Die Venezianer leben seit Jahrhunderten mit Hochwasser
Seit gestern steht Venedig durch heftige Regenfälle unter Wasser. Das Hochwasser heute Nacht hat seit Jahrzehnten Höchststand erreicht. 1987 erklärte die UNESCO Venedig sowie die dazugehörigen Lagunen zum Weltkulturerbe der Menschheit
Seit Jahrhunderten versuchen die Venezianer, ihre Stadt vor dem Wasser zu schützen. Denn immer wieder kommt es zu Überschwemmungen und Hochwasser – gestern Abend kurz vor Mitternacht stieg das Wasser in der Lagunenstadt auf 187 cm über dem Meeresspiegel und erreichte damit den höchsten Wert seit der großen Überschwemmung im Jahr 1966. Der Markusplatz in der UNESCO-Welterbestadt ist vollkommen überflutet. Auch in den Markusdom drang das Wasser ein. Das Mauerwerk ist angegriffen. „Wir versuchen, den Schaden in Grenzen zu halten“, berichtet Pierpaolo Campostrini, der Ingenieur der Basilika. Wetterbesserung ist heute kaum in Sicht, in ganz Italien regnet es seit Tagen. „Wir sehen uns mit einem Hochwasser konfrontiert, das mehr als außergewöhnlich ist“, ließ der Bürgermeister Luigi Brugnaro verlauten.
Venedig wurde im Laufe der Geschichte immer wieder von Hochwasser heimgesucht. Zuerst überflutet das sogenannte Acqua alta den niedrig gelegenen Markusplatz. Wird die kritische Marke von 1,10 Meter überschritten, stehen auch in den übrigen Stadtvierteln die historischen Palazzi unter Wasser. Nach einem genau festgelegten Plan werden dann Stege in der Altstadt befestigt sowie Fußböden und Gehwege seit Jahrhunderten erhöht, damit Venedig begehbar bleibt. Blechbarrieren schützen die Eingänge.
1966 erlebte Venedig das schlimmste Hochwasser: Damals stiegen die Pegel auf 194 Zentimeter über dem Meeresspiegel. Die UNESCO schaltete sich ein. Große Summen für den Erhalt von Baudenkmälern und historische Stätten sowie für Forschungsprojekte wurden gestiftet.
Schon im 16. Jahrhundert baute man Wehre und Dämme in der Stadt, um die Lagune vom Meer abzuschotten. Für das vermehrte Hochwasser ist der Klimawandel und der damit verbundene Anstieg der Meeresspiegel verantwortlich. Ein weiteres Problem ist, dass Venedig jedes Jahr einige Millimeter mehr im Jahr in die Lagune sinkt – in den letzten zehn Dezennien waren es um die 20 Zentimeter.