Er ist ein Spezialist für die Restaurierung von Bildnisminiaturen: Dr. Bernd Pappe. RESTAURO traf den Experten in seinem Atelier in Bern. Unten im Video sehen Sie den Restaurator und Kunsthistoriker
Dem Interesse für Miniaturporträts haftet auch heute noch ein Hauch von Exklusivität an. Nur wenige Museen zeigen ihre Bestände an Miniaturen, und es gibt eine sehr überschaubare Anzahl von Sammlern und Kunsthistorikern, die sich für dieses Spezialgebiet interessieren. Hervorgegangen aus der mittelalterlichen Buchmalerei, setzte im 16. Jahrhundert in verschiedenen europäischen Ländern eine wachsende Produktion von kleinformatigen Porträts ein, die ihre größte Nicht zuletzt wegen der aufkommenden Fotografie fand die Blütezeit der Porträtminiatur in der Mitte des 19. Jahrhunderts ein abruptes Ende.
Frühe Miniaturen wurden auf Kupfer, Papier oder Pergament gemalt, oder man wählte die zwar besonders schwierige, aber dafür Dauerhaftigkeit versprechende Emailtechnik. Um 1700 entdeckte man Elfenbein als idealen Bildträger für Porträtminiaturen. Zuerst in Venedig eingesetzt, war es bald auch in England, Deutschland und Holland sehr beliebt. Hauchdünne Elfenbeinblätter sind zwar aufwendiger in der Herstellung, kommen jedoch der optischen Wirkung menschlicher Haut erstaunlich nahe. Inkarnatpartien wurden deshalb durchscheinend mit Aquarellfarbe gemalt, während deckende Gouache-Farben im Bereich der Kleidung und des Hintergrunds eingesetzt wurden. Damit die Farbe besser hält, wurde die Oberfläche vor der Bemalung mit Schleifpulver leicht aufgeraut. Miniaturen wurden durch ein leicht bombiertes Deckglas geschützt und auf Dosen oder auf Schmuckstücke wie Ringe, Armbänder oder Broschen appliziert. Da Miniaturen so feinteilig sind und unterschiedlichste Materialien vereinen, stellen sie für den Restaurator komplexe Anforderungen. Dr. Bernd Pappe ist ein Spezialist für die Restaurierung von Bildnisminiaturen. RESTAURO traf den Experten zum Interview in seinem Atelier in Bern.
RESTAURO: Herr Pappe, was sind die ersten Schritte bei der Untersuchung einer Miniatur?
Dr. Bernd Pappe: „Zuerst wird eine Zustandsaufnahme gemacht. Das heißt, jedes Element einer Miniatur wird auf seinen Erhaltungszustand hingeprüft. Da bei Miniaturen die Malerei und der Rahmen eine Einheit bilden, gehört auch die Untersuchung des Rahmens dazu, etwa die Prüfung seiner Stabilität oder der Art des Deckglases. Bei der Untersuchung der Malerei ist ein Mikroskop oder, hat man das nicht zur Verfügung, eine Uhrmacherlupe notwendig. Unerlässlich ist die Betrachtung der Oberfläche im Streiflicht. Dadurch erst werden beispielsweise lose Farbschichtbereiche oder Schimmelbüschel wahrgenommen. Jede Miniatur benötigt anschließend ihre individuellen Konservierungs- und Restaurierungsmaßnahmen. Der Zustand und die ins Auge gefassten Schritte werden mit dem Kunden besprochen. Manchmal muss ich auch darauf hinweisen, dass gewisse Wünsche nicht erfüllt werden können, etwa wenn vom Kunden ein früherer Erhaltungszustand der Malerei rekonstruiert werden soll, der nur auf Vermutungen basiert.“