Restaurierungszentrum mit Tradition und neuer Direktorin: In Düsseldorf wird für die städtischen Museen seit mehr als 40 Jahren zentral restauriert. Daran wird sich nichts ändern. Auf allen anderen Gebieten hat Leiterin Joanna Phillips große Pläne
Zentralisierte Restaurierung hat Tradition in Düsseldorf. Schon 1976 wurde das Restaurierungszentrum gegründet und betreut heute die zwölf städtischen Museen. Entsprechend prominent ist sein Standort im Gebäudeensemble des Ehrenhofs. Joanna Phillips ist seit Februar 2019 die neue Direktorin des Zentrums. Eine durchaus zufriedene Direktorin mit großen Plänen.
Zufrieden ist sie vor allem, weil das Zentrum bereits interdisziplinär arbeitet, weil es sich in den Jahren seines Bestehens zu einem Kompetenzzentrum entwickelt hat. In den Anfangsjahren konzentrierten sich die Arbeiten auf die Gemälderestaurierung, nach und nach kamen Abteilungen für Papier, Holz und Design, Keramik, Kunstgewerbe und Fotografie dazu. Joanna Phillips möchte gern einen siebenten Fachbereich etablieren: Medienkunst. Diese Fachrichtung sei bisher im deutschsprachigen Raum selten. „Wir sind bereits ein Kompetenzzentrum. Mit der Einrichtung einer Medienkunstrestaurierungsabteilung wollen wir es auch auf diesem Gebiet werden“, sagt Phillips.
Joanna Phillips ist die Richtige für diese Aufgabe, denn bevor sie nach Düsseldorf kam, arbeitete sie am New Yorker Guggenheim-Museum und baute dort die Abteilung für Medienkunstrestaurierung auf. Dass sie sich für die Arbeit am Düsseldorfer Zentrum entschied, hat auch mit dessen Stellung innerhalb der Museumslandschaft zu tun. „Besonders ist, dass wir als zentralisiertes Restaurierungszentrum, also als Forschungs- und Dienstleistungszentrum, in der Hierarchie anders angesiedelt sind als Restaurierungsabteilungen in Museen. Wir arbeiten auf Augenhöhe mit den Museen und realisieren als ihre Partner die Projekte“, sagt Phillips. Die Bedingungen für gleichberechtigtes Arbeiten sind auch deshalb gegeben, weil die Leiterin der Restaurierung den Museumsdirektoren gleichgestellt ist.
Eine Aufzählung der zwölf Museen ist an dieser Stelle nötig, zeigt sich doch allein durch die Nennung der Sammlungen, wie vielfältig die Anforderungen an die Restauratoren sind. Es sind: der „Kunstpalast“ mit seinen Gemälden, mit der Grafik, mit Skulptur und Angewandter Kunst, mit den Sammlungen des Glasmuseums Hentrich und der Abteilung der „Moderne“. Es ist das Stadtmuseum mit seinen Sammlungen von der Ur- und Frühgeschichte bis heute, das Hetjensmuseum zur deutschen Keramikgeschichte, das Filmmuseum, das Theatermuseum, das Goethemuseum, das Heinrich-Heine-Institut, das Schifffahrtmuseum und das Aquazoo Löbbecke Museum, Schloß Benrath, das Stadtarchiv und die Mahn- und Gedenkstätte.
Phillips schwärmt geradezu von der Vielfalt der restauratorischen Aufgaben, die sich aus der Bandbreite dieser Sammlungen ergeben. Denn die sehr verschiedenen Objekte aus den zwölf Museen erfordern ein hohes Maß an Spezialisierung und interdisziplinärer Arbeit. Das sei sehr anregend für die Mitarbeiter, die ihre Arbeit traditionell den Kollegen in regelmäßigen Werkstattgesprächen vorstellen. „Diese Gespräche schätzen wir hier sehr, denn so erfahren wir, wie divers der eigene Berufsstand ist“, sagt Joanna Phillips. Die Breite der Forschungs- und Restaurierungstätigkeit nicht nur im engsten Kollegenkreis zu diskutieren, sondern verstärkt nach außen zu tragen, sieht die neue Direktorin als eine ihrer wichtigsten Aufgaben. Obwohl es ein rigides Zeitmanagement gebe, hat Joanna Phillips eine neue Zeitplanung eingeführt, die Zeit für Forschung lasse. Denn Untersuchen, Forschen, Publizieren und Netzwerken sollen in Zukunft wieder genauso wichtig genommen werden wie die praktische Arbeit.
Außerdem legt sie den Fokus auf Vernetzung und Internationalisierung, „Die Welt soll sehen, was wir für eine interessante und wichtige Arbeit machen.“ Natürlich habe es das „in Ansätzen“ bereits gegeben, aber der Schwerpunkt sei eher kommunal gesetzt worden. „Ich glaube, in unserer heutigen vernetzten Welt kann man nicht mehr nur kommunal denken. Man muss vielmehr kommunal aktiv sein und seine Arbeit auf ein globales Referenzsystem beziehen“, erklärt sie. Deshalb sei Vernetzung kein Selbstzweck, sondern vor allem für die Qualitätsgewährleistung entscheidend.
Lesen Sie weiter in der RESTAURO 8/2019.