Das Institut für Konservierung und Restaurierung an der Universität für angewandte Kunst Wien unter der Leitung von Professorin Gabriela Krist ist weit über die Grenzen Österreichs mit Ausbildungskooperationen und Restaurierungsprojekten aktiv. Gestern Abend wurde es mit einem UNESCO-Lehrstuhl ausgezeichnet

 

Das Institut für Konservierung und Restaurierung an der Universität für angewandte Kunst Wien unter der Leitung von Univ.-Prof. Mag. Dr. Gabriela Krist wurde gestern Abend mit einem UNESCO-Lehrstuhl für den Einsatz zur Erhaltung von Welterbestätten in Asien ausgezeichnet. Die offizielle Eröffnung und Übergabe des Lehrstuhls im Rahmen der Finissage der Nepal-Ausstellung „Preserving a Legacy“ im Heiligenkreuzer Hof in Wien statt. Anwesend waren Rektor Dr. Gerald Bast, Dr. Sabine Haag, Präsidentin der Österreichischen UNESCO-Kommission und Peter Wells, Chief Section of Higher Education, UNESCO Paris. International ist das Institut seit zwei Jahrzehnten auch um die Erhaltung von Kulturgütern in Asien bemüht. Dieses Engagement in fünf asiatischen Schwerpunktländern ist im opulenten Bildband „Beyond Borders“ dokumentiert, der gestern Abend Abend vorgestellt wurde. Weltweit gibt es über 700 UNESCO-Lehrstühle, in Österreich sind es nun sieben.

„Wir freuen uns sehr, mit Professorin Gabriela Krist eine neue Lehrstuhlinhaberin im UNESCO-Netzwerk begrüßen zu dürfen“, erklärt Sabine Haag, Präsidentin der Österreichischen UNESCO-Kommission und Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museum Wien. „Das Institut für Konservierung und Restaurierung zeichnet sich für das Engagement in der Restaurierung von Welterbestätten aus und ist sehr bemüht, in verschiedenen Ausbildungsformaten, dieses Wissen auch international zu teilen und weiterzugeben. Bedeutendes kulturelles Erbe braucht weltweite Unterstützung, Pflege und Schutz, um es an zukünftige Generationen weiterzugeben. Wir danken Gabriela Krist und ihrem Team für ihr Bemühen, ihre Expertise und ihre Leidenschaft, kulturelles Erbe nachhaltig zu erhalten.“

Die neue UNESCO-Lehrstuhlinhaberin, Gabriela Krist, freut sich sehr über die Auszeichnung: „In Asien gibt es meist keine Studien- und Ausbildungsprogramme, die Konservierung und Restaurierung auf akademischem Niveau vermitteln. Daher fehlen hier Restaurierexperten und auch vielfach das Verständnis für aktuelle Strategien zur Erhaltung des materiellen kulturellen Erbes. Das Institut für Konservierung und Restaurierung der Angewandten sieht es als seine Verpflichtung, derzeit entstehende Restaurierungsprogramme zu unterstützen und zukünftige Lehrende der Restaurierung entsprechend auszubilden. Darüber hinaus engagieren wir uns, Restaurierungsprojekte in unseren Schwerpunktländern – Indien, Nepal, Mongolei und Thailand – gemeinsam mit unseren Partnern und vorzugsweise an UNESCO-Welterbestätten modellhaft durchzuführen, die in Zukunft als Referenzprojekte dienen können.“

Der UNESCO-Lehrstuhl an der Angewandten bildet nun den offiziellen Rahmen, um die Arbeit des Instituts für Konservierung und Restaurierung an den Welterbestätten zu unterstützen und sichtbar zu machen. Dazu zählen unter anderem die Restaurier- und Wiederaufbauarbeiten am Königspalast in Patan, Nepal, einem UNESCO Weltkulturerbe.

Nepal steht auch im Mittelpunkt der Ausstellung „Preserving a Legacy – Four Generations of Nepali Artists & The Institute of Conservation in Patan, Nepal“. Der Lehrstuhl an der Angewandten wird sich außerdem in bestehende Veranstaltungsformate der UNESCO einbringen und hier Einblicke in aktuelle Strategien zur Konservierung und Restaurierung geben. Darüber hinaus wird man sich mit den anderen Lehrstühlen verschränken und Studierenden und Absolventen sowie Studierenden anderer Institutionen die Möglichkeit einer Plattform bieten, um Fragen zu Kulturerbe im interdisziplinären Kreis zu diskutieren, erläutert Gabriela Krist.

Am Institut für Konservierung und Restaurierung werden seit Jahrzehnten im Rahmen eines fünfjährigen Diplomstudiums angehende Restauratoren ausgebildet. Das Studium ist praxisorientiert, und die Studierenden profitieren von der Arbeit an Originalen. Das spiegelt sich in einer exzellenten Absolventenperformance wider. Auch international ist das Institut gut aufgestellt. Bis heute wurden 18 internationale Trainings-Workshops in Indien (Nako, New Delhi und Trivandrum), in der Mongolei und in Thailand im Rahmen von bestehenden Kooperationsabkommen organisiert. Außerdem erfolgten 18 mehrwöchige vor-Ort Restaurierungskampagnen in Indien und Nepal sowie zahlreiche Konferenzen und Symposien in China, Indien und Österreich. Seit 2013 organisiert das Institut internationale Summer Schools zur Vermittlung der Prinzipien zur Sammlungspflege und Konservierung an internationale Studierende.

Gabriela Krist leitet seit 1999 das Institut für Konservierung und Restaurierung der Universität für angewandte Kunst Wien, an der sie zwischen 1999 und 2003 auch als Vizerektorin fungierte. Von 1994 bis 1999 war Krist stellvertretende Leiterin der Abteilung für Baudenkmalpflege des Bundesdenkmalamts. Sie studierte Restaurierung an der Akademie der bildenden Künste Wien und Kunstgeschichte an der Universität Wien und Salzburg, wo sie auch promovierte. Von 1981 bis 1986 war sie als Assistenzprofessorin an der Akademie der bildenden Künste an der Meisterklasse für Konservierung und Technologie tätig, danach Programme Officer des von der UNESCO gegründeten International Centre for the Study of Preservation and the Restoration of Cultural Property – ICCROM mit Sitz in Rom. Sie ist Trägerin des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst.

Der in der „edition angewandte“ erschienene Bildband „Beyond Borders Conservation Goes International“ präsentiert das jahrzehntelange Engagement von Gabriela Krist, ihren Kollegen und Studierenden, das kulturelle Erbe in Nepal, Indien, China, Thailand und der Mongolei zu erhalten. In zahlreichen Fotos, Momentaufnahmen des restauratorischen Alltags und aufschlussreichen Aufsätzen gibt Beyond Borders Einblick in die Herausforderung der Arbeit von Restauratoren. Sei dies im Dorf Nako, auf 4000 Meter Höhe im Himalaya gelegen, zur Restaurierung buddhistischer Tempel, oder bei Workshops in der Mongolei. Das Buch ist das erste Portrait der Arbeit von Restauratoren, das nicht nur die berufliche Seite, sondern auch persönliche und Horizont erweiternde Erlebnisse sowie die menschlichen Aspekte dieser großen Mission zeigt: Den Respekt und die Erhaltung des kulturellen Erbes der Welt. Gefordert sind dafür nicht nur Wissen, Expertise und Können, sondern auch Improvisationskunst, Einfühlungsvermögen, Kreativität, Flexibilität, aber auch großes Interesse an Kulturen und Kulturgut, dem Welterbe.

Weitere Informationen:

Gabriela Krist (Hg.): Beyond Borders. Conservation Goes International, edition angewandte, deGruyter, 2019

Ein mehrseitiges Porträt über das das Institut für Konservierung und Restaurierung an 
der Universität für angewandte Kunst Wien lesen Sie außerdem in unserem RESTAURO-Special 2: Österreich. Tradition und Aufbruch (2018), Ute Strimmer „Die internationalen Berater“, S. 31–33

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