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Die bayerischen Königsschlösser von Ludwig II. faszinieren, auch heute noch mit ihren Wasserspielen. Wie genau die Ingenieure 19. Jahrhunderts vorgingen, ist heute aber nicht mehr bis ins Detail bekannt. Umso erfreulicher ist es nun, dass die Bayerische Schlösserverwaltung über 200 historische Installationspläne für die Wasseranlagen der Schlösser Ludwig als Dauerleihgabe von der Firma „Gas- und Wasserleitungsgeschäft GmbH Stuttgart“ erhalten hat.

Dr. Alexander Wiesneth (Bayerische Schlösserverwaltung, links) und Roman Stadelmaier (Gas- und Wasserleitungsgeschäft GmbH Stuttgart) bei der Übergabe des Plankonvoluts
Dr. Alexander Wiesneth (Bayerische Schlösserverwaltung, links) und Roman Stadelmaier (Gas- und Wasserleitungsgeschäft GmbH Stuttgart) bei der Übergabe des Plankonvoluts. © Bayerische Schlösserverwaltung

Über eine außergewöhnliche Dauerleihgabe darf sich die Bayerische Schlösserverwaltung freuen: Die Firma „Gas- und Wasserleitungsgeschäft GmbH Stuttgart“ überlässt ihr über 200 historische Installationspläne zu den Schlössern König Ludwigs II. Das bedeutende historische Plankonvolut soll nun von der Bauabteilung der Bayerischen Schlösserverwaltung wissenschaftlich erforscht und erschlossen werden.
König Ludwig II. ist den meisten sicherlich als „Märchenkönig“ geläufig. Neben seinem tragischen Schicksal, das bis heute mystifiziert wird, sind es sicherlich die Schlösser, die er erbauen ließ, die die Menschen begeistern. Diese Schlösser, die der Monarch errichten ließ, waren ihrer Zeit in vielerlei Hinsicht weit voraus. Schon damals übten Ludwig und seine Bauwerke sie auf die Menschen einen besonderen Reiz aus. Bis heute sind Menschen weltweit von den Königsschlössern König Ludwig II. fasziniert und pilgern millionenfach nach Bayern, um diese sehen und besuchen zu können. Diese Faszination hängt mit Sicherheit auch damit zusammen, dass der König weder Kosten noch Mühen scheute, um sich seine Traumschlösser erbauen zu lassen. König Ludwig II. kann als äußerst technikaffin angesehen werden. In den Schlössern Neuschwanstein, Linderhof, Herrenchiemsee und dem Haus am Schachen finden sich viele technische Spielereien, unter anderem das berühmte „Tischlein-Deck-Dich“. Aber auch zahlreiche Licht- und Wasserspiele sind in den königlichen Schlössern sowie deren weitläufigen Parks zu entdecken. Der König machte sich technische Neuerungen seiner Zeit zunutze und zeigte sich äußerst fasziniert und begeistert von diesen. Das spiegelt sich insbesondere auch in der technischen Ausstattung seiner Schlösser und Parks wider, denn dort forderte er Höchstleistungen von allen am Bau Beteiligten. Nicht selten führten diese Höchstleistungen, die der Monarch von seinen Architekten und Ingenieuren einforderte zu innovativen Lösungen, die zum Teil auch später für eine breitere Masse genutzt wurden. Oftmals ließ er seine Planer reisen, um neueste Techniken und Innovationen aufzuspüren, besonders häufig wurden dabei die Weltausstellungen besucht. Dort wurden die neuesten Innovationen vorgestellt. So ist es kein Wunder, dass der König, um zu den gewünschten Ergebnissen zu kommen, sich auch nicht davor scheute, außerhalb seines Königreiches Lösungen und Planungen in Auftrag zu geben. So war ab 1874 beispielsweise das 1870 in Stuttgart gegründete „Gas- und Wasserleitungsgeschäft“ an den Planungen und den Bautätigkeiten an allen Königsschlössern und Parks König Ludwig II. beteiligt. Zahlreiche Aufträge ergingen an die Firma, es handelt sich dabei um kleinere Arbeiten aber auch größere Aufträge. Beauftragt wurden unter anderem die königliche Toilette auf Schloss Neuschwanstein, aber auch im Schlosspark Linderhof kam es zu umfangreichen Arbeiten. So war die Firma aus Stuttgart für die Warmwasserheizung für den See in der Venusgrotte und auch die Druckleitung für die große Fontäne im Schlosspark zuständig. Die aufwändigen Wasserspiele des Neuen Schlosses Herrenchiemsee stammen ebenfalls von der Stuttgarter Firma. Auch heute noch, und somit 150 Jahre nach ihrer Gründung, existiert die Firma. Zu ihren Auftraggebern gehören heute nicht mehr die bayerischen Königsschlösser, sondern vielmehr schwäbische Weltfirmen. Um so bemerkenswerter ist es, dass sich in ihrem Firmenarchiv die historischen Pläne erhalten haben.

Planzeichnung zur Heizungsanlge der Venusgrotte im Schlosspark Linderhof. © Bayerische Schlösserverwaltung / Florian Schröter
Planzeichnung zur Heizungsanlge der Venusgrotte im Schlosspark Linderhof. © Bayerische Schlösserverwaltung / Florian Schröter
Planzeichnung der Wasserversorgung des Latonabrunnen im Schlosspark Herrenchiemsee, Detail © Bayerische Schlösserverwaltung / Florian Schröter
Planzeichnung der Wasserversorgung des Latonabrunnen im Schlosspark Herrenchiemsee, Detail © Bayerische Schlösserverwaltung / Florian Schröter

Historischer Schatz

Im Firmenarchiv der Stuttgarter hat sich ein besonderer historischer Schatz bewahrt: Eine bedeutende Anzahl historischer Installationspläne, die anlässlich der Baumaßnahmen für die bayerischen Königsschlösser entstanden sind. Die Firma die heute unter dem Namen „Gas- und Wasserleitungs-Geschäft GmbH Stuttgart“ firmiert, hat diese der Bayerischen Schlösserverwaltung als Dauerleihgabe überlassen. Dr. Alexander Wiesneth, der das Plankonvolut für die bayerische Schlösserverwaltung in Empfang genommen hat und diese auch wissenschaftlich bearbeiten wird, äußert sich wie folgt: „Die Pläne geben einen faszinierenden Einblick in die Ingenieurskunst des 19. Jahrhunderts an den König Schlössern, der in diesem Umfang und Detaillierungsgrad noch nicht bekannt war.“
Besonders faszinierend ist, dass die Quellfassungen, Wasserleitung oder auch technischen Brunnenanlagen bis ins kleinste Detail und mit einer hohen Kunstfertigkeit, die heute so nicht mehr anzutreffen ist, dargestellt wurden. Dabei verwendeten, die Zeichner Bleistift und Tusche und aquarellierten die Pläne schließlich noch aufwendig. Die Pläne sind so kunstvoll ausgestaltet, dass sie fast schon selbst als Kunstwerke durchgehen. Die Bauteile für die Anlagen wurden in Stuttgart gefertigt und mithilfe von Zügen nach Neuschwanstein, Linderhof oder Herrenchiemsee transportiert. Da heute viele dieser Installationen verloren sind, stellt der Planbestand einen besonders kostbareren historischen Schatz und wertvolles Dokument für die Forschung dar.
In einem ersten Schritt wird die Bauabteilung der bayerischen Schlösserverwaltung nun eine fundierte Restaurierung durchgeführt. Es folgen dann die Inventarisierung sowie eine umfangreiche Erforschung, der über 200 Zeichnungen des Planbestands. Das Ziel ist es, diesen bedeutenden Schatz wissenschaftlich aufzuarbeiten und ihn so dauerhaft erhalten zu können. Ein besonderer Dank der Bayerischen Schlösserverwaltung gilt dabei der Stuttgarter Firma, die ihr diese einzigartige Dauerleihgabe zukommen lässt.

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