Schon prominent in den Bildern Carl Spitzwegs vertreten, gab es auch noch in der Mitte des 20. Jahrhunderts viele Kakteenzüchter. Ein solcher Liebhaber der stacheligen Pflanzen war Heinrich Kaiser. Er baute Mitte der 1920er-Jahre eine Villa in der Savoyenstraße in München, um sich dort seiner Leidenschaft, den Kakteen, zu widmen. An der Haustür des Gebäudes ist noch heute der Schriftzug „Kakteen-Kaiser“ zu lesen. Das Stück Münchner Kulturgeschichte soll nun abgerissen werden.
Der Investor HWN GmbH & Co. KG kaufte das Grundstück nun und plant das Haus abzureißen, um ein Mehrfamilienhaus zu errichten. Der Kunsthistoriker Michael Borio kritisiert das Vorgehen, denn in seinen Augen werde damit ein Idyll zerstört. Als großen Kunst- und Kulturverlust bezeichnet er den geplanten Abriss. Schließlich sei das elegante Haus im Stil der 1920er Jahre auch noch gut erhalten, an der Eingangstür Schnitzereien von Kakteen zu finden. Diese kommen nach Abriss in das Bauteilarchiv des Landesamtes für Denkmalpflege in Thierhaupten.
Der Unterausschuss Bau befasst sich nun mit dem Gebäude und einer eventuellen Rettung. Unter Denkmalschutz steht das Haus nicht, wie das Landesamt für Denkmalpflege erklärt. Möglicherweise ließe aber die Bedeutung des Kakteen-Kaisers mit seiner Pflanzenforschung für die Stadt die Zerstörung noch einmal überdenken. Denn es ist auch ein Stück der Geschichte von Heinrich Kaiser, die damit verschwinden würde. Er erfand in seiner Villa die Calumor-Dose – ein Gefäß mit Lüftung zur Samenzucht.