Viele Fragmente – abwechslungsreiche Geschichte
Die Universitätsbibliothek Leipzig bewahrt eine Handschrift der schiitischen Ismailiten auf. Wissenschaftler vom Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie in Mannheim untersuchten die Handschrift im Rahmen eines Projekts der Deutschen Forschungsgemeinschaft – mit einem interessanten Ergebnis.
Das „Buch des Schmucks“ (Kitāb az-Zīna) ist eine arabische Religionsenzyklopädie aus dem frühen 10. Jahrhundert. Sie wurde im Nordiran von Abū Ḥātim ar-Rāzī verfasst, der zu den Missionaren der Ismailiten zählte. Diese schiitische Splittergruppe versuchte damals das ihrer Meinung nach unrechtmäßige Kalifat in Bagdad zu stürzen.
Fragmente dieser lexikografischen Enzyklopädie sind in einer mehrteiligen Handschrift der Universitätsbibliothek Leipzig enthalten. Vor ihrer Restaurierung war der fragmentarische Charakter der Handschrift deutlich zu sehen: Fehlende Buchdeckel, verschiedene Schreiberhände am Anfang, Ende und im Hauptteil sowie zahlreiche lose Blätter. „Es ist zwar keineswegs selten, dass Blätter einer Handschrift fehlen und verschiedene zuvor eigenständige kodikologische Einheiten zusammengebunden und zum Beispiel Teile von Textblock oder Einband ersetzt wurden, aber das Ausmaß der Eingriffe bei dieser Handschrift ist relativ hoch. Dies deutet auf eine abwechslungs- und verlustreiche Geschichte hin, die sich jedoch nur schwer rekonstruieren lässt“, erklärt Cornelius Berthold, ehemaliger wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft „Differenz und Subversion“, in dessen Rahmen diese Handschrift in den vergangenen Jahren erforscht wurde.
Eine private Leipziger Restaurierungsfirma führte 2006 die Restaurierung durch, denn aufgrund des nicht vorhandenen Einbandes waren sehr starke mechanische Schäden vorhanden. Ein Wasserschaden rief rötliche Verfärbungen auf den Buchseiten und folgenden Schimmelbefall hervor. Die Buchseiten wurden durch Anwendung der Papieranfasertechnik stabilisiert, der Buchblock neu geheftet und ein neuer orientalisch brauner Ledereinband mit Steg und Klappe nachempfunden.