Nach fast siebenjähriger Schließzeit kehrt eines der markantesten Bauwerke der Berliner Kulturlandschaft in die Öffentlichkeit zurück: Ab dem 25. Mai 2025 ist das Schloss auf der Pfaueninsel wieder für Besucher zugänglich. Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) feiert die Wiedereröffnung mit einem Festtag – dem „Inselsonntag für alle Sinne“. Der historische Bau ist dann dienstags bis sonntags von 10 bis 17:30 Uhr im Rahmen von Führungen zu besichtigen.

Ein Meilenstein der Denkmalpflege
Die Wiederherstellung des Schlosses zählt zu den anspruchsvollsten Projekten im Rahmen des zweiten Sonderinvestitionsprogramms (SIP 2), mit dem Bund und Länder bis 2030 rund 400 Millionen Euro zur Rettung preußischer Kulturgüter bereitstellen. Allein in die Sanierung der Pfaueninsel flossen rund 7,5 Millionen Euro. Die Hauptlast trug der Bund über den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Kulturstaatsminister Dr. Wolfram Weimer unterstrich die Bedeutung des Projekts: „Die UNESCO-Welterbestätte Pfaueninsel steht beispielhaft für die Synthese aus Natur und Kultur. Mit der Sanierung haben wir nicht nur ein Denkmal gesichert, sondern auch einen Ort bewahrt, an dem preußische Geschichte lebendig wird.“
Rückzugsort des Königs
Errichtet zwischen 1794 und 1795 durch Johann Gottlieb Brendel im Auftrag König Friedrich Wilhelms II. und seiner Vertrauten Wilhelmine Encke, war das Schloss als ländlicher Rückzugsort konzipiert. Äußerlich stilisiert als „römische Kastellruine“, verbirgt sich hinter der hölzernen Staffage eine raffinierte Innenarchitektur des Frühklassizismus. Räume mit südseeinspirierten Dekoren und antikisierenden Details haben sich in nahezu authentischem Zustand erhalten – ein Unikat der Berlin-Brandenburger Kulturlandschaft.
Schon früh wurde das Schloss museal genutzt: Ab 1840 war es ausschließlich Ausflugsziel und Schauobjekt, nachdem es zuvor von der königlichen Familie für Aufenthalte genutzt worden war.
Dringlicher Sanierungsbedarf
Seit der letzten großen Sanierung in den 1970er Jahren hatten Witterungseinflüsse die Holzverschalung und das Fachwerk schwer geschädigt von Schloss Pfaueninsel. Schadstoffe in Altanstrichen, durchfeuchtete Keller, brüchige Fenster, marode Dachpartien und ein stark beschädigtes Interieur machten eine umfassende Instandsetzung unausweichlich. Besonders die Wand- und Deckenmalereien, die textilen Bespannungen und das originale Mobiliar litten unter Schimmel, Schädlingsbefall und klimatischen Schwankungen.
Interdisziplinäre Meisterleistung
Ab 2021 arbeitete ein Team aus Architekten, Restauratoren, Kunsthistorikern und Naturwissenschaftlern an der Substanzsicherung und Restaurierung. Ziel war es, den ästhetisch gealterten Zustand weitestgehend zu bewahren. Unter höchsten Sicherheitsstandards wurden schadstoffbelastete Materialien rückgebaut, historische Techniken erforscht und originale Werkstoffe wiederverwendet.
Die Sanierung umfasste:
- Rekonstruktion der Holzverschalung mit historischer Fassung,
- Erneuerung der Zinkdachhaut und Installation effektiver Entwässerung,
- Instandsetzung des Fachwerks, inklusive Schwellhölzern und Traufen,
- Restaurierung der Eisengussbrücke mit Metalock-Verfahren,
- Konservierung der Innenräume, u. a. durch Lasertechnik, Tüllverspannung und punktuelle Furnierrestaurierung,
- Pflege der mobilen Ausstattung, darunter Möbel, Leuchter, Porzellan und Textilien,
- Anpassung der Infrastruktur, etwa durch neue Lüftung, Sanitäranlagen und Lichtschutz,
- landschaftliche Wiederherstellung von Wegen, Rasen und Gefälle.
Neues Wandbild – Kunst als Zeitzeugnis
Ein künstlerischer Höhepunkt der Wiedereröffnung ist das neue Wandbild an der Südwestfassade. Das Street-Art-Duo VIDEO.SCKRE (Julia Heinisch und Frederic Sontag) gewann den 2024 ausgelobten Wettbewerb der SPSG und schuf eine zeitgenössische Interpretation des historischen Fassadenschmucks. Das Werk tritt in den Dialog mit der Tradition: Schon zur Erbauungszeit war die Nische durch ein illusionistisches Gemälde akzentuiert, das später mehrfach ersetzt wurde.
Umfangreiches Rahmenprogramm
Die Restaurierungsarbeiten werden im März 2026 wissenschaftlich dokumentiert. Eine Fachpublikation und eine interdisziplinäre Tagung sollen die Ergebnisse für die Fachwelt zugänglich machen.
Ab dem 25. Mai 2025 ist das Schloss Pfaueninsel wieder geöffnet. Führungen finden Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17:30 Uhr statt. Tickets (8 €, ermäßigt 6 €) sind ausschließlich vor Ort erhältlich. Informationen zum „Inselsonntag für alle Sinne“ finden Interessierte unter hier.