30.03.2016

Projekte

„7 Most Endangered“

Foto: Patrick Donabédian

Europa Nostra benannte Mitte März im Rahmen des Programms „7 Most Endangered“ sieben gefährdete Kulturstätten in Europa. Diese sollen nun gerettet werden. Die Lagune von Venedig ist besonders bedroht und wurde zusätzlich als gefährdetes Kulturerbe aufgerufen.

Europa Nostra und das Institut der Europäischen Investitionsbank (EIB-I) riefen 2013 die Initiative „7 Most Endangered“ ins Leben. Ein international besetzter Beirat, dem Historiker, Archäologen, Architekten, Denkmalschützer und Finanzfachleute angehören, wählte auch dieses Jahr aus einer Vorauswahl die gefährdeten Denkmaler für 2016 aus. Im Folgenden ein Überblick:

Archäologische Stätte von Jereruk und das Dorf Ani Pemza, Armenien

Auf einem Felsplateau in der Nähe der türkisch-armenischen Grenze befindet sich Jereruk, einst eine Kirche aus dem 6. Jahrhundert und Pilgerziel der Region. Das Dach der Basilika stürzte ein, und das Gebäude wurde durch Erdbeben schwer beschädigt. Auch das Areal um die Basilika – das unter anderem Überreste von Grabmälern, ein Mausoleum und frühchristliche Skulpturenfragmente versammelt – ist stark gefährdet verloren zu gehen, bevor es untersucht und dokumentiert wurde.

Seefestung Patarei in Tallinn, Estland

Die Seefestung an der Küste in Tallinn, von 1829 bis 1840 erbaut, ist das größte Verteidigungsareal im klassischen Stil in Estland. Das Gebäude stand mehrere Jahrzehnte leer und fiel Vandalismus zum Opfer. Die Hauptgefahren für Patarei sind das raue Klima und die fehlende Instandhaltung: Dach und Fenster sind stark beschädigt. So dringt durch das Dach Wasser ein und gefährdet Holzkonstruktionen und Kalksteinwände. Viele Bereiche sind deshalb aus Sicherheitsgründen geschlossen. Wird der schnelle Zerfall nicht gestoppt, sind die Gebäude unwiederbringlich verloren.

Helsinki-Malmi Flughafen, Finnland

Der Helsinki-Malmi Flughafen ist einer der besterhaltenen und immer noch aktiven Flughäfen der Welt aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg. Der Flughafen wird aktuell von einem neuen Entwicklungsprojekt gefährdet: Der Masterplan der Stadt Helsinki sieht für das Gelände eine neue Nutzung als Wohnanlage vor, die ab 2020 erstellt werden soll.

Colbert-Brücke in Dieppe, Frankreich

Die Colbert-Brücke, Ende des 19. Jahrhunderts erbaut, ist als letzte große Schwingbrücke Europas mit ihrem originalen hydraulischen Mechanismus immer noch in Betrieb: Täglich überqueren die Brückenkonstruktion 12.000 Kraftfahrzeuge und 1.800 Fußgänger. Sie wurde nur wenig instandgehalten, die Hydraulik müsste restauriert werden.

Kampos der Insel Chios, Griechenland

Früher bestand der Kampos von Chios, ein halbländliches Gebiet innerhalb der Stadtgrenzen von Chios, aus mehr als 200 Landgütern mit Obstgärten, Villen und Kirchen. Das derzeitige städtische Gefüge setzt sich aus Gebäuden des 14. bis 18. Jahrhunderts und neoklassischer Architektur vom Beginn des 20. Jahrhunderts zusammen. Die Eigentümer können ihre Anwesen nicht unterhalten. Bedingt durch die Verordnungen des Flächennutzungsplans von Chios aus dem Jahr 2008 werden die Anwesen inadäquater genutzt.

Kloster St. Antonius von Padua, Extremadura, Spanien

St. Antonius von Padua wurde im späten 15. Jahrhundert erbaut und Mitte des 17. Jahrhunderts instandgesetzt sowie erweitert. Es besitzt eine gotische Kirche und ein Kloster im Stil der Renaissance, 1991 wurde der Gebäudekomplex als Baudenkmal anerkannt. Trotzdem befindet es sich heute in einem fortgeschrittenen Zustand des Verfalls.

Altstadt von Hasankeyf mit Umgebung, Türkei

Die 12.000 Jahre alte Siedlung von Hasankeyf liegt am Tigris im Südosten der Türkei und besitzt eine reiche multikulturelle Vergangenheit. Neolithische Gräber, römische Ruinen und mittelalterliche Monumente werden jedoch von dem geplanten Staudamm von Ilisu stark bedroht. Der mögliche Verlust durch den Staudamm wird auf 80 Prozent geschätzt.

Die Lagune von Venedig, Italien

Die bekannteste Lagune Europas ist eines der wichtigsten Ökosysteme im Mittelmeer. Sie steht mit der Stadt Venedig auf der Liste des Welterbes der UNESCO. Trotz aller Bemühungen ist die Lagune durch wachsenden Verkehrsfluss bedroht, vor allem durch die großen Container- und Kreuzfahrtschiffe, das Ausbaggern immer tieferer Kanäle, die Erosion des Lagunenbodens und der Salzwiesen, durch Umweltverschmutzung und den industriellen Fischfang. All das gefährdet ihre Unversehrtheit und ihre Existenz als solche und setzt damit die Stadt Venedig einer großen Gefahr aus. Auf Empfehlung internationaler Spezialisten wurde die Gefährung der Lagune und der Stadt Venedigs von Europa Nostra besonders betont.

Diese Denkmäler sind entweder aus Mangel an finanziellen Mitteln beziehungsweise an Fachkenntnissen oder durch Vernachlässigung respektive falsche Planung stark gefährdet, sodass schnelles Handeln von Nöten ist. Es sind Expertenreisen zu den Stätten geplant und für Ende des Jahres sollen mögliche Maßnahmenpläne vorgelegt werden.

Detaillierte Informationen können Sie hier einsehen.

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