Wenn im Juni in Wittenberg und Dessau und Wörlitz die große Cranach-Ausstellung eröffnet, wird ein bekannter Unbekannter vorgestellt werden. Denn die mehrteilige Ausstellung widmet sich Lucas Cranach dem Jüngeren (1515–1586), dessen Geburtstag sich in diesem Jahr zum 500. Mal jährt.
Dass er bekannt ist, liegt an seinem Vater, dass er unbekannt ist, liegt auch an seinem Vater. Denn dessen Werkstattstil war bei den Auftraggebern – Fürsten und Bürgern, Reformatoren und Reformationsanhängern – sehr beliebt. Die Werkstatt florierte und als sie Lucas, der Sohn, übernahm und 36 Jahre weiter führte, sollte und musste sich daran nichts ändern. Bis heute gilt der Cranach-Sohn deshalb als zweitrangiger Bildschöpfer, doch wie groß sein Anteil an den Arbeiten der Werkstatt und damit am Ruhm des Vaters ist, wurde bisher nur unzureichend erforscht und diskutiert. In Vorbereitung der weltweit ersten Cranach der Jüngere-Ausstellung wurde das nun begonnen. Eine Wittenberger Tagung stellte vorab die Ergebnisse vielfältiger Forschungen zum Leben, zur Werkstattorganisation, zur Besonderheit der Vorzeichnungen auf Cranach-Bildern und zur Farbverwendung vor.