16.07.2014

Museum

Ausstellung: Die Pfahlbauer

Blick in den Ausstellungsraum

2003: Der Sommer in Europa ist unerträglich heiß. Eine Wanderin macht auf dem Schnidejoch-Gletscher in 2756 Metern Höhe eine seltsame Entdeckung. Dieser Fund ist Ausgangspunkt für eine Schau, die nicht als Ansammlung von Exponaten in Vitrinen angelegt wurde. Das Bernische Historische Museum möchte noch bis zum 26. Oktober mit der Ausstellung „Pfahlbauten. Am Wasser und über die Alpen“ eine Verbindung zwischen Forschungsergebnissen und gezeigtem Objekt herstellen.

 

Dies gelingt, indem die historischen Tatsachen sowie wissenschaftlichen und technischen Forschungsergebnissen einander gegenübergestellt werden. Die Ausstellung klärt die gängigen Vorurteile auf, die seit der Entdeckung der ersten Pfahlbauten im 19. Jahrhundert kursierten. Zunächst zeigt schon der Titel, dass die Pfahlbauer trotz ihrer Namensgebung nicht etwa am Wasser sesshaft waren, sondern ihre Region durchwanderten und bisweilen sogar die Alpen überquerten. Die übliche Meinung über die Pfahlbauer wurde im 19. und 20. Jahrhundert kaum hinterfragt und verstärkte den Mythos – auch aufgrund malerischer Darstellungen – der Siedler, deren Häuser auf Pfählen im Wasser gebaut waren.

Kette mit 30 Perlen aus Grandson/VD, Corcelettes, Bronzezeit, um 1060–800 v. Chr., Bernstein und Glas, Bernisches Historisches Museum, Fotos: Bernisches Historisches Museum, Bern/Christine Moor

 

Die Schau beleuchtet die verschiedenen Lebensaspekte der Pfahlbauern: Bauen und Wohnen, Bewohner, Alltag und Handwerk, Wirtschaft und Handel, Tod und Erinnerungskultur. Jeder Themenkomplex wird von einem Wandgemälde eingeleitet, das den Besucher mal in ein Dorf, mal in ein Gebäude entführt. Der Gang von Raum zu Raum wird von verschiedenen Geräuschen begleitet: Tiere, rauschendes Wasser, knarrende Türen oder das Wehen des Windes. All dies ist die Vorbereitung für das eigentliche Spektakel, das die Besucher einige Räume weiter erwartet. So veranschaulichen mehr als 400 Objekte in den verschiedenen Räumen die Lebensweise der Pfahlbauer. Von der Stecknadel bis zum Einbaum, vorbei an Stelen und Axtköpfen, wird dem Besucher eine Fülle an Objekten vorgestellt. Auch ein komplett ausgestatteter Hausstand ist zu sehen.

Der Rundgang beginnt mit den Entdeckungen und Ausgrabungsmethoden des 19. Jahrhunderts und greift die Erfindung des Lungenautomaten für Tauchmasken durch Jacques-Yves Cousteau aus dem Jahre 1943 auf. Die Unterwasserarchäologie entstand im Zuge der ersten Objektfunde aus Pfahlbausiedlungen durch Fischer und Wissenschaftler in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Zangen, die ersten Tauchermasken und andere Unterwassergerätschaften ermöglichten erstmals die Bergung in Gewässern. Die gefundenen Objekte wurden an Liebhaber verkauft, die wiederum ihre Sammelleidenschaft an die neuen Gegebenheiten anpassten.

Dies alles bietet auch Restauratoren und Archäologen einen willkommenen Einblick in die Geschichte und neueren Entwicklungen auf diesem Gebiet.

Ein Beitrag zum Thema „Bodenfunde“ aus RESTAURO 5/2014.

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