16.06.2016

Projekte

Die neue Tate Modern

die nach neun Jahren Planung und Umbauarbeiten mit neuer Architektur und mehr Raum eröffnet. Foto: Fouchard Filippi Communications


Die Tate Modern als “Kultur-Kathedrale”

 

Nach neun Jahren Planung und umfangreichen Umbauarbeiten präsentiert sich die Londoner Tate Modern mit erweiterter Architektur und neuen Ausstellungen. Der Anbau des weltweit bekannten Museums für moderne und zeitgenössische Kunst räumt insbesondere Performances, der Fotografie und Aktions- und Videokunst mehr Platz ein und widmet über die Hälfte seiner Ausstellungsräume weiblichen Kunstschaffenden. 

 

Am Freitag, den 17. Juni 2016, können sich Besucher der Tate Modern im Londoner Stadtteil Bankside einen ersten Eindruck von dem neu errichteten Gebäude und seinen erweiterten Ausstellungsflächen verschaffen. Mit dem Anbau des “Switch House” stehen dem Museum nun 60 Prozent mehr Raum für international akquirierte Werke zur Verfügung. Die Entwürfe dazu lieferten die Schweizer Architekten Herzog & de Meuron, die auch schon den Bau des Unterlinden Museums in Colmar, Frankreich, übernommen hatten.

Bereits im Jahr 2007 erkannten die Museumsdirektoren der Tate Modern die Notwendigkeit, sie zu erweitern, da ihre Fläche den jährlich fünf Millionen Besuchern nicht mehr gerecht wurde. Mehr Fotografien, Aktions- und Videokunst sowie Performances aus aller Welt sind es, die die Meisterwerke der bildenden Künstler des 20. Jahrhunderts ergänzen und sich über zehn Stockwerke verteilen.

Die moderne Form der Kunst ist es außerdem, die Museen beinahe dazu zwingt, mehr Platz zu schaffen, sich zu vergrößern. Denn Raum- und Objektkunst benötigen ganz andere, wesentlich größere räumliche Kapazitäten.

Auch der Anteil an weiblichen Kunstschaffenden hat durch die Erweiterung zugenommen. Sie bestimmen die Hälfte aller Einzelausstellungen, darunter zum Beispiel die indische Künstlerin Sheela Gowdan oder die libanesische Malerin Saloau Raouda Choucair. Die vollständig neue und frei zugängliche Hängung zeigt 800 Werke von mehr als 300 Künstlern aus über 50 Ländern.

Ursprünglich war das Gebäude der Tate Modern ein Kraftwerk – Bankside Power Station –, dessen Fundament aus riesigen Öltanks bestand. Diese wurden nun zu unterirdischen Räumen umfunktioniert und bieten Platz für Tanz und Performance-Art.

Das Gebäude gilt inzwischen als bedeutendes Kulturzentrum der britischen Metropole, Mitarbeiter und Direktoren sprechen von einer kulturellen Superlative seit der British Library. “Große Städte sind um große öffentliche Räume herum gebaut”, meint Lord Browne, Präsident der Tate Modern. “Auf den Plätzen, an den Denkmälern und in den Kathedralen treffen sich die Menschen. Vor diesem Hintergrund muss die neue Tate Modern verstanden werden.” Sie sei ein Ort, an dem die Erfahrung heutiger großer Kunstwerke geteilt und gefeiert werden könne. “Ein Gebäude, das ehemals das schlagende Herz Londons war, ist nun dessen Kultur-Kathedrale.” 260 Millionen Pfund kostete der Um- und Anbau.

Für das Eröffnungswochenende hält die Direktion ein dreitägiges Programm mit Workshops, Musik, Führungen, Filmscreenings und Diskussionen bereit, die Türen bleiben jeden Abend bis 22 Uhr geöffnet. Seit ihrer Entstehung im Jahr 2000 zieht die Tate Modern täglich vor allem junges Publikum an. Zum einen ist der Eintritt nach wie vor kostenfrei und zum anderen verschließt sich die Tate Gallery of Modern Art nicht der eigenen Modernisierung.

Direkt an der Themse liegt die Tate Gallery of Modern Art, die nach neun Jahren Planung und Umbauarbeiten mit neuer Architektur und mehr Raum eröffnet. Foto: Fouchard Filippi Communications
Pyramidenförmig reicht der Anbau "Switch House" zehn Stockwerke in die Höhe. Foto: Fouchard Filippi Communications
Den An- und Umbau übernahmen die Schweizer Architekten Herzog & de Meuron. Foto: Fouchard Filippi Communications
Meisterwerke wie Picassos "Three Dancers", 1925, sind in der Tate Modern ebenso zu finden wie ...
... Performance-Art, wie hier von Marvin Gaye Chetwynd. Foto: Fouchard Filippi Communications
Einen eigenen Raum hat die indische Künstlerin Sheela Gowda, die ihn mit menschlichem Haar und Autostoßstangen gefüllt hat. Foto: Fouchard Filippi Communications
Diese Baumskulptur vom chinesischen Künstler Ai Wieweit steht in der Turbine Hall, dem Eingangsbereich der Tate Modern. Foto: Fouchard Filippi Communications
Ein gigantischer Turm aus 800 Radios des Brasilianers Cildo Meireles. Foto: Fouchard Filippi Communications
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