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Ethnologische Museen und Sammlungen stehen vor zahlreichen Herausforderungen. Viele der präsentierten Objekte stammen aus kolonialen Kontexten, wodurch sich zentrale Fragen für die Provenienzforschung ergeben. Zudem wurden die Sammlungen überwiegend aus einer eurozentrischen Perspektive aufgebaut. Heute stehen die Museen vor der Aufgabe, ihre Bestände zu dekolonialisieren und den Dialog mit Vertreter:innen der Herkunftskulturen zu intensivieren, um eine angemessene und kontextualisierte Präsentation der Objekte zu gewährleisten.

Auch die Konservierung stellt eine große Herausforderung dar. Viele Exponate bestehen aus organischen Materialien, die besonders empfindlich auf Klimaschwankungen reagieren. Zusätzlich sind ethnologische Sammlungen verstärkt von Schäden durch Schädlinge bedroht. In dieser Ausgabe widmen wir uns ausführlich diesen vielfältigen Themen.


Sensible Debatte

Ethnologische Sammlungen stehen derzeit wie kaum ein anderer musealer Bereich im Zentrum internationaler Debatten. Sie sind gleichermaßen historische Archive, Forschungsgegenstand und Prüfstein ethischer Verantwortung. In dieser Ausgabe der Restauro widmen wir uns diesem hochaktuellen und zugleich sensiblen Thema – und fragen: Was heißt es heute außereuropäisches Kulturgut zu bewahren, zu erforschen und zu präsentieren?


Kritisch und partizipativ

Museen wie das Grassi Museum für Völkerkunde zu Leipzig gehen hier mutige neue Wege. Ihr Wandel hin zu einem „Netzwerkmuseum“ zeigt exemplarisch, wie der Dialog mit Herkunftsgesellschaften gelingen kann – kritisch, multiperspektivisch und partizipativ. Die Idee eines Museums als Raum für Austausch statt für einseitige Deutung ist zukunftsweisend.


Schweres Erbe

Doch auch die politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen bestimmen maßgeblich, wie mit kolonialem Erbe umgegangen wird. Während in Deutschland erste Rückgaben wie die der Benin-Bronzen erfolgt sind, fehlen in Österreich weiterhin klare gesetzliche Grundlagen. Die Forderung nach einer kohärenten, internationalen Restitutionspolitik wird lauter – und notwendiger.


Einzigartiger Federschmuck

Ein Blick auf das Weltmuseum Wien zeigt zudem, wie fragil und kostbar die Bewahrung einzelner Objekte sein kann: Der dort ausgestellte Federkopfschmuck aus Mexiko ist ein weltweit einzigartiges Kunstwerk – restauriert in einem binationalen Projekt, sorgsam überwacht, nicht transportfähig. Er steht sinnbildlich für die komplexen Fragen, die sich rund um Besitz, Verantwortung und kulturelle Zugehörigkeit stellen.


Respektvoller Umgang

Diese und viele weitere Themen erwarten Sie in dieser Ausgabe. Damit möchten wir die dritte Restauro des Jahres als Einladung zur differenzierten Auseinandersetzung mit ethnologischen Sammlungen – sowie als Plädoyer für einen respektvollen, offenen Umgang mit unserem globalen Kulturerbe – verstanden wissen. Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen und freue mich, wie immer, über Feedback.

Herzlichst,
Tobias Hager & Team

t.hager@georg-media.de

instagram: @restauro_zeitschrift

Das Heft gibt es hier im Shop.

Weiterlesen: Seit Jahren hofft Wien, seine Altstadt möge doch bald von der Roten Liste des UNESCO-Kulturerbes gestrichen werden.

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