02.08.2023

Ausstellungen Museum Porträts

Österreichs Shooting-Star Anouk Lamm Anouk in Wiesbaden

Anouk Lamm Anouk. Foto: Léa Marijanovic, 2022
Anouk Lamm Anouk. Foto: Léa Marijanovic, 2022

Am 10. September 2023 eröffnet im frauen museum wiesbaden die erste museale Einzelausstellung von Anouk Lamm Anouk. Auf drei Ausstellungsebenen zeigt die bisher umfassendste Schau das vielschichtige Werk der österreichischen Künstlerin

Anouk Lamm Anouk zählt zu den Shooting-Stars der jungen Kunstszene Österreichs. 2021 gewann Anouk den renommierten Strabag Art Award, mit dem in der Vergangenheit bereits Künstler:innen wie Amoako Boafo ausgezeichnet wurden. Es folgten Einzelausstellungen in der König Gallery Seoul, Südkorea (2023), bei Patricia Low Contemporary, Gstaad (2022) sowie eine Teilnahme an der achten International Painting Biennial in Chișinău, Moldawien (2023). Im Herbst 2023 ist nun die erste museale Einzelausstellung „post/pre Lesbian Jazz“ im frauen museum wiesbaden zu sehen – und damit auch erstmalig eine non-binäre Position. Rund 40 Arbeiten, die teilweise eigens für die Ausstellung entstanden sind, geben einen Überblick über das vielseitige medien- und raumübergreifende Werk.


Selbstgewählte Manifest. „No age. No gender. No origin“

Wenn Anouk Lamm Anouk das selbstgewählte Manifest „No age. No gender. No origin“ proklamiert, so wird mit Alter, Geschlecht und Herkunft bewusst auf die Labels verzichtet, die Menschen üblicherweise als identitätsstiftend ansehen. Allerdings entsteht hierdurch keinesfalls eine Leerstelle, vielmehr eröffnet sich ein Raum voller Möglichkeiten, in dem Neues entstehen kann.

2011 folgte die Aufnahme an der Universität der Künste in Berlin, das Studium wurde nach der Grundlehre an der Wiener Akademie der Bildenden Künste bei Prof. Erwin Bohatsch fortgeführt und diplomiert. Mit einer überdimensionalen Stoffskulptur wurde Anouk 2014 erstmals einer großen öffentlichen Aufmerksamkeit bekannt. Als jüngste Teilnehmer:in an der Werkschau von Franz Graf, zeigte Anouk Lamm Anouk unter anderem ein großes, schwarzes Schaf aus gestepptem Stoff. Heute gehört Anouk zu den gefragtesten jungen Künstler:innen Österreichs.

Anouk Lamm Anouk Foto: Elsa Okazaki, 2021
Anouk Lamm Anouk Foto: Elsa Okazaki, 2021
Anouk Lamm Anouk I miss the place where I am from, 2017 200 x 150 cm Acryl auf Leinen Courtesy: Anouk Lamm Anouk Foto: Simon Veres
Anouk Lamm Anouk I miss the place where I am from, 2017 200 x 150 cm Acryl auf Leinen Courtesy: Anouk Lamm Anouk Foto: Simon Veres

naturbelassenen, großformatige Leinwände

Bereits in den frühen Werken von Anouk Lamm Anouk sind jene Prinzipien erkennbar, die in den einzelnen Werkgruppen immer wieder hervortreten. Das ist zum einen der zarte und dezente Umgang mit dem Material. Das Farbspektrum bewegt sich zwischen Schwarz- und Weißtönen sowie Beigeabstufungen, die lediglich vereinzelt von Gold, Rosé, Grün, Rot oder Blau aufgebrochen werden. Die naturbelassenen, großformatigen Leinwände, die nur auf der Rückseite transparent grundiert werden, zeigen Szenen, die mal figurativ, mal abstrakt, meist aber etwas dazwischen sind.

Wiederkehrende Motive sind Darstellungen lesbischer Intimität, Tiere, die sich abseits eines menschengemachten Systems zu bewegen scheinen und immer wieder die Form des Kreises – ein Kreis, der in sich selbst gleichförmig ist und einen Nicht-Raum, ein leeres Feld umschreibt. So zeigen Werke der bekannten Serie Lesbian Jazz (2019 – ongoing) Szenen lesbischen Begehrens, die sich zwischen Abstraktion und Figuration bewegen. Anouk Lamm Anouk ist es ein besonderes Anliegen, mit der Serie einen Raum für lesbische Sichtbarkeit zu schaffen, die in der Öffentlichkeit – auch in der Kunstwelt, die immer noch Weiß und heteromännlich bestimmt ist – oft unzureichend dargestellt und wahrgenommen wird. Für Anouk kann es Normalisierung und Normalität erst dann geben, wenn genug Sichtbarkeit besteht.


Das frauen museum wiesbaden

Das frauen museum wiesbaden hat es sich seit seiner Gründung im Jahr 1984 zur Aufgabe gemacht, einen besonderen Blick auf Geschichte und Kultur von Frauen zu richten. In wechselnden Ausstellungen, Forschungsprojekten, Veranstaltungsreihen, Tagungen und Workshops macht das frauen museum die Leistungen von Frauen in Kunst, Geschichte, Gesellschaft, Wissenschaft und Kultur sichtbar, erzählt ihre Geschichten und Perspektiven. Als Ort für einen offenen Dialog und Wissenstransfer sind die Ausstellungen stets begleitet von einem umfangreichen Vermittlungsangebot wie etwa Führungen, Workshops, Künstler:innengesprächen und Stadtrundgängen. Für seine Arbeit wurde das Museum 1997 mit dem Kulturpreis der Landeshauptstadt Wiesbaden ausgezeichnet und ist heute eine international anerkannte Einrichtung im Herzen Wiesbadens.

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