15.12.2020

Kunststück Projekte

Der durchleuchtete Dom

2018/19 wurde der Wiener Stephansdom mit Hilfe eines 3D-Laserscanners vollständig vermessen. Foto: Johannes Pöll/ Electronica Futurelab
Wiener Stephansdom

Mit 21 Milliarden Laserpunkten haben Expert*innen und die Dombauhütte den „Steffl“ gescannt – für Bauanalyse, Schadensdokumentation und Simulation historischer Bauzustände sowie neuerdings auch für die Kunst

2018/19 wurde der Wiener Stephansdom mit Hilfe eines 3D-Laserscanners vollständig vermessen. Foto: Johannes Pöll/ Electronica Futurelab
2018/19 wurde der Wiener Stephansdom mit Hilfe eines 3D-Laserscanners vollständig vermessen. Foto: Johannes Pöll/ Electronica Futurelab

Im Rahmen eines Forschungsprojektes wird der Wiener Stephansdom mit Milliarden Laserpunkten komplett gescannt. Das virtuelle Rendering soll beim Erhalt helfen, ist aber auch Teil eines Kunstprojektes. Regelmäßige, vollständige und vor allem genaue Vermessungen historisch bedeutsamer Gebäude sind sowohl für laufende Erhaltungsmaßnahmen als auch für eine vollständige Langzeitdokumentation erstrebenswert. Klassische Methoden zur Erstellung von Bestandsplänen waren in der Regel zeitaufwendig und teuer.

In den Jahren 2018/19 wurde der Stephansdom mit Hilfe eines 3D-Laserscanners innerhalb weniger Arbeitstage vollständig vermessen. So ist es insbesondere für die Dombauhütte möglich geworden, jederzeit beliebige Ansichten und Schnitte des Gebäudes zu erstellen. Diese werden für die Bauanalyse, als Grundlage für die laufende Schadensdokumentation und für die Simulation historischer Bauzustände verwendet.

Wer die beeindruckende Architektur des „Steffl“ bestaunen will, muss dafür nicht mehr zwangsläufig vor Ort sein: Beim Projekt „The Translucent St. Stephen’s Cathedral“ ermöglichen 3D-Daten eine virtuelle interaktive Tour, bei der Besucher festgelegte Punkte einer gerenderten Punktwolke erkunden können. 21 Milliarden Laserpunkte hat der österreichische Laserscanner-Hersteller Riegl angelegt. Diese Detailtiefe dient eigentlich der Bauanalyse, in diesem Falle aber auch der Kunst.

Sie ermöglicht eine außergewöhnliche Ansicht des Wiener Stephansdoms mit mehreren Transparenzebenen. Das Projekt wurde im September erstmals beim Ars Electronica Festival gezeigt. Die Einblicke in die Ebenen des Doms entstanden im Rahmen des EU-finanzierten Forschungs- und Entwicklungsprojekts „Immersify“. Die Firma Riegl arbeitet allerdings schon seit Jahren mit der Dombauhütte St. Stephan zusammen.

Das gemeinsame Ziel ist eine genaue Erfassung und Dokumentation der Bausubstanz mittels 3-D-Laserscanning – im Kirchenraum, in den Katakomben, am Dachboden und am Stephansplatz. Aus den Punktwolke-Daten lassen sich genaue Detailpläne erstellen, sowie Ansichten und Schnitte generieren, die von der Dombauhütte für Bauanalyse, Schadensdokumentation und Simulation historischer Bauzustände verwendet werden.

Nikolaus Studnicka von Riegl erklärt: „Beim typischen Arbeitsablauf mit dem terrestrischen Scanner wird ein sogenannter Panoramascan nach dem anderen aufgenommen. Dabei werden in einer vollen Scanner- Drehung durchschnittlich 22,5 Millionen Messpunkte in 45 Sekunden erfasst. Die räumliche Auflösung beträgt dabei in zehn Metern Distanz rund sieben Millimeter.“

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