern gerade aus der Privatwirtschaft hat zu einem Einfluss geführt, den Kuratoren sich nicht wünschen“, so Klüser, der seit bald einem halben Jahrhundert als Galerist und Kunstberater arbeitet. „Auch benötigen Museen heute strukturiertes Management und Marketing.“ Darauf seien die älteren Kollegen gar nicht vorbereitet.
Wie könnte dennoch ein Umgang mit gestiegenen Preisen auf dem Kunstmarkt und eine Präsentation großformatiger Werke gelingen? „Wir müssen viel mehr auf die vorhandenen Stiftungen – Kulturstiftung der Länder, Ernst von Siemens-Kunststiftung – zugehen. Auch das Arbeiten mit der eigenen Sammlung muss wieder zunehmen“, so Carla Schulz-Hoffmann. Brita Sachs schlug vor, bei großen Installationen auch leerstehende Fabrikhallen zu nutzen oder über unterirdische Räume nachzudenken.
Trotz der „ Fehlkonstruktion Kunstmuseum“, was wünschen sich die Podiumsteilnehmer für die Zukunft der Museen? Bernd Klüser: „Besucherzahlen sollten nicht ausschlaggebend sein. Es sollte wieder eine stärkere geistige Auseinandersetzung mit den Objekten erfolgen.“ Carla Schulz-Hoffmann wünscht sich eine Besinnung auf die eigenen Aufgaben sowie eine Öffnung des Vermittlungsangebots für eine größere Bevölkerungsschicht. Und Brita Sachs fasst in zwei Worten zusammen: „Medien und Mut!“
Es war eine interessante Debatte, die jetzt angestoßen wurde und nun eine größere Zuhörerschaft finden sollte. Die angesprochenen Aspekte waren richtig und wichtig und benötigen jetzt den Widerhall zum Beispiel im Deutschen Museumsbund.