Die „Blüemlihalle“ in Zürich schuf der Schweizer Maler Augusto Giacometti (1923/1925). Das 
einstige Kellergewölbe eines Waisenhauses, heute die Einganghalle der Polizeiwache am Zürcher Hauptbahnhof zählt zu den Highlights der Stadt und gilt als Kunstwerk von nationaler Bedeutung. Foto: RESTAURO
Die „Blüemlihalle“ in Zürich schuf der Schweizer Maler Augusto Giacometti (1923/1925). Das 
einstige Kellergewölbe eines Waisenhauses, heute die Einganghalle der Polizeiwache am Zürcher Hauptbahnhof zählt zu den Highlights der Stadt und gilt als Kunstwerk von nationaler Bedeutung. Foto: RESTAURO

Problematischer Schritt: Wechsel von Fresko- auf Seccomalerei

Drei Jahre wurden die Fresken von Augusto Giacometti in der Eingangshalle der Polizeiwache Zürich restauriert. Dank der neuen LED-Beleuchtung kommt das Kulturgut von nationaler Bedeutung nun wieder optimal zur Geltung

Gustav Gull, bis 1900 Stadtbaumeister von ­Zürich und Architekt des Landesmuseums, wurde mit dem Umbau eines Waisenhauses in ein Amtshaus – die heutige Polizeiwache in Zürich – betraut. Um Platz zu sparen, funktionierte Gull damals das Kellergewölbe zum Eingangsbereich um.  1922 lancierte die Stadt Zürich dann einen Wettbewerb zur Ausmalung dieser Eingangshalle, um den düsteren und abweisenden Raum aufzuhellen – und die prekäre wirtschaftliche Lage der lokalen Künstlern zu lindern. Der im Engadin (Stampa/Bergell) geborene undd bis dahin noch unbekannte Maler Augusto Giacometti (1877–1947), Teil der Schweizer Künstlerdynastie Giacometti, – er hatte sich nach einem Paris- und Florenzaufenthalt seit 1915 in Zürich niedergelassen – gewann den Wettbewerb. Er fungierte als künstlerischer Leiter und sollte, so die Auflage der Stadt, für die Ausführungen seines Monumental-Werks arbeitslose Maler beschäftigen.

Mit den drei Gehilfen Jakob Gubler, Giuseppe Scartezzini und Franz Riklin führte er seinen Entwurf in Rot-Orange-Tönen von 1923 bis 1925 aus. Die Zusammenarbeit ist namentlich auf einem Gurtbogen im Gewölbe festgehalten. Augusto Giacometti hatte ursprünglich mit einem Quadratmeter pro Person und Tag gerechnet. Doch die Arbeiten brauchten länger. Weil der Künstler den Zeitbedarf falsch eingeschätzt hatte, wechselte er vielfach von der Fresko- auf die Seccomalerei. Ein problematischer Schritt, wie sich dann herausstellte: Denn die Farbschichten hafteten schlechter auf dem trockenem Putz.


Die „Bluemlihalle“

Die Decken- und Gewölbemalereien zeigen Blumenornamente und geometrische Muster, an den Wänden finden sich Steinhauer und Zimmerer. Sie stehen für das Handwerk. Astronome vertreten dagegen die Wissenschaft. Mit seiner Arbeit hat Augusto Giacometti die Eingangshalle in ein begehbares Kunstwerk von beinahe sakralem Charakter verwandelt – und eine perfekte Visitenkarte für sich geschaffen. Die Arbeit fand große Beachtung und führte in der Folge zu weiteren Auftragsarbeiten. Die Zürcher waren von den leuchtenden und floralen Mustern und Motiven so begeistert, dass sie das Vestibül fortan liebevoll „Bluemlihalle“ nannten.


Augusto Giacometti: Der Meister der Farben

Augusto Giacometti wurde zum grossen Koloristen: Er entwickelte ein eigenes Farbensystem und war ein Meister der Glasmalerei. Von dem Künstler stammen die Chorfenster im Grossmünster (1933) und ein Kirchenfenster im Fraumünster (1945). Einer seiner Vorträge trug den Titel „Die Farbe und ich“ (abdruckt bei Oprecht & Helbling, Zürich 1934). Auf seinem Grabstein ist geschrieben: „Qui riposa il maestro dei colori“ (Hier ruht der Meister der Farben).


Beleuchtung mit LED-Technik

Der Objektkredit für die dreijährige Instandsetzung und Restaurierung umfasste 1,85 Millionen Schweizer Franken. Neben der Restaurierung wurde die Halle zudem veränderten Sicherheitsanforderungen der Polizei angepasst. Die Beleuchtung mit LED-Technik bringt nun die leuchtenden Malereien optimal zur Geltung.

Tipp: Für Gruppen von mehr als zehn Personen ist eine Voranmeldung nötig (Kontakt: stp-giacomettihalle@zuerich.ch).   

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