04.07.2016

Museum

Gefahrstoffe in Museumsobjekten

die in keiner Restauratorenbibliothek fehlen darf.

 

Die Titelunterzeile verrät die Brisanz des Themas: Erhaltung oder Entsorgung? Die Publikation fußt dabei auf einer Tagung, die im März vom Technischen Museum Wien, dem Österreichischen Restauratorenverband sowie der Allgemeinen Versicherungsanstalt durchgeführt wurde. Nun endlich sind alle Vorträge in einem band erschienen.

Die beiden Herausgeberinnen Valentina Ljubić Tobisch und Martina Wetzenkirchner haben ganze Arbeit geleistet. Die Publikation umfasst sowohl Grundalgenbeiträge, als auch konkrete Handlungsanweisungen mit Praxisbeispielen auf nationaler und internationaler Ebene.

Der erste Beitrag von der Herausgeberin Tobisch selbst gibt eine grundlegende Übersicht, welche Gefahrenstoffe im Museum zu erwarten sind und welche Konsequenzen sich daraus ergeben. Erstmalig wird auch offen über das Thema „Entsorgung“ gesprochen. Wenn zum Beispiel das Objekt ein radioaktives Kosmetikum in einem Kunststoffbehältnis ist, handelt es sich schon um einen echten Grenzfall. Denn das Substrat an sich ist Primärquelle und Gefährdung zugleich. Hier entschied man sich, den Inhalt an seinem Herkunftsort – das Atominstitut der österreichischen Universitäten zu belassen.

Die nachfolgenden Themen befassen sich mit Praxisbeispielen aus dem Technischen Museum in Wien und mit dem Schwerpunkt „Asbest“. Abgerundet werden die österreichischen Beiträge mit der Erläuterung der derzeit geltenden Normen in Bezug auf Asbest. In mehreren Beiträgen plädierten die Autoren, die Sammlungsstrategien sowie die Sicherheitsleitfäden öffentlich zu machen. Dies birgt die Gefahr, dass Besucherinnen und Besucher diese leicht missverstehen könnten. Hier wäre an geeigneter Stelle über die möglichen Vorgehensweisen zu diskutieren.

Der Blick über den österreichischen Tellerrand hinaus fehlt ebenso wenig wie anschauliche Grafiken zu Vorgehensweisen. Neben Beispielen aus deutschen Museen stellt Barbara Reeve aus dem Australian War Memorial Museum in Campbell die Erhaltung eines „Asbestanzugs“ vor – wie der oben beschriebene Fall auch ein Objekt, das aus sich heraus eine Gefährdung darstellt.

Die Publikation endet mit der Zusammenfassung der Podiumsdiskussion und zieht eine Bilanz: Das Thema ist virulent und muss dringend weiter diskutiert werden, wie auch die 2014 stattgefundene Tagung des BlfD „Kontaminiert – Dekontaminiert. Strategien zur Behandlung biozidbelasteter Ausstattungen“, die über 100 Teilnehmer aufwies.

Valentina Ljubić Tobisch und Martina Wetzenkirchner (Hrsg.)
Gefahrstoffe in Museumsobjekten. Erhaltung oder Entsorgung?
240 Seiten, zahlreiche farbige Abbildungen
€ 29,90
ISBN 978-3-902183-26-2

Scroll to Top