19.10.2017

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Bambergs neuer Schatz

In Bambergs ältester Kirche wurde jetzt eine bedeutende romanische Wandmalerei aus dem 12. Jahrhundert gefunden. Eine Sensation.

Blick in den Dachstuhl der Kirche St. Gangolf in Bamberg. Errichtet im frühen 12. Jahrhundert, ist es eines der ältesten Dachwerke Bayerns. Foto: Bernd Marr
Bei der diesjährigen Restaurierung legte Restaurator Peter Turek Reste einer romanischen Mäanderfriesbemalung mit integrierten Bildfeldern – Büsten von männlichen Heiligen – frei. Der Bildausschnitt zeigt die sichtbaren Überreste eines Kopfes einer Heiligenfigur mit Nimbus und Attribut. Foto: Peter Turek
Im Vergleich dazu derselbe Bildausschnitt unter UV-Licht. Foto: Peter Truck
Das Ergebnis zeigt die Reste einer Heiligenfigur mit goldfarbenem Nimbus und Attribut (Rot: Putzausbruch/Läsion; Blau: Übermalungsfragment/Tünchrest). Foto: Peter Truck
Eine Systemskizze des Mäanderfrieses in der Kirche St. Gangolf zeigt, wie er einst ausgesehen haben könnte. Foto: PeterTurek

Restaurator Peter Turek analysierte die Fragmente im Streiflicht

Restaurator Peter Turek traute seinen Augen nicht, als er die Kirche St. Gangolf in Bamberg restaurierte: Er entdeckte einen Mäanderfries in Rot- und Ockertönen, der im 12. Jahrhundert den Kirchenraum schmückte. Eine Sensation, denn bisher existierte in Bamberg keine Malerei aus dieser Epoche. Es sind die Reste der romanischen Ausmalung, die sich über 832 Jahre unterhalb der Mauerkrone erhalten hat.

1185 wurde die nur wenige Jahrzehnte vorher errichtete Kirche durch einen Brand stark beschädigt. Man baute einen neuen Dachstuhl und beseitigte die Schäden an den Wandoberflächen. Dieses Dachwerk ist bis heute erhalten und eines der ältesten in Bayern. 1753 wurden Gewölbe eingebaut, welche aber einen schmalen Streifen oberhalb der Wölbung unberührt ließen. Im Frühjahr und Sommer 2017 wurde nun mit der Generalsanierung der Kirche begonnen. Im Zuge der Arbeiten entdeckte Peter Turek, der die Fachbauleitung der Restaurierung inne hat, die Fragmente, die mit modernsten Untersuchungsmethoden analysiert wurden: Es handelt sich um einen perspektivischen Mäanderfries, der regelmäßig von rechteckigen Bildfeldern unterbrochen ist. Sie zeigen gemalte Büsten von männlichen Heiligen. Im Streiflicht sind vertikale Ritzungen und horizontale farbige Markierungen erkennbar, an welchen sich die Maler damals orientierten. Daneben fielen getupfte Zeichen wie Punkte oder Haken auf. Sie wiesen darauf hin, wo welche Farbe verwendet werden sollte, um eine perspektivische Wirkung zu erzielen. So zeigen die Funde auch, wie in der Malerwerkstatt des 12. Jahrhunderts gearbeitet wurde.
Restaurator Peter Turek ist überzeugt, dass durch die einmalige Entdeckung nun ein Loch in der Geschichte Bambergs geschlossen werden kann. Doch auch wenn hier keine Malerei aus der Zeit bekannt ist, so lässt sie sich doch in eine Tradition einordnen, die seit ottonischer Zeit belegt ist und vom Augsburger Dom bis zur Klosterkirche Prüfening bei Regensburg reicht.

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