07.07.2020

Beruf Porträts

Dreißig Jahre im Dienst

Dipl.-Rest. (FH) leitet seit 30 Jahren die Restaurierungswerkstatt für gefasste Holzobjekte und Gemälde an der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst in Hildesheim. Foto: HAWK
Dipl.-Rest. (FH) leitet seit 30 Jahren die Restaurierungswerkstatt für gefasste Holzobjekte und Gemälde an der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst in Hildesheim. Foto: HAWK

Diplom-Restauratorin Ina Birkenbeul leitet seit drei Dezennien die Restaurierungswerkstatt für gefasste Holzobjekte und Gemälde an der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst in Hildesheim/ Holzminden/Göttingen (HAWK). Ein Porträt


Ina Birkenbeul, Dipl.-Rest. (FH) leitet seit 30 Jahren die Restaurierungswerkstatt für gefasste Holzobjekte und Gemälde an der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst in Hildesheim. Foto: HAWK
Ina Birkenbeul, Dipl.-Rest. (FH) leitet seit 30 Jahren die Restaurierungswerkstatt für gefasste Holzobjekte und Gemälde an der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst in Hildesheim. Foto: HAWK

Die Werkstatt ist groß und menschenleer. Auf den Arbeitstischen im hellen Raum liegen Gemälde und Skulpturen, doch die Studierenden fehlen. In diesem Semester sollten 17 Studierende im großen Werkstattraum und sechs Studentinnen mit ihren Abschlussarbeiten im kleinen Werkstattraum arbeiten, doch die Corona-Pandemie lässt auch diese Restaurierungswerkstatt der HAWK in Hildesheim verwaisen. Ina Birkenbeul leitet die Restaurierungswerkstatt für gefasste Holzobjekte und Gemälde seit 30 Jahren, aber das ist absolut neu: Das Sommersemester 2020 findet ausschließlich online statt! Eine wirkliche Herausforderung, ohne Vorbereitung von jetzt auf gleich, alle Lehrveranstaltungen digital über Video-Konferenzen zu halten. Die HAWK war für diese plötzliche Aufgabe sehr gut aufgestellt. Durch bereits vorhandene, digitale Lernplattformen und eine intensive Schulung der Lehrenden konnte schnell auf Online-Lehre umgestellt werden. Aber was macht die praktische Restaurierung?

Viele Lehrinhalte der Konservierung und Restaurierung sind digital vermittelbar, aber als „praktische Naturwissenschaft“ ist die Lehre der Konservierungs- und Restaurierungswissenschaft eng an praktische Fertigkeiten und Beobachtungen am Kunst- und Kulturgut geknüpft, und ein Studium der Restaurierung ohne Arbeit am Objekt ist nicht vorstellbar. Da ist die Sorge groß, wie lange wird durch die Corona-Pandemie die Online-Lehre wohl noch dauern? Dabei sind die Voraussetzungen in Hildesheim auf dem Campus optimal. Seit 2014 sind zwei Studienrichtungen der Konservierung und Restaurierung zusammen mit den gestalterischen Studiengängen der HAWK auf einen neuen Campus gezogen. Die beiden Studienrichtungen der Restaurierung von gefassten Holzobjekten und Gemälden und der Restaurierung von Möbeln, Holz und Materialkombinationen bilden seit vielen Jahren ein starkes Werkstatt-Team mit Ina Birkenbeul und Dr. Ralf Buchholz. Auf dem Gelände befinden sich außerdem die Labore der Holztechnik und Bauphysik, alle Werkstätten der Gestaltung, die Bibliothek, eine Cafeteria, viel Platz, Sonne und Rasen, also viele Möglichkeiten zur Zusammenkunft, zur Kommunikation.

Als Werkstattleiterin an der HAWK in Hildesheim gehört Ina Birkenbeul zur Statusgruppe der wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen. Bis 2010 wurden in ihrer Studienrichtung 101 Diplom-Titel vergeben und nach dem Bologna-Prozess sind über 80 Bachelor- und rund 60 Master- Thesen geschrieben worden. Hinter diesen Zahlen stecken Menschen, Studierende, individuelle Lebensentwürfe. Die Tätigkeit einer Werkstattleiterin an einer Hochschule fordert neben hoher und aktueller fachlicher Kompetenz, viel sozialpädagogische und didaktische Präsenz, Fingerspitzengefühl und Kommunikationsfähigkeit, die sogenannten Soft Skills. Neben den klassischen Aufgaben der Werkstattleitung, wie Organisation, Sauberkeit und Sicherheit in der Werkstatt, gehören eine bis zu achtstündige, wöchentliche Lehrtätigkeit, die Betreuung der Studierenden bei den praktischen Arbeiten, die Beschaffung von geeigneten Studienobjekten und Abschlussarbeiten sowie die Durchführung von Projektwochen.

Darüber hinaus engagiert sich Ina Birkenbeul in der Vermittlung ihres Berufes. In Zusammenarbeit mit dem Hornemann-Institut entstanden Fachtagungen, zuletzt zum Thema „Klimazone Kirche-Präventive Konservierung der Ausstattung“ (2019), wozu Ina Birkenbeul mit Dr. Angela Weyer, Leiterin des Hornemann Institutes, den gleichnamigen Tagungsband herausbrachte. Zusammen mit Dr. Weyer und dem Instituts-Team engagiert sie sich für die abendliche Vortragsreihe des Hornemann-Kollegs, in der bereits seit acht Jahren in jedem Semester drei einzelne Vorträge von eingeladenen Wissenschaftlern zu einem Motto gehalten werden. Die letzte Vortragsreihe vor Beginn der Corona-Pandemie stand übrigens unter dem Motto „Nach der Katastrophe“, ein Titel, den wir heute ganz anders auffassen würden.

Lesen Sie mehr zum Thema Museumsneu- und Umbau in der kommenden RESTAURO 5/2020, die diese Woche erscheint.

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