19.11.2014

Museum

Keramik – wissenschaftlich und kulinarisch

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Buchrezension zu
Heimann, Robert B. und Marino Maggetti: Ancient and Historical Ceramics – Materials, Technology, Art and Culinary Traditions, Stuttgart 2014.

Es gibt die Meinung, dass der Mensch sich dadurch vom Tier unterscheidet, dass er seine Nahrung im Feuer zubereitet. Hierbei spielt Keramik schon seit Jahrtausenden eine zentrale Rolle. Das Buch vereint auf überraschende Weise die sehr wissenschaftliche Herangehensweise an Zusammensetzung und Technologie der keramischen Erzeugnisse aus unterschiedlichen Kulturen mit eher praktisch orientierten Rezepten, die sich mit den kulinarischen Traditionen der jeweiligen Gegend befassen. Dabei werden typische, auf historischen Quellen basierende Gerichte für den modernen Leser aufbereitet.

Zunächst behandelt das Buch jedoch die Herstellung, Einordnung und Eigenschaften von Keramik, verschiedene Materialkomponenten, Brennöfen und Feuerungstechnologien. Die berufliche Vergangenheit der beiden Autoren lässt sich leicht an der detaillierten Behandlung der Mineralogie ablesen. Was fehlt, ist eine Übersicht zu Möglichkeiten der naturwissenschaftlichen Untersuchungsmethoden von Keramik, sie tauchen in verschiedenen Kapiteln nur am Rande auf. Die Verzierungstechniken werden ebenfalls etwas stiefmütterlich behandelt.

Die geographische Bandbreite des zweiten Teiles reicht von früher Keramik aus dem Vorderen Orient über die qualitätvollen Erzeugnisse aus dem alten Griechenland und Rom bis zu den neuzeitlichen Meisterwerken des Meissener Porzellans. Hier werden ebenfalls die Tonwaren der Neuen Welt sowie die Entwicklungen in Ostasien gestreift. Dabei haben die Autoren keinen Anspruch an enzyklopädische Vollständigkeit, sondern lassen sich eher von ihren persönlichen Vorlieben und Erfahrungen leiten.

Das Buch gewährt einen spannenden Überblick über Beschaffenheit und Geschichte der Gefäßkeramik. Bezüglich der Idee, eine wissenschaftliche Abhandlung mit profanen Rezepten zu kombinieren, kann man geteilter Meinung sein. Ich finde die Verbindung einleuchtend. Sie erinnert daran, dass neben aller Theorie die Keramik seit Menschengedenken überall auf der Welt eine wichtige Rolle im täglichen Leben spielt.

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