Die Kunst zu fördern
Im Bayerischen Nationalmuseum (BNM) trafen sich die Vertreter von KUNST AUF LAGER, dem Bündnis zur Erschließung und Sicherung von Museumsdepots. Im Mittelpunkt stand eines der jüngsten Förderprojekte: eine Tapisserie aus dem 16. Jahrhundert, deren Restaurierung die Ernst von Siemens Kunststiftung ermöglichte.
In seiner kürzlich veröffentlichten Schrift „Das Kunstmuseum. Eine erfolgreiche Fehlkonstruktion“ weist Walter Grasskamp auf die Paradoxien des Sammelns und Ausstellens hin. Demnach wachsen Museen „vor allem nach innen“. Die angekauften Objekte nehmen in erster Linie nicht die Ausstellungsflächen, sondern die Depotflächen ein. Tatsächlich werden heute nur zehn bis höchstens 60 Prozent der Sammlungsobjekte der Öffentlichkeit präsentiert.
Und dabei bleibt es nicht. Grasskamp macht auch auf die hohen Folgekosten aufmerksam, die jeder Ankauf mit sich zieht: „Transport und Versicherung, Lagerraum und Klimatisierung, Bewachung und Konservierung sowie Restaurierung (…).“
Auf diesen finanziellen Notstand in Museen reagiert das Bündnis KUNST AUF LAGER. Im Sommer 2012 durch die HERMANN REEMTSMA STIFTUNG und die Kulturstiftung der Länder initiiert, haben sich dem Bündnis bis heute 14 Institutionen angeschlossen. Ihr erklärtes Ziel: wertvolles, aber im Depot verborgenes Kulturgut zu erschließen, zu erforschen und zu sichern. Unter den letzten Punkt fallen insbesondere die Konservierung und Restaurierung von Objekten, die ohne die finanzielle Unterstützung von KUNST AUF LAGER nicht in die Ausstellungsräume zurückkehren könnten.
Im Sommer 2016 zieht das Bündnis eine Halbzeitbilanz. Dafür lud die Ernst von Siemens Kunststiftung Anfang Juni in das Münchener BNM ein. Ganz im Sinne der Zielsetzung von KUNST AUF LAGER war neben dem produktiven Austausch der Bündnispartner ein Förderprojekt zentral platziert: auf dem Tisch des Restaurierungsateliers. 32 Quadratmeter misst das aktuell restaurierte Objekt. Es handelt sich um eine Tapisserie, die – nach Entwürfen des flämischen Renaissancekünstlers Pieter Coecke van Aelst – vor 1563 entstand.
Die Wahl auf den Wandteppich fiel aus einem spezifischen Grund, wie Dr. Martin Hoernes, Generalsekretär der Ernst von Siemens Kunststiftung, betont: „Wir wollten ein Objekt zeigen, dessen Restaurierung so aufwendig ist, dass man es im Alltagsgeschäft liegen lassen würde. In diesem Punkt sind wir – wie so häufig – auf Textil gekommen.“