07.05.2015

Kunststück

Kunststück Kriegsbomber?

Kunststück Kriegsbomber? Die Hängung in der Ausstellung war eine große Herausforderung. Foto: Rob Noordhoek Rotterdam Museum

In Kooperation zwischen dem Museum Rotterdam, dem Stadtarchiv Rotterdam und dem Militärhistorischen Museum Flugplatz Berlin-Gatow entstand eine Sonderausstellung über den Angriff auf die Stadt Rotterdam durch die Luftwaffe der Wehrmacht vor 75 Jahren. Der Flugzeugbomber Casa C-2.111B spielt dabei eine große Rolle.

Das Großobjekt Casa C-2.111B, ein spanischer Lizenzbau der Heinkel He 111 H 16, bildet das Leitobjekt dieser Ausstellung. Die Heinkel He 111 war ein zweimotoriger, freitragender Tiefdecker in Ganzmetallbauweise. Entworfen als schnelles Verkehrsflugzeug diente dieser Flugzeugtyp als Standardbomber der deutschen Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg. Den Vertrag zum Lizenzbau der He 111 schloss Spanien im Jahre 1939. Die spanische Luftwaffe nutzte diese Flugzeuge bis Ende der 1960er Jahre.

Im Jahr 1969 erhielt das Luftwaffenmuseum in Uetersen bei Hamburg, eine Casa als Geschenk der spanischen Regierung. Das Museum wurde 1995 nach Berlin-Gatow verlegt. Aus diesem entstand das Luftwaffenmuseum der Bundeswehr. 2011 wurde es mit dem Militärhistorischen Museum der Bundeswehr zusammengeführt und umbenannt.

Zum Übergabezeitpunkt war das Luftfahrzeug nicht mehr flugtauglich und besaß eine deutsche Tarnlackierung und spanische Hoheitsabzeichen. Vermutlich Anfang der 1970er Jahre wurde das Luftfahrzeug mit den deutschen Kennzeichen G1 + AD versehen und bis 1993 in der Ausstellung in Uetersen/Appen präsentiert. Die Größe des Objektes erforderte nach dem Umzug des Museums von Uetersen nach Berlin in den Jahren 1994 bis 1995 zunächst seine Einlagerung im Museumsdepot. Durch den Transport von Uetersen nach Berlin waren außerdem zahlreiche Deformationen entstanden.

Für das Ausstellungsprojekt „De Aanval“ in Rotterdam kam die Casa im Jahr 2014 in die Restaurierung. Voruntersuchungen der Farbfassung des Objektes zeigten mehrere Farbschichten aus früheren Einsatzzeiten. Die Restaurierungsmaßnahmen zielten auf die Sicherung des überlieferten Bestandes. Nach der Reinigung des Objektes wurden Deformationen zurückgebildet und Abplatzungen der Farbfassung retuschiert. Weiteres Hauptaugenmerk lag auf dem Transport, welcher möglichst schädigungsfrei erfolgen sollte.

Die Cockpitinstrumente der Casa besitzen radioaktive Leuchtfarben, welche den Piloten die Erkennbarkeit der Skalen bei Dunkelheit ermöglichten. Diese aus heutiger Sicht genehmigungsbedürftigen radioaktiven Instrumente wurden für den Transport ausgebaut, separat transportiert und in Rotterdam wieder ins Flugzeug eingebaut.

Für den Transport wurden am Flugzeug die Tragflächen, die Luftschrauben, die Querruder und der komplette Leitwerksbereich demontiert und in Kisten verpackt. Die Tragflächen erhielten jeweils ein separates Transportgestell. Der Rumpf blieb unverpackt und bildete damit das größte und empfindlichste Versandstück. Die günstige Lage des Ausstellungs-Gebäudes im Rotterdamer Waalhaven ermöglichte für die Hauptstrecke einen langsamen und schwingungsarmen Schiffstransport. Vom Museum in Berlin-Gatow bis zum Hafen in Wustermark erfolgte der Transport mit vier Fahrten von Sattelzügen und einer Fahrt eines Tiefbettsattelaufliegers für den Rumpf. Von Wustermark nach Rotterdam „reiste“ das Objekt per Schiff.

Da selbst das große Hallentor des Rotterdamer Ausstellungsgebäudes zu klein für die Einbringung des Flugzeuges war, erfolgte die Montage mittels eines 70-Tonnenkrans direkt in der Ausstellungshalle durch das Team der Restaurierungsabteilung.

Für die Ausstellung des Objektes wurde ein Ständersystem konstruiert, welches das Exponat in ca. drei Metern Höhe präsentiert. Die Anschlagspunkte für die Ständer sind die Teilungsbereiche der Tragflächen und das Spornfahrwerk.

Der Kriegsbomber in der Ausstellung „Opbouw De Aanval “, Foto: Rob Noordhoek Rotterdam Museum

Für Besucher ist die Ausstellung im Museum Rotterdam noch bis 25. 10 2015 jeweils Dienstag bis Sonntag von 11 bis 17 Uhr geöffnet.

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