Das Musée de Cluny in Paris, Frankreichs bedeutendes Museum für die Kunst des Mittelalters, ist im Frühsommer 2022 nach Jahren der Sanierung und Restaurierung wiedereröffnet worden. Mit neuem Eingangsbereich und Parcours präsentiert es nun das Mittelalter ganz modern
Seit 2011 wurde das Musée de Cluny in Paris (offiziell Musée national du Moyen Âge), Frankreichs bedeutendes Museum für die Kunst des Mittelalters, saniert und umgebaut. Knapp zwei Jahre lang war es komplett geschlossen. Es verbindet die ehemaligen Thermenanlagen aus den ersten nachchristlichen Jahrhunderten mit dem spätgotischen Stadtpalais der einst mächtigen Äbte von Cluny, die sich diese herrschaftliche Unterkunft in Paris im 14. Jahrhundert zugelegt hatten.
Ein moderner Eingangsbereich für das Musée de Cluny
Im Mai 2022 wurde das Ensemble im Herzen des Quartier Latin zwischen Boulevard St. Germain und Sorbonne wiedereröffnet. Innen und außen ist das Museum nun generalsaniert. Restauriert wurden vor allem die römischen Thermen und die gotische Kapelle. Außerdem hat das Museum einen modernen Eingangsbereich bekommen, den der Pariser Architekt Bernard Desmoulin entworfen hat. Der Neubau – er soll dem Museum eine bessere Sichtbarkeit verleihen – bezieht sich in Form und Maßstab auf das angrenzende Caldarium. Sein sanft geneigtes Satteldach führt die bestehende Dachsilhouette fort und bildet einen Doppelgiebel. Das bronzefarbene Metallkleid – eine Hülle aus Gußaluminium – korrespondiert mit dem Bestandsmauerwerk. Dessen Muster ist inspiriert vom fein ziselierten Steinschnitt der Kapelle im mittelalterlichen Gebäudeteil des Museums. Das großzügige Foyer ist mit Sichtbeton und Einbauten aus dunklem Holz gestaltet. Seine großen Glasflächen geben den Blick auf die römischen Mauern frei, bevor man über eine Treppe hinunter in das Caldarium gelangt. Zu den neugestalteten Ausstellungssälen im Obergeschoss führt eine offene Treppe vom Foyer aus.
Nähe zu den Werken
Die 21 neu gestalteten Säle zeigen rund 1600 Objekte (Bestand 24.000 Objekte!) von der Antike bis ins 15. Jahrhundert, 500 davon wurden in den letzten Jahren aufwändig restauriert. Die fragilsten Exponate sind in Vitrinen zu sehen, aber einigen kann man sehr nahe kommen. „Wir bieten im Vergleich zu anderen Museen einen Luxus – die Nähe zu den Werken – und hoffen, die Besucher:innen gehen damit verantwortungsvoll um“, erklärt Chef-Kurator Damien Berné. „Wir wollten zeigen, dass das Mittelalter sehr farbenprächtig, sehr lebendig ist und die Objekte wiederentdeckt werden wollen.“ Der Ausstellungsrundgang ist im Gegensatz zu früher nun chronologisch angelegt. Zu den Schätzen des Museums gehören Glasmalereien aus der Sainte-Chapelle sowie eine der schönsten Sammlungen von Limousiner Emaille oder auch die Köpfe der Könige von Juda aus der Kathedrale Notre-Dame. Wo die Statuen einst standen, kann man sich an einem interaktiven Tisch erklären lassen.