Problematischer Schritt: Wechsel von Fresko- auf Seccomalerei
Drei Jahre wurden die Fresken von Augusto Giacometti in der Eingangshalle der Polizeiwache Zürich restauriert. Dank der neuen LED-Beleuchtung kommt das Kulturgut von nationaler Bedeutung nun wieder optimal zur Geltung
Gustav Gull, bis 1900 Stadtbaumeister von Zürich und Architekt des Landesmuseums, wurde mit dem Umbau eines Waisenhauses in ein Amtshaus – die heutige Polizeiwache in Zürich – betraut. Um Platz zu sparen, funktionierte Gull damals das Kellergewölbe zum Eingangsbereich um. 1922 lancierte die Stadt Zürich dann einen Wettbewerb zur Ausmalung dieser Eingangshalle, um den düsteren und abweisenden Raum aufzuhellen – und die prekäre wirtschaftliche Lage der lokalen Künstlern zu lindern. Der im Engadin (Stampa/Bergell) geborene undd bis dahin noch unbekannte Maler Augusto Giacometti (1877–1947), Teil der Schweizer Künstlerdynastie Giacometti, – er hatte sich nach einem Paris- und Florenzaufenthalt seit 1915 in Zürich niedergelassen – gewann den Wettbewerb. Er fungierte als künstlerischer Leiter und sollte, so die Auflage der Stadt, für die Ausführungen seines Monumental-Werks arbeitslose Maler beschäftigen.
Mit den drei Gehilfen Jakob Gubler, Giuseppe Scartezzini und Franz Riklin führte er seinen Entwurf in Rot-Orange-Tönen von 1923 bis 1925 aus. Die Zusammenarbeit ist namentlich auf einem Gurtbogen im Gewölbe festgehalten. Augusto Giacometti hatte ursprünglich mit einem Quadratmeter pro Person und Tag gerechnet. Doch die Arbeiten brauchten länger. Weil der Künstler den Zeitbedarf falsch eingeschätzt hatte, wechselte er vielfach von der Fresko- auf die Seccomalerei. Ein problematischer Schritt, wie sich dann herausstellte: Denn die Farbschichten hafteten schlechter auf dem trockenem Putz.