Die Initiative „7 Most Endangered“ stellt jedes Jahr eine Liste von sieben gefährdeten Monumenten in Europa auf und kümmert sich um deren Erhalt. Jetzt wurden weitere gefährdete Denkmäler für 2014 ausgewählt.
„7 Most Endangered“ wurde im Januar 2013 von Europa Nostra und dem Institut der Europäischen Investitionsbank als Gründungspartner gestartet.
Ein international besetzter Beirat, dem Historiker, Archäologen, Architekten, Denkmalschützer und Finanzfachleute angehören, wählte die gefährdeten Denkmäler für 2014 aus elf vorgeschlagenen Stätten aus. Antragsteller waren Bürgerinitiativen und öffentliche Einrichtungen aus ganz Europa.
Die gefährdeten Denkmäler sind: Der historische Bühnenmechanismus des Bourla Theaters in Antwerpen in Belgien, die Stadtteile Dolcho und Apozari von Kastoria in Griechenland, die Zitadelle von Alessandria in Italien, das Glockenspiel des Palastbaues in Mafra in Portugal, die Holzkirchen im südlichen Transsilvanien und der Kleinen Walachei in Rumänien, die Siedlung Bunte Reihe in Insterburg/Chernyakhovsk in Russland und die Synagoge in Subotica in Serbien.
Diese Denkmäler sind entweder aus Mangel an finanziellen Mitteln oder Fachkenntnissen oder durch Vernachlässigung oder falsche Planung gefährdet. Denkmal-Spezialisten von Europa Nostra und Finanzexperten von dem Institut der Europäischen Investitionsbank werden die sieben Denkmäler im Herbst zusammen mit den Antragstellern besuchen. Die Teams werden die Stätten bewerten und dazu beitragen, dass durchführbare Lösungen in enger Kooperation mit nationalen und lokalen öffentlichen und privaten Institutionen gefunden werden. Rettungsaktionen werden während und nach den Sommermonaten in Angriff genommen und Aktionspläne bis Ende des Jahres vorgestellt.
Das Projekt basiert auf dem Programm „US National Trust for Historic Preservation“, das eine Prioritätenliste von gefährdeten Denkmälern aufstellt und gleichzeitig Pläne erarbeitet, wie sie erhalten werden können.
Historischer Bühnenmechanismus des Bourla Theaters in Antwerpen, Belgien
Das Bourla ist das letzte städtische Theater in Europa, das noch über einen historischen Bühnenmechanismus von 1834 verfügt. Die Theatergruppe Het Toneelshuis, die das Theater zurzeit nutzt, möchte den historischen und noch funktionierenden Bühnenmechanismus im Turm und unter der Bühne entfernen lassen und durch ein neues System ersetzen. Die Stadt Antwerpen, Eigentümer des Theaters, hat eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben mit dem Ziel die Technik zu erhalten, aber zu modernisieren.
Wird die Originaltechnik entfernt, gibt es in Europa kaum mehr ein Haus, das mit den Mitteln des 19. Jahrhunderts authentische Aufführungen leisten kann, die Technik wäre verloren. Sollte es gelingen, sie zu erhalten, könnte das Bourla zu einem europäischen Zentrum für historisch-authentische Aufführungstechnik werden, an dem unter tatsächlichen Bedingungen studiert werden könnte.
Holzkirchen in Süd-Transsilvanien und der nördlichen Kleinen Walachei, Rumänien
Diese Holzkirchen wurden vom 18. bis 19. Jahrhundert in traditioneller Bautechnik mit Holz aus Rumäniens Wäldern gebaut. Sie haben einen einfachen Baukörper, der von einem hohen Dach dominiert wird. Im Inneren finden sich Gemälde auf Holz oder Fresken in Kalkputz. Trotz ihrer historischen, sozialen und kulturellen Bedeutung sind zahlreiche Kirchen während der vergangenen Jahrzehnte vernachlässigt worden. Einige von ihnen wurden zu Friedhofskapellen, andere sind durch falsche Restaurierungsmaßnahmen bedroht.
Die örtlichen Gemeinden haben versucht, diese Bauten zu erhalten und sie neu zu nutzen, aber das bedarf ebenso einer nationalen und europäischen Unterstützung. Die Restaurierung dieser Kirchen würde zu einem Erhalt alter Handwerkstechniken, alter Materialien und Konstruktionstechniken beitragen, zusätzlich aber auch zur Ausbildung junger Menschen.
Siedlung „Bunte Reihe“ in Insterburg (Chernyakhovsk), Russland
Die Wohnsiedlung „Bunte Reihe“ mit 17 Häusern von 1924 ist das einzige erhaltene Beispiel früher Arbeiten des deutschen Architekten Hans Scharoun im früheren Ostpreußen. Sie ist ein Prototyp modernen Wohnbaues und viele Original-Details sind noch erhalten. Die Siedlung ist ein direkter Vorgänger anderer Projekte im sozialen Wohnungsbau in Deutschland, wie z. B. der Siemensstadt in Berlin. Obwohl an der Siedlung kaum Erhaltungsmaßnahmen durchgeführt wurden, sind die Häuser immer noch in Nutzung und werden als Wohnraum geschätzt.
Dank der Forschung und des Engagements einer kleinen Gruppe haben die Behörden durch Aufnahme in die Denkmalliste erste Schritte unternommen, die Siedlung zu erhalten, jedoch war es nicht möglich, dafür von Russland oder Deutschland ausreichend finanzielle Mittel zu erhalten. Eine komplette Renovierung der Wohnsiedlung Bunte Reihe und der Aufbau eines Forschungszentrums würde den Tourismus stärken und die lokale Wirtschaft unterstützen.